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MKL1888:Alexander

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Alexander“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 316326
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Wiktionary: Alexander
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Alexander. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 316–326. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Alexander (Version vom 30.11.2024)

[316] Alexander (Alexandros, s. v. w. der „Männerbeschützende“), griech. Mannesname, zu dessen Trägern zahlreiche Fürsten und Päpste gehören.

Herrscher des Altertums.

1) A. der Große, König von Makedonien (hierzu die Karte „Reich Alexanders d. Gr.“), der größte Eroberer aller Zeiten, Sohn des Königs Philipp und der Olympias, einer Tochter des Äakiden Neoptolemos von Epeiros, war um die Zeit der Herbstnachtgleiche 356 v. Chr. geboren. Sein erster Erzieher war Leonidas, ein Verwandter der Königin und ein Mann von strengen Sitten, dann von seinem 13. Jahr ab der berühmte Philosoph Aristoteles. Diesem gebührt der Ruhm, in dem leidenschaftlichen Knaben den Gedanken der Größe, jene Hoheit und Strenge des Denkens geweckt zu haben, die seine Leidenschaften adelte und seiner Kraft Maß und Bewußtsein gab. A. bewies seinem Lehrer stets die innigste Verehrung; er sagte oft, seinem Vater danke er nur sein Leben, seinem Lehrer, daß er würdig lebe. Der Geist des Mannes offenbarte sich schon in dem Knaben und Jüngling: sein Vorbild war Achilleus. Wie dieser den Patroklos, so liebte er seinen Jugendfreund Hephästion. Jeder sinnlichen Ausschweifung feind, brannte A. nur vor Begierde nach Ruhm; voll Thatendurst klagte er bei den Siegen seines Vaters, daß diese ihm nichts zu thun übriglassen würden. Alexanders Äußeres, der heftige Gang, der funkelnde Blick, das zurückfliegende Haar, die Gewalt der Stimme, war das eines Helden. In ritterlichen Übungen übertraf er alle; schon als Knabe bändigte er das wilde Roß Bukephalos, das ihm später als Schlachtroß diente. Die erste Waffenprobe legte A. ab, als er, während Philipp Byzanz belagerte, die Mäder bezwang; die Schlacht bei Chäroneia (338) wurde durch seine persönliche Tapferkeit gewonnen. Philipp war stolz auf seinen Sohn und erkannte in ihm den Vollender seiner kühnsten Pläne und stolzesten Hoffnungen. Später jedoch störten die Verstoßung von Alexanders Mutter Olympias, die Heirat Philipps mit einer zweiten Gemahlin, Kleopatra, und die Zurücksetzungen und Kränkungen, die A. selbst erfuhr, das gute Einvernehmen zwischen Vater und Sohn. Das Gerücht schrieb dem letztern sogar einen Anteil an Philipps Ermordung zu.

A. bestieg im Herbst 336 den Thron von Makedonien unter den ungünstigsten Verhältnissen. Hellas sowie alle neubezwungenen barbarischen Völker hofften das makedonische Joch abschütteln zu können; Attalos, der Oheim der Königin Kleopatra, von Philipp mit einem Heer nach Asien gegen Persien geschickt,

[Beilage]

[Ξ]

