Märkische Reime (Fontane)
1.
Gruß.
Blaue Havel, Grunewald,
Grüß’ mir alle beide,
Grüß’ und sag’ ich käme bald,
Und die Tegler Haide.
2.
Vom Fehrbelliner Schlachtfeld.
Blumen, o Freundin, Dir mitzubringen
Von diesem Feld, es wollt’ nicht gelingen.
Hafer nur, soweit ich sah,
Hafer, Hafer nur war da.
Haben das Feld berühmt gemacht.
Und das Feld, es zahlt mit Glück
Alte Schulden in Hafer zurück.
3.
Adlig Begräbniß.
Ein Zugwind ging durch die Stuben,
Aufstanden Hall und Thor,
Als die Mittelmärk’schen begruben
Ihren alten Otto von Rohr.
Sechs andre nebenher,
Dann folgen drei von der Hagen
Und drei von Häseler.
Ein Ribbeck, ein Stechow, ein Ziethen,
Vorüber an Scheunen und Miethen,
Auf den Schultern schwankt die Last.
Um den Kirchhof her ein Blitzen
Von Herbstessonnenschein,
Hängen über Mauer und Stein.
Eine dreizehner Landwehrfahne
Der alte von Bredow trug,
Und Hans Rochow von Rekahne
4.
Siegesbotschaft.
(Am Abend des 18. April 64.)
Tanz
Ist heut im Kruge zu Vehlefanz.
Oben, auf rothgestrichner Empore,
Sitzt die Musik in vollem Chore:
Und vor jedem ein Pult und ein Weißbierglas.
Und unten drehn sich, in Schottschem und Walzer,
Die Paare, dazwischen ein Juchzer, ein Schnalzer,
Ein Rempeln und Rennen, ein Stoßen und Stemmen,
Und mit eins: „Da kommt ja der Neumann aus Cremmen …
Der Laatsche-Neumann. Was will den der?
Laatsche-Neumann, hierher, hierher,
Ich wett’, er bringt ein Telegramm.“
Und Neumann, plötzlich steht er oben,
Sie haben ihn auf den Tisch gehoben.
„Lesen …“
„Lesen …“
„Düppel ist genommen;
Wir Schanze fünf, Garde Schanze sieben,
Feldwebel Probst beim Sturme geblieben.
Alles sich in die Arme fiel,
Und zu wissen, wie’s eigentlich gewesen,
Muß Neumann es immer wieder lesen.
Dem aber will es nicht mehr zu Sinn.
Habe noch andre gute Bekannte …“
„Welche denn, welche?“
„Muß noch nach Schwante.“
„Schwante, die lumpigen tausend Schritt,
Ganz Vehlefanz hat sich aufgemacht.
Neumann laatscht nach.
Schwante lag schon in Schlaf,
Ward’s wach.
Der Mond am Himmel stand
Und in Jubel stand das Havelland.