Lord Athol

[373]

Lord Athol.

     Lord Athol kniet im Beichtstuhl
Vor dem Bischof von Aberdeen:
„Frommer Bischof, ich fühl’ ein Feuer
In Mark und Adern glühn.

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     O lösch mit Gebet und Gnade

Mir das Feuer im Herzen aus; –
Unter weißen Schlehn im Walde
Stand ein einsam Jägerhaus.

     Es stand im Wald unter weißen Schlehn,

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Seit drei Nächten steht es nicht mehr,

Ich legte Stroh und Reisig
Und Strauchwerk rings umher.

     Die Flammen verzehrten alles,
Das Haus und den Mönch und mein Kind;

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Sie liebten sich, sie küßten sich,

Ihre Asche hat der Wind.“

     Der fromme Bischof von Aberdeen
Hat sich seufzend abgekehrt;
„Lord Athol, ich kann nicht löschen

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Das Feuer, das dich verzehrt.

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     Deiner Tochter stille Asche,

Die hinweht über die Flur,
Sie flüstert von Deiner Sünde
Wider Gott und die Natur.

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     Und die sündige Seele des Mönches

Die jetzt in Flammen kreist,
Schreit auf über deine Unthat
Wider Gott und den heiligen Geist.

     Die Schuld hinweg zu waschen,

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Hat die Welt nur einen Strom,

Brich auf und wirf Dich nieder
Vor dem heiligen Vater in Rom.“

     Lord Athol nahm eines Pilgers Kleid,
Zog hin über Land und Meer,

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Er trat in die Peterskirche, –

Viel Tausend knieten umher.

     Der Papst, in Gold und Purpur,
Stand da mit verklärtem Gesicht, –
Es war am Gründonnerstage,

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Wo er Worte des Segens spricht.

     Und als er der Segensworte
Allerheiligstes nun begann,
Da begann seine Stimme zu beben
Und ein Schauer faßte ihn an;

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     Und der Kelch in seiner Rechten

Entglitt seiner zitternden Hand; –
Es rollten die rothen Tropfen
Hin über den weißen Sand,

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     Todtblaß der heilige Vater,

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Vor Entsetzen stand er da,

Dann hob er mit Macht seine Stimme:
„Ein Verfluchter ist uns nah!

     Er hat nicht Theil am Segen
Und nicht Theil an Christi Huld,

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Der Kelch mit dem Blute des Heilands

Erbebte vor seiner Schuld.

     Unseliger, flieh! diese Wände
Sie haben für Dich nicht Raum! –“
Lord Athol schwankte von dannen,

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Seine Füße trugen ihn kaum.

     Er schritt an’s Meer, zu Schiffe,
Es kamen Ebb’ und Fluth,
Die Jahre kamen und gingen
Im Herzen blieb die Gluth.

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     Er kniete am heiligen Grabe,

Er fuhr über Land und See,
Die Jahre kamen und gingen,
Im Herzen blieb das Weh.

     Und heimwärts endlich fuhr er

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Ueber Land und über Meer,

Er trat in Hof und Halle,
Und Hof und Halle war leer.

     Im Kamine lag todte Asche,
Drüber hing seines Kindes Bild,

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Hing unter Staub und Spinnweb

Und lächelte doch so mild.

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     Und mild kam’s über Lord Athol:

„Ich kenn eine stille Stell’,
Eine einsame Stell’ im Walde,

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Da bau’ ich Kirch’ und Kapell’.

     Ich bau sie mit eigenen Händen
Und will schlafen auf Stein und Streu,
Die Stätte, wo ich gefrevelt,
Sei auch Stätte meiner Reu.“

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     Und Schloß und Hof und Halle

Verließ er alsobald,
Nacht dämmerte in den Zweigen,
Da schritt er hinab in den Wald.

     Er kam an den Platz; über Trümmern

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Blüthen wieder die weißen Schlehn; –

Auf dem Estrich, in grauer Kapuze,
Sah einen Mönch er stehn.

     „Knie nieder zur Stell’, Lord Athol,
Ich kenn’ deine Beichte schon,

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Knie nieder zur Stell’, Lord Athol,

Und empfange die Absolution.“

„„Wer bist Du, dessen Freispruch
An dieser Stätte mich sucht?
Wer bist Du, der begnadet,

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Wo der heilige Vater flucht?““

     „Bin ein Fremdling worden, Lord Athol,
Mein Land ist fern und weit,
Knie nieder zu Stell, knie nieder
Und bete und sei bereit.“

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     Lord Athol kniete lange,

Thau fiel und Morgenduft,
Der Fremde zerrann in Nebel
Und der Nebel zerrann in Luft.

     Im Walde sangen die Vögel,

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An den Zweigen hing Morgenroth,

Lord Athol kniete noch immer, –
Sie fanden ihn kalt und todt.