REICH ALEXANDERS DES GROSSEN
bearbeitet von Carl Wolf.
Maßstab 1 : 24 000 000

[317] wollte die Krone dem neugebornen Sohn der Kleopatra übertragen und selbst für denselben herrschen. Mit Umsicht und Energie wurde A. aller Gefahren Herr. Attalos, Kleopatra und ihr Kind wurden getötet. A. selbst eilte nach Thessalien, durchzog die Thermopylen und rückte in Theben ein. Die Athener schickten Gesandte entgegen. A. verzieh ihnen und allen Hellenen; doch mußten sie Gesandte nach Korinth schicken, wo A. die Begegnung mit Diogenes hatte, und wo in einer allgemeinen Versammlung der Krieg gegen Persien beschlossen und A. als Oberbefehlshaber der Hellenen anerkannt wurde. Nur die Spartaner verweigerten den Beitritt. Darauf wandte sich A. gegen die barbarischen Nachbarn. Im Frühling 335 zog er von Amphipolis aus gegen den Hämos (Balkan), überstieg das Gebirge, drang in das Land der Triballer bis an die Donau, ging angesichts der Feinde über diese auf das nördliche, von den Geten besetzte Ufer und kehrte mit vieler Beute in sein Lager zurück, worauf Gesandte der Barbarenfürsten Frieden und Freundschaft erbaten. A. eilte nun nach Südwesten gegen die Päonier, Illyrier und Taulantiner und zwang auch diese zum Frieden. Das Gerücht, A. sei im Kampf gegen die Illyrier gefallen, veranlaßte einen neuen Aufstand in Griechenland, namentlich in Theben und Athen. Aber plötzlich stand A. mit 20,000 Mann Fußvolk und 3000 Reitern vor Theben, sein schnelles Erscheinen hielt die arkadischen Hilfsvölker am Isthmus zurück, die Athener blieben aus, und die Feinde der Thebaner (Orchomenier, Platäer, Thespier, Phoker etc.) schlossen sich dem König sogleich an. Dennoch wiesen die Thebaner Alexanders friedliches Anerbieten zurück; Theben wurde daher im Sturm erobert und auf Beschluß der Bundesgenossen dem Erdboden gleichgemacht, alle Thebaner mit Weib und Kind (30,000 Menschen) in die Sklaverei verkauft; nur Pindars Haus und Nachkommen wurden verschont. Den übrigen griechischen Staaten ward Amnestie zu teil, den Athenern wurde die Bestrafung der Schuldigen überlassen. A. kehrte im Herbst nach Makedonien zurück und benutzte den Winter zu Rüstungen zum Kriege gegen Persien. Antipatros wurde mit einem Heer von 13,500 Mann zum Reichsverweser in Makedonien bestellt.

Mit dem Beginn des Frühlings 334 brach A. auf; 30,000 Mann Fußvolk und 5000 Reiter setzte die 160 Dreiruderer starke makedonische Flotte bei Sestos nach Asien über, während A. selbst mit seinem Gefolge bei Eläos überfuhr, die Stätte von Troja besuchte und dort opferte. Dann zog er aus der Ebene von Arisbe nördlich. Am Granikos erwartete den König ein persischer Heerhaufe von 20,000 Reitern und ebensoviel Fußvolk, meist griechischen Söldnern. Im Monat Thargelion (Mitte Mai bis Mitte Juni) 334 kam es unweit Priapos (jetzt Karaboa) zur Schlacht. Noch im Flusse selbst begann das mörderische Reitergefecht, worin A., im dichtesten Gewühl kämpfend, nur durch seinen Freund Kleitos gerettet wurde. Trotz tapfern Widerstands wurden die Perser geschlagen, dann die griechischen Söldner niedergehauen bis auf 2000, die in Fesseln zu öffentlicher Strafarbeit nach Makedonien abgeführt wurden, weil sie, dem korinthischen Vertrag zuwider, gegen die Makedonier gedient hatten; nur die Thebaner darunter ließ der selbst im Zorn menschlich fühlende Sieger frei, weil ihr Haß ein gerechter sei. Um die im Ägeischen Meer kreuzende Perserflotte unschädlich zu machen, wollte sich A. zuvörderst der von stammverwandten Griechen bevölkerten Vor- und Küstenländer bemächtigen. Die meisten Städte unterwarfen sich freiwillig; selbst Sardes, die Hauptstadt Lydiens, ergab sich mit großen Schätzen und wurde ein Hauptwaffenplatz der Makedonier. Auch Ephesos fiel in Alexanders Hände. In fast allen diesen Städten stellte man die Volksherrschaft her. Milet wurde erstürmt und die 400 Schiffe starke persische Flotte durch Verschließung aller asiatischem Landungsplätze genötigt, sich nach Samos zurückzuziehen; seine eigne Flotte löste der König auf und behielt nur 20 athenische Schiffe zugleich als Pfand für der Athener Treue. Karien überlieferte ihm die Fürstin Ada; nur Halikarnassos widerstand, bis Memnon, der persische Befehlshaber, selbst die Stadt anzündete und mit der persischen Flotte nach den griechischen Inseln ging; seinen Plan, von da aus einen Zug nach Makedonien zu unternehmen, verhinderte sein Tod. A. ging dann landeinwärts nach Phrygien und dessen Hauptstadt Gordion. Hier hielt er Winterrast. Gegen Pharnabazos, Memnons Nachfolger, welcher Mytilene eroberte und Griechenland bedrohte, wurde eine neue Flotte geschaffen. Im Frühjahr 333 vereinigten sich alle Truppenabteilungen Alexanders, darunter 4000 Neugeworbene, in Gordion. Hier war es auch, wo A. auf des Königs Midas alter Burg an dessen Wagen den gordischen Schicksalsknoten mit dem Schwert zerhieb. Dann unterwarf er Paphlagonien und rückte über den Halys nach Kappadokien gegen die Kilikischen Thore vor. Das hier aufgestellte persische Heer zog ab, und A. erreichte Tarsos, wo er infolge eines kalten Bades im Kydnos erkrankte, jedoch durch seinen Arzt Philippos gerettet wurde.

