Lindor und Mirtha
Lindor, es sinket der Tag, verglimmend in heimlichem Schimmer,
Und dem Verscheidenden tönt, nirgends ein freundliches Lied,
Sieh’ wie ein neblichtes Meer umwallet die fernen Gebirge,
Sieh, wie im traurigen Duft dort die Ruine versinkt!
Wie um das graue Gestein spielet der rosige Duft!
Ha! wie erquickt mich die Luft! Geliebte, es wanken die Berge
Leicht von Nebel umwallt, oben in Feuer getaucht!
Wie ist die Reb’ entstellt, der goldnen Trauben entladen,
Wie ihr welkendes Laub traurig den Fuß mir umrauscht!
Sterbend hernieder, wo oft Amor mit uns sich verbarg.
Weihte, du Liebe, sich nicht der Rebe reifende Kinder
Bacchus der freundliche Gott, gab uns den himmlischen Saft?
Und der gefällige Busch – es küssen die schmeichelnden Lüftchen
Sieh, wie weit sie hinweg den Schmuck des armen entführen,
Scheidend noch schmeicheln und dann ewig den traurigen fliehn!
Ach! es wehet die Luft mit stiller tiefer Bedeutung,
Wehet und locket ins Herz manches wehmüthige Bild.
Einst mit süßerem Kuß, zu den Dryaden zurück,
Mich umwallet die Luft mit leichter, schmeichelnder Hofnung
Wehet und lockt mir ins Herz manches erfreuliche Bild.
Ach! daß Alles vergeht! die Blumen und Jugend und Liebe,
Geister auch trennet die Zeit, verwandte Seelen – sie finden,
Waren sie einmal getrennt, leicht sich auf ewig nicht mehr!
Ist denn der Wechsel nicht schön? es finden auch Seelen sich wieder,
Eint sie nicht oft ein Moment, welcher den Himmel umschließt?
Ueberall winkt uns Genuß, überall Jugend und Glück!
Laß mich, ich neide dich nicht! mit süßen, unendlichen Qualen
Hält mein liebender Sinn ewig das Eine nur fest!
Hin auf die Bühne der Welt zerstreue die Seele voll Liebe,