MKL1888:Alemannen

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Alemannen“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 311312
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Alemannen. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 311–312. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Alemannen (Version vom 26.03.2023)

[311] Alemannen (Alamannen), ein german. Volk, die alten Semnonen, die nach ihrem Nationalheiligtum, dem Hain (Alah) Zius, von den Nachbarstämmen A. genannt wurden. Sie wanderten vom nordöstlichen Deutschland zunächst nach dem Land zwischen Main und Donau, von wo sie durch die Burgunder verdrängt wurden, worauf sie das römische Zehntland zu erobern suchten. Im J. 211 erfocht Kaiser Caracalla über sie am Oberrhein einen Sieg, ohne sie unterjochen zu können. Im J. 234, unter dem Kaiser Alexander Severus, fielen sie von neuem in das Zehntland ein und wurden erst 237 von Maximinus mit der größten Anstrengung über die Grenze zurückgetrieben. Aber schon 253 überschritten sie 300,000 Mann stark, den Rhein, zogen plündernd [312] durch Gallien und über die Alpen und drangen bis Mailand vor. Kaiser Gallienus trieb sie zurück, konnte aber die Ansiedelung alemannischer Scharen auf der rechten und linken Seite des Oberrheins nicht hindern. Im J. 270 brachen sie, mit den Markomannen vereint, abermals in Italien ein, schlugen den Kaiser Aurelian bei Mailand und Piacenza und setzten das ganze römische Reich in Schrecken. Doch wurden sie schließlich zurückgeworfen und hielten bis zum Tod Aurelians Ruhe. Gleich danach aber durchbrachen sie die Grenzlinien, zerstörten die Städte des Zehntlands und überschwemmten Gallien. Noch einmal jagte sie Probus über die Alb und den Neckar zurück und suchte die Grenze durch Lager und feste Werke (276) zu sichern; aber gleich nach seinem Tod (282) fiel das ganze Land diesseit des Rheins und westlich von der Iller wieder in die Hände der A. Selbst des Julianus großer Sieg bei Hausbergen in der Nähe von Straßburg (357) hatte keine bleibenden Folgen, sowenig wie die Züge der Kaiser Valentinian (368) und Gratian. Die A. gewannen Wohnsitze südlich und westlich vom Rhein, und nach der Mitte des 5. Jahrh. waren sie bereits im Besitz des heutigen Schwaben, der Schweiz und des Elsaß. Wir finden sie später im Bund mit Aëtius, aber auch im Heer Attilas. Als sie aber in das Land der ripuarischen Franken eindringen wollten, besiegte sie der Frankenkönig Chlodovech 496, entriß ihnen das Maingebiet und unterwarf sie der fränkischen Oberhoheit. Ein Teil der A. floh und erhielt von dem Ostgotenkönig Theoderich Wohnsitze in Rätien, von wo aus dieselben 553 einen verheerenden Einfall in Italien machten. Bei dem Verfall des Merowingerreichs suchten die A. die Herrschaft der Franken abzuschütteln, wurden jedoch namentlich von Pippin von Heristall niedergehalten. Beim Verfall der Dynastie der Karolinger entstand ein Herzogtum Alemannien, das, von Burkhard gestiftet, im 10. und 11. Jahrh. bedeutend war, dann aber, nach heftigen innern Kriegen (1096) unter die Häuser Staufen und Zähringen geteilt, als ein Ganzes nicht mehr vorkommt. Die Zähringer erhielten Thurgau, Zürichgau, Aargau mit Burgund, die Staufen das eigentliche Schwabenland oder den ostrheinischen Teil Alemanniens. Letzteres hieß seitdem allein Alemannien, später Schwaben. Vgl. Stälin, Wirtembergische Geschichte, Bd. 1 (Stuttg. 1841); Bacmeister, Alemannische Wanderungen (das. 1867); Haas, Urzustände Alemanniens (Erlang. 1866); v. Schubert, Die Unterwerfung der A. unter die Franken (Straßb. 1884).