Inzwischen hatte der Perserkönig 5–600,000 Mann, darunter 100,000 wohlbewaffnete asiatische Fußsoldaten und 30,000 griechische Söldner, aufgeboten. A. zog am Meeresstrand entlang über Mallos und Issos nach der Stadt Myriandros; Dareios aber, statt A. in der weiten, der Reiterei günstigen Ebene von Sochoi zu erwarten, ging ihm durch die amanischen Gebirgspässe entgegen, durch die man Alexanders Anmarsch erwartete, und gelangte so, ohne auf die Makedonier zu stoßen, in deren Rücken in die enge Ebene von Issos. Sofort kehrte A. um und traf einige Meilen südöstlich von Issos, in dem engen, unebenen Thal des Flusses Pinaros, die halbe Million Asiaten in einen kleinen Raum zusammengepreßt. Den Vorteil des Augenblicks erkennend, griff A. sofort an: er selbst warf sich auf das Zentrum der persischen Schlachtordnung, wo der Großkönig stand, und nach einem hitzigen Handgemenge, in dem die Umgebung des Dareios meist niedergemacht wurde, ergriff dieser die Flucht, in welche allmählich auch das übrige Heer mit fortgerissen wurde (November 333). Dareios selbst rettete sich, nachdem er Schlachtwagen, Schild, Mantel und Bogen im Stiche gelassen, und floh hinter den Euphrat. Das ganze persische Lager mit ungeheuern Schätzen ward Alexanders Beute; selbst Dareios’ Mutter Sisygambis, seine Gemahlin Stateira und seine Kinder wurden gefangen. Unbekümmert um die Perser wandte sich A. gen Süden, um die Küsten zu besetzen und die Perser vom Meer abzuschneiden, und drang in Phönikien ein, wo die Inselstadt Tyros erst nach siebenmonatlicher Belagerung in einem allgemeinen Sturm (August 332) fiel. Anfang September zog er von Tyros durch Palästina, wo Jerusalem ihm die Thore öffnete und A. im Tempel Jehovahs ein feierliches Opfer darbrachte, gegen die ägyptische Grenzfestung Gaza, welche sich zwei Monate tapfer verteidigte; [318] A. selbst wurde beim Sturm auf die Stadt verwundet. Als A. nach siebentägigem Wüstenmarsch bei Pelusion anlangte, übergab der Satrap Mazakes Ägypten ohne Schwertstreich. Die Bevölkerung, der persischen Herrschaft längst überdrüssig, leistete nirgends Widerstand, zumal da A. als Befreier auftrat und den heimischen Religionskultus, wie in Jerusalem, durch Opfer und Gebete ehrte, statt ihn, wie die Perser, zu verhöhnen. In Memphis opferte A. dem Apis, während in den Vorhöfen der Tempel griechische Wettkämpfe und Musenspiele stattfanden. Von Memphis fuhr er den Nil hinab und legte in der Nähe des westlichsten Nilarms bei der Insel Pharos den Grundstein zu seinem größten und dauerndsten Monument, zu der Stadt Alexandreia. Dann unternahm er einen Zug nach dem Heiligtum des Ammon in der Libyschen Wüste, wo ihn die Priester als den Sohn des Gottes begrüßten und ihm verkündeten, daß er die Welt beherrschen werde.

