Kurtze iedoch warhaffte Beschreibung deren geschehenen und gesehenen Wunder-Zeichen

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Titel: Kurtze iedoch warhaffte Beschreibung deren ietziger Zeit hin und her geschehenen und gesehenen Wunder-Zeichen/
Untertitel: Sonderlich aber Deren [...] häuffig niedergefallenen Heuschrecken/ Erschröcklichen Ungewittern/ Ungewöhnlichen Sturm-Winden/ und Andern denckwürdigen Begebenheiten
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Erscheinungsdatum: 1693
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: VD17 3:630244X
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Flugschriften des 17. Jahrhunderts
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[1]

Kurtze iedoch warhaffte Beschreibung deren ietziger
Zeit hin und her geschehenen und gesehenen
Wunder-Zeichen /
Sonderlich aber
Deren wie eine Wolcke und dicker Nebel häuffig nie-
dergefallenen Heuschrecken /
Erschröcklichen Ungewittern /
Ungewöhnlichen Sturm-Winden / und
Andern denckwürdigen Begebenheiten.


Was dieselben möchten bedeuten / und wessen man sich
darbey zu verhalten habe.


Leipzig gedruckt in diesem 1693. Jahr.


[2]

GEliebter Leser! Jemehr alle Tage neues geschicht / ie neubegieriger sind wir / etwas neuers zu erfahren: Was diesen Sommer durch wöchentlich / ja täglich / in Zeitungen vom Kriegs-Wesen eingelauffen / das hat man höchstbegierig erwartet und durchgelesen; Allein man hat alles sehr gering geachtet / ob es gleich mehr als zu groß / und ein Werck des Höchsten im Himmel / und der Grössesten hierunten auff Erden ist.

Denn lieber / ist es nicht ein grosses / Anderthalb mahl hundert Tausend Mann beyder Partheyen auf einen Platz in ein Land auf einmahl wider einander zusammen zu führen? Ist es nicht ein grosses / so viel Roß und Mann mit Wehr und Waffen / Muntirung und aller Zugehör auszurüsten? Ist es nicht ein grosses / vor so gewaltige Armeen Proviant und Lebens-Mittel beyzuschaffen / und mithin doch so viel verwüsten und verderben.

Alleine wer hat es bißhero groß geachtet? habens nicht die meisten in Wind geschlagen / klein geachtet / ja wohl gar nichts draus gemacht / und sich nur Friede / Friede träumen lassen / da doch nichts als Krieg von Gott und Menschen uns würcklich auf dem Nacken lieget.

Obwohl wir der grausamen Kriegs-Gewalt ein weniges entfernet / und also diese Last nur in etwas empfinden / so ist doch billig zu behertzigen / wie unsere arme höchstbedrängte Nachbarn / Reichs- und Glaubens-Genossen am Rheinstrohm und andern Orthen des Reichs nicht nur von allen dem ihrigen / welches alles erbärmlicher weise eingeäschert und verwüstet wird / gejaget / sondern auch so viele tausend Menschen / so wohl jung als alt / so jämmerlich umbs Leben gebracht werden.

Weil aber die überhäufften Sünden und der sündliche Unflat uns unsere Ohren verstopffet / die Augen verblendet / und das Hertz dermassen verhärtet / daß wir unsern eingebildeten und schnarchenden Hochmuth durchaus nicht erkennen / noch weniger die uns vor Augen schwebende höchstgefährliche Straffe Gottes behertzigen / und von unsern überhäufften Sünden abstehen wollen / so schicket uns der allgewaltige und von uns[1] höchlich erzürnte Gott ein fliegendes Heer von denen elendesten und verächtlichsten Creaturen ins[2] Land / nehmlich grosse Züge frembder Heuschrecken / welche aber ihrer Verächtligkeit ungeachtet dermassen erschröcklich / daß auch die grösten Schnarcher dieser Welt davor erzittern.

Dergleichen nun / und zwar in sehr ungewöhnlicher Grösse und gantz frembder Gestalt / wie die auf dem Titelblat abgebildete Figur einigermassen zeiget / sind nur jüngsthin in diesem Monat Augusto [3] in Ungarn / Oesterreich und Ober-Schlesien als eine dicke Wolcke oder dicker Nebel niedergefallen / und einer Stunde an Getreydig / Bäumen / Hopffen und andern Gewächsen sehr grossen Schaden gethan.

Eben dergleichen Schwarm / iedoch von unterschiedener Grösse / auch allerhand Farben / und theils mit sonderlichen Schildern und hohen Gewächsen auf den Köpffen / haben sich am 15. Augusti hin ein sehr grosser Zug aus Böhmen ins Voigtland zu Oelßnitz und Plauen so wohl in die Stadt als auch auffs Feld als eine dicke trübe Wolcken niedergelassen / und so wohl die Häuser als Gassen gantz bedecket / auch auf dem Felde alles Graß und was sie an Getreydig und andern Gewächsen angetroffen / in einer Stunde glatt hinweggefressen / und es so kahl gemacht / daß es aussiehet / als wenn es mit Feuer abgebrennt / und mit Besen hinweggekehret wäre: Dann haben sie ihren Zug ferner nach dem Walde / jen Hoff / und ins Thüringer Land genommen / und wo sie niedergefallen unsäglichen Schaden gethan.

