Kurzgefaßte Geschichte und Beschreibung der Reichsstadt Schwäbisch Gmünd (Rezension NADB)
[151] Kurzgefaßte Geschichte und Beschreibung der Reichsstadt Schwäbisch Gmünd. Von dem Rechbergischen Pfarrer zu Bömenkirch Joseph Alois Rink. Mit einem Chärtchen. Schw. Gmünd, bey Ritter, 1802. 96 S. 8. Während der Verfertigung einer Familiengeschichte der Rechberge in Schwaben, kamen dem Verf. so viele Nachrichten von der benachbarten Reichsstadt Gmünd unter die Hände, daß er sich entschloß, sie zusammengestellt dem Publikum [152] mitzutheilen. Ein dankwürdiger Entschluß, da man von dieser alten Stadt bisher noch keine ausführliche historische und statistische Beschreibung besaß. Hat gleich die Geschichte einer so kleinen Republik, wenn sie auch schon, wie hier der Fall nicht war, aus der reichen Quelle eines vollständigen Archivs geschöpft werden könnte, kein besondres großes Interesse: so giebt es doch bisweilen einzelne Abschnitte, bey denen sich der auch an einen größern Gesichtskreis gewöhnte Leser gerne verweilt, und man findet in solchen Monographien manchmal wichtige historische Notizen. Es ist nicht die Schuld des fleißigen Verf.; sondern des Mangels an urkundigen Hülfsmitteln, daß nicht mehr geleistet werden konnte. Die Stadt verlor, wie Rec. in Erfahrung gebracht hat, im XVIten Jahrhundert die wichtigsten aller Dokumente, worunter wohl auch Hohenstaufische gewesen seyn mochten. – Gm. ist noch nicht astronomisch aufgenommen worden, wenigstens finden wir hier weder Länge noch Breite angegeben, erinnern uns auch nirgends, sie gefunden zu haben. – Wenn gleich Lyrer und Felix Faber, der jenem folgt, so sehr er ihn für einen leichtgläubigen Fabulisten erklärt, die Verbreitung des Christenthums in dieser Gegend auf eine fabelhafte Weise erzählen: so wird doch der kritische Historiker auch in dieses Gewirre Ordnung zu bringen wissen. Wir freuen uns daher auf die versprochene Untersuchung, nicht nur überhaupt, weil die Auflösung eines schweren Problems Vergnügen macht; sondern auch, weil dadurch die Ausbreitungsgeschichte des Christenthums in Schwaben vielleicht neues Licht erhält. – Der Namen der Stadt kommt zuerst in den Freyheitsbriefe vor, den Kaiser Karl der Große dem Abt Volrad zu St. Denys ertheilte, zu Eßlingen, Herbrechtingen und Gmünd cellas zu erbauen. Der Verf. nahm diese Angabe aus Beatus Rhenanus; in Gerberts Hist. Nigr. Silv. hätte er die Urkunde selbst finden können, die im Jahr 804 ausgestellt wurde. – Gm. war vermuthlich eine den Hohenstaufern unterworfene Stadt. Friedrich der Einäugige von Staufen, Herzog in Schwaben, umgab sie im Jahr 1110 mit einer Mauer, sie hat überhaupt diesem Hause ihren ehemaligen Flor zu danken; der Verf. meint sogar, daß die Hohenstaufer aus Griechenland, durch welches sie mit der Kreuzerfahne zogen, Gelehrte und Künstler, nach Hause gebracht haben, deren Unterricht die Bürger der Stadt benutzten. Eine etwas gewagte Vermuthung! Die [153] fortdaurende Abwesenheit der Hohenstaufer von ihrem schwäbischen Vaterlande mochte von Gm., so wie von andern schwäbischen Städten, als eine Gelegenheit, sich gewisse diesem Hause gehörigen Güter, Gerechtsame und Gefälle zu verschaffen, benutzt worden seyn, woraus endlich, nachdem es immer schwächer wurde, und in Konradin erlosch, Unabhängigkeit erwuchs. Die Regierung wurde von den Bürgern nach dem Beyspiel anderer Reichsstädte Anfangs in den Händen der innerhalb