MKL1888:Ölfarben

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Ölfarben“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 12 (1888), Seite 372
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Ölfarben. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 12, Seite 372. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:%C3%96lfarben (Version vom 25.01.2023)

[372] Ölfarben, mit trocknenden Ölen oder Ölfirnis angeriebene Farbstoffe, die in der Ölmalerei (s. d.) benutzt und jetzt gewöhnlich fabrikmäßig dargestellt werden. Die Farbstoffe werden äußerst fein pulverisiert und gesiebt, auch geschlämmt und kommen meist in solchem Zustand in den Handel, daß sie nur noch mit dem Öl angerieben zu werden brauchen. Früher verrieb man die Farbstoffe mit dem Öl auf einer Reibplatte mit dem Läufer, gegenwärtig aber stellt man die Ö. auf Maschinen in butterartiger Konsistenz dar. Diese Maschinen besitzen meist fein geschliffene Steinwalzen, welche mit ungleicher Geschwindigkeit rotieren und daher nicht nur quetschend, sondern auch reibend wirken. Manche Farbstoffe können im feuchten Zustand mit Öl gemischt werden, da dies das Wasser verdrängt, bei andern ist notwendig, die Mischung des wässerigen Breis mit dem Öl zu erhitzen, um das Wasser zu verdampfen. In beiden Fällen erspart man das lästige Pulvern, welches überdies den Farbstoff kaum in so feiner Verteilung liefert, wie er bei der Fällung abgeschieden wird. Die zur Ölmalerei dienenden Ö. kommen in kleinen Büchsen aus Zinnfolie, die zu Anstrichen bestimmten in Fäßchen von Holz in den Handel. Die Schnelligkeit, mit welcher eine Ölfarbe trocknet, ist meist abhängig von der Menge Öl, welche der Farbstoff zum Anmachen braucht. Bleiweiß gibt mit 10 Proz., Ocker erst mit 30–36 Proz. Öl einen Teig. Werden nun beide mit gleichviel Terpentinöl gleich dick aufgestrichen, so braucht die Schicht, welche dreimal soviel Öl enthält, auch dreimal soviel Zeit zum Trocknen. Zusatz von Bleiweiß, Schwerspat etc. befördet daher im allgemeinen das Trocknen, weil dadurch die Ölmenge vermindert wird. Zum Anreiben der wenig Öl absorbierenden Farben benutzt man daher auch rohes abgelagertes Leinöl, zu den viel Öl verschluckenden Farben dagegen in der Regel Leinölfirnisse. Ist die dunkle Farbe des Firnisses störend, so kann man auch in solchen Fällen Öl benutzen, muß dann aber einige Prozente Bleiglätte zusetzen. Um das Austrocknen der Ö. zu verhindern, bewahrt man sie in verlöteten Blechbüchsen auf oder bedeckt sie in offenen Gefäßen mit einer Schicht Wasser.