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Lied auf dem Rigiberg gesungen

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Friederike Brun
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Titel: Lied auf dem Rigiberg gesungen
Untertitel:
aus: Friedrich Schiller:
Musen-Almanach für das Jahr 1798, S. 181 - 185
Herausgeber: Friedrich Schiller
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1798
Verlag: J. G. Cotta
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Erscheinungsort: Tübingen
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: HAAB Weimar, Kopie auf Commons
Kurzbeschreibung:
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[181]
Lied auf dem Rigiberg[1]
gesungen.


O süße Ruh im Tannenwalde
     Fern ob dem See,
An Rigiberges grüner Halde
     Auf luft’ger Höh!

5
O weiße Berg’ in Aetherbläue!

     Du dunkle Fluth,
Wo tief der Häupter hohe Reihe
     Im Abbild ruht!

In schimmernd grünen Alpenwiesen

10
     Ein Sorgenfrey –

Liegt hier im Schirm des Felsenriesen
     Die Sennerey.

[182]

Der Rinder Glocke tönt von Weiten
     Im Wiesenplan –

15
Es schallt des Kirchleins Feyerläuten

     Den Berg hinan.

Die bunte Ziegenheerde klettert
     Im Felsgeklüft;
Des rauhen Hifthorns Ton durchschmettert

20
     Das Ferngedüft.


Es spielt des Felsborns muntres Rieseln
     Am Hüttchen hin,
Es wölbt sich über Moos und Kieseln
     Ein Baldachin.

25
O kühle Stäte, Schattendüfte

     Im Fichtengrün!
Wo frische, rege Sommerlüfte
     Den Hain durchziehn!

[183]

Hier fließt mein Blut in sanftern Wellen

30
     Dem Herzen zu!

Hier strömt aus tausend offnen Quellen
     Mir Seelenruh!

Hier wo des Schreckhorns[2] kalte Stirne
     Die Ros’ umschwebt!

35
Und um des Glärnisch[3] hohe Firne

     Ein Goldduft bebt!

Wo hoch in blauen Finsternissen
     Von Nacht umgraut,
Tief in zerborstner Felsen Rissen

40
     Der Adler baut!


In jenes Berggeländes Falte
     Der Nebel weilt,
Bis des Geklippes scharfe Spalte
     Den Dunst zertheilt!

[184]
45
Wo stolz in eigner Felsen Schatten

     Pilatus[4] starrt,
Der nur mit blasser Alpen Matten
     Gegürtet ward!

Wo hinter seinen Klippenzinken

50
     So kühn als frey,

Des Entlibuchers[5] Schwerdter blinken
     Dem Bunde treu!

Horch wie des Bergstroms wildes Tosen
     Zum Lispel wird!

55
Wie sanft er dort mit leisem Kosen

     Die Trift durchirrt!

[185]

Hier fern von aller Welt geschieden
     Mein selbst bewußt,
Athm’ ich Gesundheit, Kraft und Frieden

60
     Aus freyer Brust!


Hier schwebt mein Geist im Aetherlichte
     Des Späthroths hin.
O, das erzählt Euch kein Gedichte,
     Wie froh ich bin!

FRIEDERIKE BRUN.
  1. Ein Alpenberg zwischen Zug, Lucern und Schweiz, so vortheilhaft hingestellt, daß man von seinem Gipfel eine der umfassendsten Aussichten Helvetiens überblickt. Drey Seen die von Lucern und Zug, und der von Lowerz, bespühlen seinen Fuß.
  2. Bekantlich eines der höchsten unter den Urgebirgen des Kantons Bern.
  3. Das höchste Gebirge von Glarus.
  4. Mons Pileatus, im Kanton Lucern.
  5. Eine in der Schweitzer-Geschichte durch Tapferkeit und Treue berühmte Völkerschaft Helvetiens.