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Kompensationen

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Textdaten
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Autor: Ludwig Pfau
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Titel: Kompensationen
Untertitel:
aus: Die zehnte Muse. Dichtungen vom Brettl und fürs Brettl. S. 172–173
Herausgeber: Maximilian Bern
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1904
Verlag: Otto Eisner
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Erscheinungsort: Berlin
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Quelle: Commons = Google-USA*
Kurzbeschreibung:
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[172]

Kompensationen.

Ich liebe die deutsche Gründlichkeit,
Sie kann keinen Apfel essen,
Sie wisse denn, von welchem Baum
Sein Urkern fiel vordessen.

5
Sie denkt und denkt, doch bis sie sich

Das tiefe Wissen erworben –
Die Aepfel sind verfault seit lang,
Die Menschen sind gestorben.

[173]

»Doch« – spricht sie – »es ist besser so,

10
Dass die Schweine die Aepfel fressen,

Als dass wir sie selbst ohne Vorbedacht
Und ohne Nachbedacht essen.

Jetzt können wir unsern deutschen Schmerz
Doch klagen, und das ist lyrisch;

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Doch zu geniessen so gradezu,

So ohne Vernunft, ist tierisch.«

Schad’ ist’s, dass Adam kein Deutscher war,
Er hätte so lang nicht gebissen,
Bis er die Zähne verloren hätt’ –

20
Wir würden von Not nichts wissen.


Drum lieb’ ich die deutsche Gründlichkeit,
Die leider zu spät geboren;
Hat sie zu kurze Beine auch,
So hat sie doch lange Ohren.

Ludwig Pfau.