Kriegerehrung

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Textdaten
Autor: Karl Reinecke-Altenau
Illustrator: Karl Reinecke-Altenau
Titel: Kriegerehrung
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Herausgeber: Karl Reinecke-Altenau
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Erscheinungsort: Harz
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Quelle: Allgemeiner Harz-Berg-Kalender für das Schaltjahr 1920
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Kriegerehrung.
Vergiß, mein Volk, die treuen Toten nicht.

     Allmählich ebben die Fluten der Wirrsale ab. Und allgemach kann der unruhig hin- und hergeworfene Mensch wieder Einkehr halten bei sich selbst. Die Blicke gehen zurück. Langsam mag da bei vielen auch der Gedanke dämmern, daß wir ob aller Unruhe und Tanzereien eigentlich bisher recht wenig an die Dankes- und Ehrenpflicht gedacht haben, die wir unseren Gefallenen schulden. Allen jenen, die. Uns Freund und Bruder waren, die mit uns einst in schöneren Tagen durch unsere Täler und Höhen streiften, und die nun fernab der grünen Heimat nach Kampf und Not irgendwo in fremden Landen den ewigen Schlaf schlafen. Irgendwo in Flandern, irgendwo in Rußlands weiten Steppen, irgendwo unter der sengenden Sonne des Orients, irgendwo im Meere. Ihre Grabstätten vergehen. Und Wind und Wetter löschen die Namen uas, die treuer Kameraden Hände auf ihre armseligen Holzkreuzlein schrieben. Und dann sind die draußen vergessen.

      Sollen Sie auch daheim vergessen sein? Nimmermehr! Nun ist es an dir, duHarzheimat, das Andenken dieser deiner Gefallenen, – deiner Söhne! – festzuhalten. – Dir, du Harzheimat, und alle dem, was du an Teurem, Liebem und Heiligem umschließt, galt ihr Träumen, galt sicher ihr letzter Wunsch, ihre allerletzte wehe Sehnsucht. Sei ihnen dankbar. Setze ihnen ein schönes und würdiges Mal, das ihre Namen für alle Zeiten festhält. Es braucht kein mit großen Kosten hergestelltes Prunk- und Prachtstück zu sein. Das Einfachste und Schlichteste ist auch hier das Schönste. Es entspricht dem Geiste wahren Heldentums. Eine schlichte Gedenktafel, in einem stillen, zum Heldenhain geweihten Walde aufgestellt, kann ungleich eindrucksvoller und erhabener wirken als irgend ein pomphaftes Denkmal, das viel Geld gekostet hat. Aber hütet euch davor, irgendwelche geschmacklosen Marktware zu erwerben, die euch diese oder jene geschäftstüchtige Firma in wunderschönen Katalogen vorführt und mundgerecht zumachen versucht. Nur das nicht! Damit nicht wieder so ein Denkmalselend über uns hereinbricht wie nach 70/71, wo man gegossene Germaniafiguren, Adler usw. dutzendweise in dergleichen Aufmachung finden konnte und ein Kriegerdenkmal wie das andere aussah. Wenn das heute wieder so würde, würde das ein böses Zeichen von erbärmlicher kulturlosigkeit. [15] Nein, jede Ortschaft muß ihr ganz persönliches, ganz eigenes Gedenkmal haben, das sich sonst nirgends wieder findet. Unsere Zeit verlangt eben etwas anderes. Wir wollen zeigen, daß uns die 50 Jahre seither auf eine höhere Kulturstufe gebracht haben. Aber was brauchen es denn auch Germaniafiguren zu sein! Ihr habt Steine, Steinblöcke und Felsen in Hülle und Fülle. An Werkstoff leidet ihr keinen Mangel. Und um einen günstigen Platz braucht ihr auch nicht verlegen zu sein. Da seid ihr ungleich günstiger gestellt als das flache Land. Also: alles ist vorhanden, nur zugefaßt! Wollt ihr einige Ratschläge hören, so seien euch folgende gegeben:

  1. Nehmt nur bodenständige Werkstoffe. Baut dort keine Sandsteinmale,wo in euren Bergen Granit, Basalt oder Grauwacke wächst. Und um Himmelswillen keinen welschen Marmor!
  2. Beachtet die Form! Sie ist neben der Materialfrage eine sehr wichtige. Ein einfacher, machtvoller Granitblock, behauen oder unbehauen; eine gemauerte, stumpfe und wuchtig wirkende Säule (nur keine Obelisken oder gar abgebrochene Masten!); ein massiges Steinkreuz, das sind hier die besten Lösungen. Eine einfache Steintafel oder ein zum Denkmal hergerichteter Felsen tuts auch. Die Namen werden tief oder erhaben in den Stein gehauen. Wo das nicht angängig ist, laßt eine gegossene oder getriebene Eisen- oder (was das Schönste wäre) Bronzeplatte in den Stein hinein. Eisenhütten, die das machen können, gibts ja mehrfach. Mit Schmuck seid vorsichtig und sparsam. Unnötige Schmuckstücke oder gar Schnörkeleien beeinträchtigen die wuchtige, erhabene Wirkung. Für Kirchen passen geschnitzte oder gemalte Holztafeln.
  3. Außerordentlich wichtig ist weiter die Platzfrage. Ein Denkmal kann noch so schön sein, es wirkt nie, wenn es nicht auf den richtigen Platz gestellt ist. Darum seht euch in Ruhe nach einem würdigen Ort für euer Krieger-Ehrenmal um. Da habt ihr einen in den Ort vorspringenden Hügel mit ein paar Bäumen darauf; da habt ihr stille, alte Wälder, die wie geschaffen sind für Gedächtnishaine; ihr habt waldumrauschte Teiche, habt schöne Friedhöfe, habt stimmungsvolle Ecken und nischen an oder in eurer Kirche ein würdiger Platz ist immer zufinden. Sucht aber mit Sorgfalt und ohne Überstürzung. Die Hauptsache ist: Euer Heldenmal soll die Seele erheben und zu feierlicher Andacht stimmen, und das kann es nur, wenn es auch in die richtige Umgebung gestellt ist und mit ihr ein stimmungsvolles Ganzes ausmacht.

     Werkstoff, Form und Platz sind die drei Hauptfragen. Nun noch einige Winke, die zwar weniger wichtig, aber doch der Beachtung wert sind: Alles, was ihr selbst ausführen könnt, führt auch wirklich selber aus. Jeder[1] helfe freiwillig nach seinen Kräften und Gaben. Möge jeder seinen Ehrgeiz daran setzen, seinen Teil an der Arbeit beigetragen zu haben. Ihr spart große Kosten damit und stempelt euer Kriegermal zu einem wahrhaft volkstümlichen. Wer die tätige Mithilfe in irgend einer Form, sei es durch Arbeit oder Geld, verweigert, den möchte ich sehen, der so wenig Ehrgefühl aufbringt. Die Gefallenen haben für uns alle geblutet, mögen alle ihnen auch diesen wahrlich doch bescheidenen Dank zollen. – Nur eines beachtet: viele Köpfe, viele Sinne; darum muß ein Sachverständiger vorhanden sein, der die Angelegenheit in die Hand nimmt und nach einem Sinn leitet, damit nicht die Einheitlichkeit verloren geht. – Und nun mit aller Ruhe und ohne Überstürzung ans Werk. Bedürft ihr weiteren Rates, so wendet euch an die Schriftleitung dieses Kalenders, die zu jeder gewünschten Auskunft gern und unentgeltlich bereit ist, sofern euch ihr Rat angenehm erscheint.


  1. Handwerker, Bergmann, Maurer, Fuhrmann usw.)