Währenddessen hatte Dareios, nachdem A. einen Friedensantrag desselben stolz zurückgewiesen und sich selbst als Herrn von Asien bezeichnet hatte, die Streitkräfte seines Reichs im Frühjahr 331 in die Ebene von Babylon entboten, wo sich ein Heer von mehreren Hunderttausend Mann Fußvolk, 40,000 Reitern, 200 Sichelwagen und 15 Elefanten sammelte, mit dem Dareios den Tigris nach Arbela hinaufmarschierte. Hierhin trat im Frühjahr 331 auch A. von Memphis aus den Zug an, zunächst nach Tyros, dann mit 40,000 Mann und 7000 Pferden nach dem Euphrat, den er bei Thapsakos, und nach dem Tigris, den er ohne bedeutenden Widerstand bei Bedzabde überschritt. Erst bei Gaugamela, unweit von Arbela, traf er im Herbst 331 auf den Feind. Dort kam es 1. Okt. zur Entscheidungsschlacht. Schon war Parmenions Flügel durchbrochen, die Perser standen im makedonischen Lager, da errang A., mit der Phalanx das feindliche Zentrum durchbrechend, den Sieg. In Arbela, bis wohin A. mit der Reiterei den Feind rastlos verfolgte, fielen den Siegern der königliche Schatz, alles Feldgerät und zum zweitenmal des Königs Waffen in die Hände. Dareios selbst entkam mit 8000 Mann nach Ekbatana, während Ariobarzanes mit 25,000 sich nach Persis warf; die übrigen Satrapen zerstreuten sich oder gingen zu A. über. Dem Perserreich war der Todesstoß gegeben. Babylon ergab sich, Susa wurde mit leichter Mühe genommen. Mitte Dezember 331 zog A. von Susa nach blutigen Kämpfen an dem persischen Engpaß und, da dieser uneinnehmbar war, auf mühseligen Umwegen nach Persepolis und Pasargadä, den alten Stammsitzen des persischen Königsgeschlechts. Unermeßliche Beute fiel dem siegreichen Heer zu. Um durch ein großartiges Opfer der Perser Schuld gegen Griechenland zu sühnen, schleuderte A. die Brandfackel in die alte Königsburg. Ende April 330 brach er nach Medien auf. Dort hatte Dareios die Trümmer seines Heers noch einmal gesammelt und beabsichtigte, eine Schlacht zu wagen. Aber auf die Kunde von Alexanders rascher Annäherung flüchtete er nach dem Nordosten, um durch die kaspischen Pässe das Oxusgebiet zu erreichen. Auf der Flucht wurde er von dem baktrischen Satrapen Bessos, der selbst nach der Krone strebte, gefesselt und, als A. in Eilmärschen die Fliehenden kurz vor den Kaspischen Thoren fast ereilt hatte, ermordet (Juli 330). A. ließ ihn in Persepolis feierlich bestatten.

Nach dem Tode des Dareios sahen die Völker Persiens in A. ihren legitimen Herrn, und die meisten persischen Großen schlossen sich ihm an. Um so mehr glaubte sich A. verpflichtet, des Dareios Tod an seinen Mördern zu rächen, die den Widerstand in den nordöstlichen Provinzen fortsetzten. Nachdem er Hyrkanien besetzt und bis Zadrakarta am Kaspischen Meer vorgedrungen, brach er nach Baktra auf, wo Bessos Streitkräfte zu fernerm Widerstand gesammelt und den Titel „König Artaxerxes von Asien“ angenommen hatte. Auf dem Marsch zwang ihn jedoch ein Aufstand in Areia, nach Süden abzulenken, und nachdem er diesen gedämpft und Alexandreia Areion (Herat) gegründet hatte, beschloß er, um Bessos vom Süden abzuschneiden, erst Drangiana und Arachosien zu besetzen, was ohne Schwierigkeit gelang. Indessen begann Unzufriedenheit in Alexanders Heer sich zu regen. Denn um die Verschmelzung des Orients und Occidents anzubahnen, hob A. jeden Vorrang der Makedonier vor den Asiaten auf. Dies sowie der asiatische Prunk, mit dem der König sich umgab, verdroß die alten Krieger. Parmenion riet von den Neuerungen ab, sein Sohn Philotas tadelte sie offen, selbst der treue Kleitos wurde finster, und Krateros zog sich immer mehr zurück. Als der König im Herbst 330 sich zu Prophthasia in Drangiana aufhielt, ward eine Verschwörung entdeckt und Philotas als angeblicher Mitwisser hingerichtet, Parmenion aber in Ekbatana durch Meuchelmord beseitigt. In der strengsten Winterkälte trat nun A. den Marsch von Arachosien, wo er auch ein Alexandreia (Kandahar) gegründet, nach Baktrien an; er überschritt Anfang 329 die hohen, mit tiefem Schnee bedeckten Gebirgspässe des Hindukusch und erreichte ungehindert Baktrien, das Bessos, durch Alexanders kühnen Marsch erschreckt, ohne Widerstand räumte. A. verfolgte ihn über den Oxus nach Sogdiana, wo die treulosen Genossen des Bessos ihn an Ptolemäos auslieferten. Er ward gegeißelt und in Ketten nach Baktra gebracht, um dort gerichtet zu werden. A. besetzte Marakanda und drang darauf bis Kyropolis am Jaxartes vor. Da erhob sich in Alexanders Rücken Sogdiana unter Spitamenes, und mehrere Provinzen folgten; A. geriet in die höchste Gefahr. Doch wurde das verlorne Kyropolis wiedergenommen, die Skythen durch einen kühnen Zug in ihr Gebiet zum Frieden bewogen, am nördlichsten Punkte der Heerfahrt ein neues Alexandreia (Eschate, das „äußerste“) angelegt, Sogdiana fast ganz verwüstet und entvölkert. Den Winter 329–328 brachte A. in Zariaspa unweit Baktra zu, wo Bessos verurteilt und danach verstümmelt und hingerichtet wurde. Dann hielt er längere Zeit in Marakanda glänzend Hof. Dort tötete er, vom Wein erhitzt, in einem Streit beim Gelage seinen Lebensretter Kleitos, der ihn durch Widerspruch gegen das ihm gespendete Lob und durch Vorwürfe über die den Barbaren geschenkte Gunst gereizt hatte. 327 erstürmte er die Felsenburg des Arimazes, wohin sich der Baktrier Oxyartes zurückgezogen, und eroberte Parätakene, worauf er in Baktra die Hochzeit mit Roxane, der Tochter des Oxyartes, und in ihr eigentlich die Verschmelzung Asiens und Europas aufs prächtigste feierte. Stärker als früher traten jetzt in A. Züge von orientalischem Despotismus hervor; auch von den Makedoniern wurde das Niederwerfen (Proskynesis) vor dem Könige gefordert. Kallisthenes, ein Neffe und Schüler des Aristoteles, der sich dem widersetzte, wurde nebst zwei Edelknaben, denen man eine Verschwörung gegen das Leben des Königs schuld gegeben, zum Tod verurteilt (327).

