MKL1888:Ackermann

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Ackermann“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 9394
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Ackermann. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 93–94. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Ackermann (Version vom 23.01.2023)

[93] Ackermann, 1) Konrad Ernst, einer der ersten Schauspieler des 18. Jahrh., Mitschöpfer der deutschen Schaubühne, geb. 1. Febr. 1712 zu Schwerin. Mit seinem besonders in komischen Rollen ausgezeichneten Talent als Schauspieler verband er dem deutschen Theater höchst förderliche direktoriale Fähigkeiten. Im J. 1740 kam er zur Schönemannschen Gesellschaft, gehörte dann 1742–44 zu der seiner nachmaligen Gattin, ging 1746 nach Danzig und 1747 mit Hilferding nach Rußland. Im J. 1751 warb er in Deutschland eine eigne Truppe, die vornehmlich in Königsberg, Danzig, Mainz, auch in Polen und der Schweiz Vorstellungen gab. Im J. 1764 kam A. mit seiner Gesellschaft nach Hamburg, wo er 13. Nov. 1771 starb, nachdem er nur von 1767 bis 1769 (der Zeit der sogen. Entreprise, während der Lessings „Dramaturgie“ entstand) der Leitung der Truppe fern gestanden hatte, die nun seine Witwe und deren Sohn Friedrich Ludwig Schröder übernahmen. In Moskau hatte A. nämlich 1749 Sophie Charlotte, geborne Biereichel, Witwe des Organisten Schröder zu Berlin, geheiratet. Diese ebenfalls ausgezeichnete Schauspielerin war 10. Mai 1714 geboren und trat zuerst 1740 bei der Schönemannschen Truppe in Lüneburg auf, wo sich ihr reiches Kunsttalent außerordentlich schnell entwickelte. Von 1742 bis 1744 leitete sie eine eigne Truppe, die in Hamburg und Rostock spielte. Seit 1746 in Danzig, 1747 in Rußland, verheiratete sie sich 1749 zu Moskau mit A., begleitete denselben auf seinen Reisen und blieb bis zu seinem Tode die erste Schauspielerin der Hamburger Bühne. Später trat sie nur höchst selten auf, gab 1780 die Ackermannsche Gesellschaft auf und widmete ihre letzten Lebensjahre der Bildung junger Schauspielerinnen. Sie starb 14. Okt. 1792. Mit [94] einer durch edlen Anstand gehobenen schönen Gestalt verband sie die trefflichste Recitation und die ausdrucksvollste Aktion; namentlich wird ihr Händespiel als unnachahmlich geschildert. Ihre höchste Meisterschaft zeigte sie in der Darstellung des Pathetisch-Tragischen und Fein-Komischen. Von ihren beiden Töchtern zeichnete sich besonders Charlotte (geb. 23. Aug. 1757 zu Straßburg) durch Liebenswürdigkeit, geistige Bildung und mimisches Talent aus, starb aber in der Jugendblüte 10. Mai 1775, von ganz Hamburg betrauert. O. Müller hat sie zur Heldin eines auch dramatisierten Romans: „Charlotte A.“ (Frankf. 1854), gemacht. Eine andre Tochter, Dorothea (geb. 1752 zu Danzig), glänzte in schwärmerischen und zärtlichen Charakteren, zog sich aber schon 1778 von der Bühne zurück.

2) Louise Victoire, geborne Choquet, franz. Dichterin, geb. 30. Nov. 1813 zu Paris, vertiefte sich mit seltener Energie in das Studium der Sprachen, der alten wie der neuen, wandte sich dann zur Vervollkommnung ihrer Studien nach Berlin und verheiratete sich hier mit dem Theologen Paul A., Lehrer der königlichen Neffen, welcher in höherm Auftrag den französisch-litterarischen Teil der Werke Friedrichs II. zur Herausgabe vorbereitete. Nach dem Tode desselben (1846) zog sie sich nach Nizza zurück. Sie hat drei Bände Dichtungen: „Contes“ (1855, hauptsächlich Indien entnommen), „Contes et poésies“ (1863), „Poésies, premières poésies, poésies philosophiques“ (4. Aufl. 1877), und „Pensées d’une solitaire“ (1882, mit Selbstbiographie) veröffentlicht. Ihre Dichtungen sind fast sämtlich auf einen elegischen Ton gestimmt; ihre Weise ist einfach herzlich, ohne Floskel und Prätension.

3) Karl Gustav, deutscher Politiker, geb. 10. April 1820 zu Elsterberg im sächsischen Vogtland, studierte 1840–43 in Leipzig die Rechte, ward 1845 Kanzleisekretär in Königsbrück, 1847 Ratsaktuar in Dresden und ließ sich 1849 daselbst als Advokat und Notar nieder; 1857 ward er zugleich Syndikus der Dresdener Fondsbörse, 1865 Syndikus der Sächsischen Bank und 1880 Hofrat und Finanzprokurator. Seit 1853 Mitglied und seit 1865 Vorsteher des Stadtverordnetenkollegiums zu Dresden, ward er 1869 in die sächsische Zweite Kammer und gleichzeitig in den norddeutschen, 1871 in den deutschen Reichstag gewählt, in welchem er sich der deutschen Reichspartei anschloß, obwohl er partikularistischen Ansichten huldigte; auch war er einer der Führer der Schutzzollpartei und Gegner der Gewerbefreiheit. Von 1880 bis 1883 war er zweiter Vizepräsident des deutschen Reichstags.


Ergänzungen und Nachträge
Band 17 (1890), Seite 6
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[6] Ackermann, 3) Karl Gustav von, Politiker, ward 1889 vom König von Sachsen in den Adelstand erhoben.


Jahres-Supplement 1890–1891
Band 18 (1891), Seite 4
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[4] Ackermann, 2) Louise Victoire, franz. Dichterin, starb 3. Aug. 1890 in Nizza.


Jahres-Supplement 1891–1892
Band 19 (1892), Seite 3
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[3] Ackermann, 3) Karl Gustav, sächs. Politiker, wurde 12. Nov. 1891 zum Präsidenten der Zweiten Kammer des sächsischen Landtages gewählt.