Lamento
Von Theobald Tiger
Wenn ich bei meiner Marmeladenstulle
(tief liegt im Schrank die teure Silkapulle) –
wenn ich als weiser und gereifter Mann
mir so den Weltenlauf genau betrachte,
kömmt mich ein tiefes Weh im Bauche an.
Und alle meine innern Sinne singen:
Du guter Götz! Du Götz von Berlichingen!
Da stehn am Königsplatz vor Zivilisten
verknackten damals alle Pazifisten. –
Was war der U-Boot-Krieg? „Na, janz enorm!“
So lang enorm, bis alle Kräfte splittern.
Und dennoch hörst du heut von diesen Rittern
Du guter Götz! Du Götz von Berlichingen!
Die Kohle fehlt. Die Arbeit stockt. Die Züge
sind auf der offnen Strecke eingeschneit.
Und doch – in dieser jämmerlichen Zeit –
Ideen? Und Geist? I, nicht doch diese Töne!
Es geht durchaus und nur um höhre Löhne –
Wofür die Väter auf die Barrikaden gingen …
Du guter Götz! Du Götz von Berlichingen!
Der Kientopp spielt. Die bessern Stücke heißen
zum Beispiel: Schicksalsstunde im Bordell.
Und: Julchen in dem Lebemannshotel.
Es staunt das Volk. Da kann man noch was lernen.
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Du lieber Gott! sag ich. Und dann, vor allen Dingen:
Du guter Götz! Du Götz von Berlichingen!