Eben dergleichen Schwarm ist auch nur neulich hin zu Jena so wohl in die Stadt als auch in selbiger Gegend mit grossen sausen und brausen niedergefallen / und in wenig Stunden an Getreydig / Hirse / Hopffen / Kraut und andern Gewächsen unbeschreiblichen Schaden gethan: An etlichen Orten haben sie auch alles Grumt[3] glatt hinweggefressen / sie haben einen gantz übernatürlichen Hunger und Geitz / und lassen nicht nach / alles was sie antreffen kahl hinweggefressen haben. Das möchte wohl mit Recht eine fliegende Armee genennet werden / und ist gantz unstreitig / daß sie täglich so viel / wo nicht mehr verwüsten können / als manche Armee / und wo sie nichts mehr finden / da gehen sie wieder fort / insgemein auch lassen sich so kleine Nachtroppen sehen / die was der grosse Zug von ungefähr stehen lassen / vollend wegfressen und verwüsten.

Eben dergleichen erschröckliche Wunder- und Zorn-Zeichen Gottes hat uns der erzürnte Gott dieses Jahr hero noch mehr gezeiget und sehen lassen / und weiß leider das gute Königreich Sicilien / Neapolis und angelegene Länder allzuviel davon zu sagen / wie nehmlich dero prächtigsten Städte und herrlichsten Gegenden durch die erschröcklichen Erd-Erschütterungen und gewaltige Schwefel- und Feuerfluthen umbgestürtzet / und mit einer offenbahren See überschwemmet worden / dabey so viele 1000. Menschen in einem Augenblick so jämmerlicherweise umbs Leben kommen / die nicht wissen wie ihnen geschehen ist:

Welches erbärmliche Spectacul in Warheit mit Fug und Recht ein Vorspiel des [4] lieben Jüngsten Tages genennet werden kan.

Hat nicht auch der von uns erzürnte Gott in hiesigen Gegenden uns jüngsthin seinen Zorn in denen erschröcklichen Ungewittern und grausamen Sturmwinden gezeiget und sehen lassen? da sichs anfangs mit finstern und schwartzen dicken Wolcken ansehen ließ / als wann die Sonne solte verfinstert werden / darauff denn ein solcher grausamer brausender und stürmender Wind folgte / der nicht nur viel Gebäude und Bäume in Gärten / Wäldern und Feldern darnieder gerissen / sondern auch allen Staub der auf der Erden lag in die Lufft erhub / da in dem Staube eitel Feuer / und in dem Feuer ein erschröcklicher Anblick zu sehen war / worauf denn ein solches erschröckliches Donnern und Krachen erfolgte / daß es nicht anders schiene / ob wolte es der erzörnte Gott mit uns gar ausmachen: was auch durch diese erschröcklichen Ungewitter Oerter in die Gluth gerathen / und sonsten vor Schaden geschehen / ist leider allzubekandt.

Eben dergleichen erschröckliches Ungewitter hat auch nur jüngsthin am 17. Aug. Abends das gute Städlein Mittenwalde / 3. Meilen von Berlin gelegen / und selbige Gegend betroffen / da der dabey gewesene erschröckliche Wind alle Häuser übern hauffen geworffen / viel Bäume aus der Erden gerissen und weggeführet / der ungewönliche grosse Hagel hat alles im Felde sich befindende Federvieh erschlagen / und die ungemeinen erschröcklichen Blitze haben alles Kraut und übriges Getreydig und Gewächse auf dem Felde verbrant / auch sonst unsäglicher Schade geschehen.

In der Gegend Naumburg sind auch an unterschiedenen Orten vielerley Speisen zu Blute worden / welches warhafftig auch ein erschröckliches Wunder- und Zorn-Zeichen des erzürnten Gottes ist; andere und mehrere Exempel vorietzo zu geschweigen.

     Alle diese entsetzliche und erschröckliche Wunder- und Zorn-Zeichen des von uns höchlich erzörnten Gottes nun drohen uns nichts anders als Krieg / Blut / Hunger / grosse Theurung / gefährliche Kranckheiten / schnelle Todesfälle / Pestilentz und alles Hertzeleid; und dieses bedarff nicht viel Disputirens / denn grosse Theurung / Kranckheiten und schnelle Todesfälle haben wir hier und da / auch ist die verderbliche Kriegs- und Blut-Flamme uns leider allzunah.

Derowegen nehme doch ein iedweder seiner armen Seelen Heyl und Wolfahrt wohl wahr / und falle mit zerbrochenem Hertzen vor dem erzürnten Gott auf die Knie / und stehe ab von der Hoffarth / Geitz und Schinderey gegen dem armen Nechsten / auch Haß Groll / Neid / Feindschafft / Unversöhnligkeit und Unbarmhertzigkeit / wie auch Hurerey und Ehebruch / und aller Unreinigkeit / und bitte ihn umb Gnade und Vergebung aller seiner Sünden / auch umb Abwendung aller angedroheten Straffen: Denn er ist nicht ein Gott der Gefallen hat am Tode des Sünders / sondern will daß er sich bekehre und lebe / ja seine Barmhertzigkeit ist so groß als er selber ist / und seine Güte reichet so weit der Himmel gehet; Und wenn deine Sünden gleich blutroth wären / so sollen sie doch wie Wolle weiß werden / ja und wenn ihrer so viel wären als Sandkörnlein im Meer / so sollen sie dir doch vergeben werden / woferne du ernstliche / wahre und rechtschaffene Busse thust.

Der grundgütige und barmhertzige Gott wolle diese uns angedrohete Straffen in Gnaden von uns abwenden / Amen.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: und
  2. Vorlage: ns
  3. Grumt: Zweiter Heuschnitt