Lehm op! Lehm up!
[100] Lehm op! Lehm up! In dem Artikel „Der gute Muth des deutschen Soldaten“ von Fritz Klien (vergl. S. 17 dieses Jahrg. der „Gartenlaube“) heißt es u. A.: „In manchen Regimentern begrüßen sich befreundete Truppentheile mit einem fröhlichen weithin schallenden ‚Lehmup‘, ein Wort, über dessen Abstammung und Bedeutung die Gelehrten noch durchaus uneins sind.“
In Bezug auf dieses Wort sind uns aus unserem Leserkreise einige Zuschriften zugegangen, nach welchen der Ruf bald „Lehm up!“ bald „Lehm op!“ lauten soll. Außerdem erhalten wir aber auch eine zutreffende Erklärung dieses Rufes.
In der im Jahre 1876 erschienenen Regimentsgeschichte des Königs-Husarenregiments, geschrieben von v. Deines, heißt es bei Schilderung der Avantgarde der Elbarmee im Kriege 1866:
„Hier ward der Grund gelegt zu der aufrichtigen Waffenbrüderschaft, welche Jäger und Husaren während des Feldzuges brav gehalten haben. Das ‚Lehm op‘ unserer Husaren war der Begrüßungsruf der beiden innerlich verwandten Waffen und trat hier zum ersten Male bestimmt und charakteristisch auf. Diesen Kriegsruf, mit dem bald alle Truppen der Elbarmee die wohlbekannten und wohlgelittenen ‚blauen Banner‘ jubelnd begrüßten, hatten unsere Husaren von dem Exercierplatze daheim mitgebracht.
Wenn Morgens die Schwadronen frohen Muthes und mit lautem Sang nach dem ‚Sand‘ ritten, kamen sie an den zahlreichen Feldziegeleien vorbei, welche dem rasch wachsenden Baue das Material lieferten.
Dort war ‚Lehm op‘ das vielgebrauchte Wort, mit dem der Ziegler dem Gehilfen unten in der Grube zurief, daß er neuen Lehm herauffördern solle. Unsere Husaren hatten bald den sonoren Ruf aufgenommen, und erst einzelne, dann alle stimmten ein kräftiges ‚Lehm op‘ an, wenn sie dort vorüberritten. Aus dem Marsch zum Exercierplatz war nun ein Ritt gegen den Feind geworden, aus dem scherzhaften Morgenruf ein Feldgeschrei. Das ist der unscheinbare Ursprung des Kriegsrufes, den heute die ganze Armee kennt.“