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MKL1888:Agrippa von Nettesheim

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Agrippa von Nettesheim“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Agrippa von Nettesheim“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 1 (1885), Seite 205206
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Agrippa von Nettesheim. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 205–206. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Agrippa_von_Nettesheim (Version vom 11.09.2022)

[205] Agrippa von Nettesheim, Heinrich Cornelius, Schriftsteller, Arzt, Philosoph und berühmter Schwarzkünstler des 16. Jahrh., geb. 14. Sept. 1486 zu Köln, führte ein abenteuerliches Leben, im Verlauf dessen er, wegen seines Lobes der Kabbala verfolgt und verketzert, im Heer Kaiser Maximilians Hauptmann und Ritter, in Pavia Doktor der Rechte und der Medizin, Leibarzt der Mutter König Franz’ I. von Frankreich, jedoch, weil er Luthers Partei gegen die Mönche genommen hatte, abermals von diesen angefochten und zur Flucht genötigt wurde, worauf er 18. Febr. 1535 in Grenoble starb. Als Philosoph hat sich A. hauptsächlich durch seine Schrift „De vanitate scientiarum“ (1530), in welcher er die Wissenschaft für trügerische Vorspiegelung der Schlange und den schlichten Glauben an das Wort Gottes als einzigen Weg zur Wahrheit erklärt, sowie durch sein Hauptwerk: „De occulta philosophia“ (zuerst Köln 1510, umgearbeitet [206] 1533), bekannt gemacht, in welchem seine Platonisch-christliche Theosophie niedergelegt ist. Dieser zufolge hat Gott aus nichts und im All drei von demselben umschlossene Welten, das Reich der Elemente, das Reich der Gestirne und das Reich der Engel, geschaffen, die untereinander in solchem Zusammenhang stehen, daß die höhere von der niedern abgebildet und diese durch die Kraft der allen gemeinsamen und alles durchdringenden Weltseele von jener beherrscht wird. In der Kunst, sich in den Besitz der Kräfte der höhern Welt zu setzen und durch diese die niedere zu beherrschen, besteht die Magie oder die vollkommenste Wissenschaft, erhabenste Philosophie und vollendetste Weisheit, welche als Herrschaft über die irdischen Dinge natürliche, über die Gestirnwelt himmlische und über die Geister- oder Dämonenwelt religiöse Magie ist. Seine Schriften erschienen zu Lyon 1550, 2 Bde. (deutsch, Stuttg. 1856). Vgl. H. Morley, Life of Cornelius A. (Lond. 1856, 2 Bde.).