ihrer Ringmauern wohnenden Adels gelassen; allein nachher, da er Mißbrauch davon machte, ihm wieder genommen, und zwar schon vor dem Jahr 1284, also früher als in den meisten andern Reichsstädten, in welchen sich diese Katastrophe funfzig bis hundert Jahre später zutrug. – Der Inhalt des Privilegiums Kaiser Karls IV. vom Jahr 1373 ist hier nicht vollständig angegeben; es wurde, was in einer Stadtgeschichte der Erwähnung werth ist, ihr auch das Recht eingeräumt, Zünfte zu halten, und zehn Jahre nach einander einen Zoll zu setzen. Die Urkunde steht, abgekürzt und verstümmelt, vermuthlich aus Lünig, in Moser’s Reichsstädt. Handb. 1, 771. – Das Bündniß vom J. 1375 ist nicht das erste, in welches die Stadt trat, sie war schon in dem zu Handhabung des Landfriedens in Schwaben, im J. 1307 von. K. Albrecht veranlaßten Bunde. (S. Datt. de P. P. p. 29.) Zu S. 41 ist zu bemerken, daß Gm. mit andern Reichsstädten die österreichische Herrschaft Hohenberg schon seit 1411 pfandschaftsweise besaß; sie gaben dem Herzog Albrecht 24000 Fl. baar; Gmünds Quote betrug 2060 Fl. nachher mußten die Reichsstädte noch ein darauf haftendes Kapital von 7024 Fl. zur Bezahlung übernehmen. Diese Pfandschaft brachte den Städten viel Verdruß; die Streitigkeiten darüber dauerten noch über die Mitte des XVten Jahrhunderts hinaus. Rec. besitzt hierüber viele urkundige Notizen. – S. 48. Unter den Austregalstädten Gmünds ist auch Giengen und Alen. Im J. 1605 wollte sich die Stadt dieses Austregalgerichts wegen vor keiner kaiserlichen Kommission in erster Instanz einlassen. (S. Fr. K. von Mosers kleine Schriften. XIter B.) Hier sollte auch das Faßziehersamts, womit Gm. vom Reich belehnt ist, Erwähnung geschehen seyn. Die Freye Pürsch hat Gm. nicht erst von K. Friedrich III. erhalten, sie ist von ihm nur bestätigt, und näher bestimmt worden. S. 60. Die Koncession, 300 Fl. unter die Rathsfreunde zu vertheilen, [154] gab nicht nur für das J. 1553, sondern für jedes künftige Jahr, also als Besoldung. – Die Kirchenreformation im XVIten Jahrhundert drang auch in Gm. ein: allein die Mönche leisteten so tapfern Widerstand, daß, nach Krusius Bericht, im J. 1529 sieben Personen, die die neue Lehre angenommen hatten, hingerichtet wurden; auch brachten sie es dahin, daß die Rathsherren zu Bezeugung ihres ächten Glaubens, mit dem Rosenkranz in der Hand auf das Rathhaus gehen mußten, welches, wie der Verf. bemerkt, noch beobachtet wird. (Gm. muß überhaupt im Geruche hoher Rechtgläubigkeit stehen, da erst neulich die Dillingischen fratres de fide Iesu sich auch dort anzusiedeln suchten, welches ihnen indessen nicht gelungen ist.) Aus der statistischen Beschreibung merken wir nur Folgendes an: In der ganzen Stadt leben 5580 Seelen. (Das geogr. Lex. von Schwaben sieht auch wohl in der neuen Ausgabe 7000 an.) Die Zahl der Gold- und Silberarbeiter beläuft sich auf 300; der Absatz ihrer Waaren hat aber sehr abgenommen. Die Schulen haben in den Jahren 1778 und 1779 lobenswürdige Verbesserungen erhalten; ob sie beybehalten worden sind, meldet der Verf. nicht. Für Arme ist so reichlich gesorgt, daß es vermuthlich deßhalb so viele Arme und Bettler daselbst giebt. Der Welt- und Klostergeistlichen sind 911 noch vor nicht langer Zeit waren es 141. Der Zeitgeist waltet auch in nicht sehr erleuchteten Gegenden so sehr, daß weder Zwang noch Lockungen dem Verfall des Mönchthums werden steuren können. Lm. |