Luther’s Trauring

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Titel: Luther’s Trauring
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aus: Die Gartenlaube, Heft 40, S. 667
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1872
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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[667] Luther’s Trauring. Eine Anfrage hinsichtlich des vielbesprochenen echten Verlobungs- und Traurings Martin Luther’s veranlaßt uns, die von einem Abkömmling der Lutherfamilie uns gewordene Auskunft mit einer Illustration zu verdeutlichen.

Luther’s Verlobungs- und Trauring.

Immer ist von Neuem die Frage aufgeworfen worden: „Wo befindet sich der echte Lutherring?“ Eben deshalb ist’s nothwendig, diese Frage endlich mit der wohlbegründeten Antwort zu ewigem Schweigen zu bringen: Es ist nicht mehr möglich, den echten Ring zu bestimmen. Derselbe war nicht nur ein Geschenk des Kurfürsten, sondern auch ein Meisterstück der Goldarbeiterkunst jener Zeit; nimmt man dazu die hohe Verehrung, in welcher Luther selbst stand, so wird die Wahrscheinlichkeit sehr nahe liegen, daß nicht erst 1817, sondern schon zu Luther’s und seiner Katharina Lebzeiten Nachahmungen dieses Ringes, oder beider Ringe, des größeren Luther’s und des kleineren der Katharina, gemacht worden sind.

Luther’s Ring ging ohne Zweifel in den Besitz seiner Gattin über, und sie bewahrte ihn sicherlich als ihr werthvollstes Kleinod. Aber mit Luther war die Ruhe ihrer Tage dahin. Schon ein Jahr nach seinem Tode mußte sie, als der Schmalkaldische Krieg (1547) des Kaisers Heer gen Wittenberg führte, mit ihren Kindern fliehen. Sie verweilte in Magdeburg und Braunschweig und kehrte erst im folgenden Jahre nach Wittenberg zurück. Als aber im Sommer 1552 dort die Pest ausbrach, entfloh sie abermals mit ihren Kindern. Auf dem Wege nach Torgau hatte sie das Unglück, daß der Wagen umfiel und sie in’s Wasser stürzte. Von Schrecken und Erkältung krank, kam sie nach Torgau und starb dort schon am 20. December. Wohin ist ihr Nachlaß gekommen? Wer weiß es? Besaß sie die Ringe noch? Oder gingen sie bei dem Unfall verloren? Niemand giebt Antwort – und welche Kriegszeiten sind seitdem zerstörend über deutsches Hab und Gut dahingegangen!

Auch zu Freiburg im Breisgau befindet eine Dame sich im Besitz eines Lutherringes, welcher auf das Genaueste der Abbildung entspricht, die im fünften Stück des zweiten Bandes von des Weimarischen Landes-Industrie-Comptoires[WS 1] allbekannten „Curiositäten der physisch-literarisch-artistisch-historischen Vor- und Mitwelt“ dargestellt ist und die wir hier ebenfalls danach mittheilen.

Freuen wir uns, daß uns die Abbildung der Ringe treu bewahrt ist; wir geben dieselbe auch in der Gartenlaube wieder, damit jeder Besitzer eines solchen Ringes weiß, was er besitzt. Die Beschreibung lassen wir nach den „Curiositäten“ hier folgen.

Der ziemlich breite goldne Ring von durchbrochener und erhabener Arbeit besteht aus einem verzierten Hauptreif (Fig. 1.) in der Mitte, auf welchem ein Rubin steht, und zwei Nebenreifen zu beiden Seiten (Fig. 2.), ebenfalls mit Figuren verziert. Diese drei Reifen sind aber fest mit einander verbunden, und keineswegs aus einander zu nehmen. Der Hauptreif, welchen der in einen Kasten gefaßte Rubin in zwei Hälften theilt, stellt in der einen Hälfte einen Baum vor (Fig. 3.), wie verschiedene Aeste unten und oben anzeigen, mit einem Querbalken, dicht unter dem Rubin, so daß der Baum ein der Natur des Ringes wegen gekrümmtes Kreuz bildet, auf welchem die bis zu den Muskeln ausgearbeitete Figur des Gekreuzigten erscheint. Am Baume unten, dicht zu den Füßen Christi, befindet sich ein Würfel, und weiter unten noch einer in den Aesten. Diese Würfel sind durch drei mit Punkten versehene Seiten kenntlich gemacht.

Die andere Hälfte des Hauptringes (Fig. 4.) enthält, diesseits des Rubins, noch die obere Spitze des Kreuzbaumes mit Geäste, unter welchem man die Inschrift: I. N. R. I. (Iesus Nazarenus Rex Iudaeorum) deutlich lesen kann. An die Spitze des Kreuzbaums schließt sich in dieser andern Hälfte des Hauptringes die durch Gesims und Architektur kennbare, natürlich ebenfalls gekrümmte Säule der Geißelung oder Krönung an (vielleicht die, welche nach Chateaubriand, in der Kirche des heiligen Grabes die Abyssinier betrachten). Diese Säule ist mit Stricken umwunden, an denen unten, wo der Ring zusammengeht, ein dritter Würfel sich befindet, und oben eine Figur, wie ein großer Hammer, querüber gelegt ist.

Die Nebenreife werden in der einen Hälfte (Fig. 3.), den Gekreuzigten zur Linken und Rechten, durch zwei Marterinstrumente, wie Speere oder Schwerter, oder von einer in entgegengesetzter Richtung der Hauptfigur liegenden Geißel oder Ruthe gebildet. Die andere Hälfte der Nebenreife, welche die Säule des Hauptreifs umgiebt, stellt diesseits eine gekrümmte Leiter (Fig. 4.), die nach dem Kreuze zu geht, und jenseits ein Schwert dar, oder eine Lanze. Aus noch einer Verzierung neben dem Kreuze könnte man den Kopf und das Gesicht eines Kriegsknechts herausstudiren.

Inwendig im Hauptreife stehen ausgeschrieben die Namen der Verlobten (Fig. 5.), und innerhalb des Nebenreifes, mit kleiner Schrift, der 13. Juni 1525. (Fig. 6.) Dieses ist das Datum der Verlobung und Verheirathung zugleich.



Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Landes-Industie-Comptoires