Loth und seine Töchter (Gemälde der Dresdener Gallerie)

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Autor: Adolph Görling
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Titel: Loth und seine Töchter
Untertitel: Von Guercino da Cento
aus: Stahlstich-Sammlung der vorzüglichsten Gemälde der Dresdener Gallerie
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Erscheinungsdatum: 1848–1851
Verlag: Verlag der Englischen Kunst-Anstalt von A. H. Payne
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Erscheinungsort: Leipzig und Dresden
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Quelle: Scan auf Commons
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Lot and his Daughters.     Loth und seine Töchter.

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Loth und seine Töchter.
Von Guercino da Cento.

Guercino, das heißt der Schielende, ist der Beiname des Malers, welcher Giovanni Francesco Barbieri hieß. Er war zu Cento, in der Nähe von Ferrara, im Jahre 1590 geboren und starb im Jahre 1666 zu Bologna. Die künstlerische Ausbildung dieses Meisters bietet dem Forscher interessante Umstände dar. Es ist gewiß, daß Barbieri nur durch eigene Kraft zu dem bedeutenden Künstler wurde, als welchen wir ihn anerkennen; denn der Unterricht, welchen er von Cremonini empfing, möchte nur wenig fördernd auf ihn eingewirkt haben. Selbst sein späterer Meister, wohl der einzige, welcher diesen Namen verdient, Benedetto Gennari, sein Schwiegervater, hat nicht den geringsten ersichtlichen Einfluß auf die Manier, in welcher Guercino malte, ausgeübt. Ein Schüler der Caracci war dieser Maler nie in dem Sinne, daß er ihre Akademie besuchte.

Dennoch eignete er sich die eklektische Methode der Caracci mit der richtigen, fast rigorosen Zeichnung, der klaren, kräftigen Färbung vollständig an und malte eine längere Zeit in diesem Style. Sein Geist war jedoch zu lebendig, als daß er das „Gehaltene“, welches in der Weise der Caracci liegt, nicht hätte überspringen sollen. Caravaggio hatte seine Blüthe erstiegen und seine Bilder voll Leidenschaft und schlagenden Effecten rissen den Guercino in diese neue Bahn. Jetzt ward seine Correctheit inhaltsreicher, die Formen lebensvoller, die ganze Manier breiter und die Färbung mannigfaltiger und brillanter. Obgleich wenig idealisirend und die Natur gleich dem Caravaggio meistens nur schlechthin auffassend, zeigen Guercino’s Bilder aus dieser Periode eine bedeutende Kräftigkeit, Wahrheit und ein herrliches Colorit. Weniger schöpferisch [154] als Caravaggio erreichte er diesen Meister jedoch so wenig, wie er die Caracci erreichte. Guercino’s am meisten geschätzte Bilder stammen aus dieser seiner zweiten Epoche, wie Hagar’s Verstoßung, zu Mailand befindlich, und auch unser Bild, Loch mit seinen Töchtern.

Noch immer hatte Guercino aus seiner ersten Periode eine fast ängstliche Sauberkeit und Zierlichkeit der Malerei bewahrt, welche bei ihm die Stelle der Anmuth seiner Schöpfungen vertritt. Bald ward diese Zierlichkeit und das Liebliche, welches da Caravaggio so wenig für sich beanspruchen konnte, um so mehr der Augenpunct Guercino’s, als Guido Reni auf diesem Wege seine ungeheuren Erfolge errang.

Guercino arbeitete sich mit eben der Leichtigkeit in den Styl dieses bewunderten Meisters ein, womit er den Caracci und dem Caravaggio gefolgt war. Alles wird bei ihm jetzt weicher, aber auch ausdrucksloser, die Färbung verliert an Kühnheit, und nur in wenigen Bildern gelingt es ihm, seine immer vortreffliche Zeichnung mit der Kraft und der genialen Charakteristik des Caravaggio und der sanften Anmuth Guido Reni’s zu vermählen. Hier erreicht Guercino im Sanct Bruno zu Bologna zum Beispiel nicht allein den Reni, sondern weiß sich auch eine Eigenthümlichkeit in seinen Schöpfungen zu sichern, die ihm sonst meistens abgeht. Guercino malte eine ungeheure Menge von Altarbildern und viele Fresco-Gemälde u. s. w., an denen zum Theil Schüler aus seiner in Bologna gestifteten Akademie mit arbeiteten. Da der Meister selbst in seinen Kunstschöpfungen schwankte, so konnte diese Akademie für die Kunst keine bedeutende Folge erringen.

Der Gegenstand des hier gewählten Bildes, welches die Größe kräftig andeutet, die der Maler auf seinem zweiten Wege errungen haben würde, ist bekannt. Sodom und Gomorrha werden vom Feuer des Himmels verzehrt, es „geht Dampf auf von der ganzen Gegend, wie von einem feurigen Ofen“, und Loth, der von Engeln Errettete, hält mit seinen Töchtern auf dem Berge Rast, auf welchem seine spätere Zuflucht, das Städchen Zoar, in der Vulgata Segor, das heißt, klein, wenig, genannt, liegt. Die statuenartige Gestalt in der Ferne ist Loths Weib, welche „sich, dem Verbote zuwider, nach Sodom umsah, und in eine Salzsäule verwandelt wurde“.