MKL1888:Ablation
[2] ✽ Ablation (lat., „Wegnahme“), im weitern Sinn das Fortschaffen fester, durch die Verwitterung gelockerter Materialien durch die Kraft des Wassers in festem oder flüssigem Aggregatzustand, durch den Wind oder die Schwerkraft allein. Bei dieser Begriffsbestimmung ist A. gleichbedeutend mit Denudation (s. d., Bd. 17). Gewöhnlich versteht man unter A. die Abschmelzung von Eis und Schnee an der Oberfläche der Gletscher. Die einzelnen Faktoren der A. sind die direkte Sonnenstrahlung und Reflexion derselben von den Thalgehängen, der Regen und die Luft durch Wärme und Feuchtigkeit. Besonders der letztgenannte Faktor ist ein wesentliches Agens der Abschmelzung infolge der Kondensation des Wasserdampfes auf der Gletscherfläche. Diese Faktoren unterliegen mannigfachen Schwankungen in ihrer Wirkung und haben eine tägliche und jährliche Periode; demnach zeigt auch die A. Veränderungen nach den meteorologischen Zuständen, den Jahreszeiten, Jahrgängen und lokalen Bedingungen (Exposition und Klima). Als mittlern Betrag der jährlichen A. nimmt man in der Firnmulde 1 m, in den mittlern Gletscherhöhen 2–2,5 m, für die Gletscherzunge 3–3,5 m an. Felsschutt und große Felsblöcke schützen die unter ihnen befindlichen Gletscherpartien gegen A., kleinere [3] Fremdkörper, Sand- und Erdteilchen, dagegen schmelzen ins Eis hinein und befördern die Abschmelzung. Im Sommer ist die Abnahme des Gletschervolumens durch A. größer als die Zufuhr von neuem Eis aus den höhern Teilen, im Winter ist das Verhältnis ein umgekehrtes trotz der langsamern Bewegung des Gletschers.