Der Wunsch, das mit den Neuerungen unzufriedene Heer durch neue Erfolge an sich zu fesseln, trieb [319] A. zu der Unterwerfung Indiens fort. Gegen Ende 327 brach er mit 120,000 Mann von Baktrien über Alexandreia am Paropamisos nach dem nordwestlichen Indien (Pandschab) auf. Ein Teil des Heers, unter Hephästion und Perdikkas, sollte den Übergang über den Indus vorbereiten; A. selbst drang nordöstlich gegen die Aspasier, Guräer und Assakener vor und erreichte nach vielen heftigen Kämpfen den Indus im Frühjahr 326. Er wollte den Strom zu Schiff hinabfahren, um sich bei Taxila mit dem andern Teil des Heers zu vereinigen, fand aber eine Brücke bereits fertig und empfing eine Gesandtschaft von Taxilas, dem König von Taxila, der ihm reiche Geschenke schickte und ihm seine Residenz übergab. Poros, der Beherrscher des Gebiets vom Hydaspes bis zum Akesines, hatte sich mit einem großen Heer am jenseitigen Ufer des Hydaspes gelagert, ward aber im Mai 326 nach hartem Kampf trotz seiner Kriegselefanten besiegt und von Alexanders Reitern auf der Flucht eingeholt. Voll Bewunderung für den tapfern greisen Gegner bestätigte der Sieger ihn nicht nur in seiner Herrschaft, sondern erweiterte sogar sein Gebiet und gewann sich dadurch einen zweiten treuen Bundesgenossen. Dreißig Tage verweilte A. noch am Hydaspes unter Opfern und Spielen, gründete auch zwei Städte, Bukephala am westlichen Ufer und Nikäa auf dem östlichen, und rückte dann nach Norden in die bevölkerte Gegend der Glausen, über den Akesines nach dem Hyarotes. Der freie indische Stamm der Kathäer wurde unterworfen und sein Land unter die benachbarten Stämme verteilt. Unaufgehalten erreichte das Heer die Ufer des Hyphasis. Dort aber weigerten sich die erschöpften Truppen, A. nach dem Gangesgebiet zu folgen. Alle Bemühungen Alexanders blieben erfolglos; als auch Opferzeichen ungünstig ausfielen, kehrte er nach Errichtung von zwölf hohen turmähnlichen Altären als Denkmälern und Dankzeichen und nach der Feier großer Kampfspiele im Herbst 326 um. A. selbst schiffte sich mit 8000 Mann Kerntruppen auf einer Flotte ein; Oberbefehlshaber derselben war Nearchos. Einen andern Teil des Heers führte Krateros am rechten, einen dritten Hephästion am linken Ufer des Hydaspes hinab. Fast alle Völker ergaben sich freiwillig. Nur die Maller versuchten Widerstand; bei Erstürmung ihrer befestigten Hauptstadt wurde A. schwer verwundet. Nach mannigfachen Kämpfen und nach Unterwerfung des Fürsten von Pattala (im Indusdelta) wies A., der selbst bis zum Indischen Ozean hinabgesegelt war, Nearchos an, mit der Flotte längs der Küste hinzusegeln; er selbst zog mit dem Hauptheer (325) durch das Gebiet der Arbiten in das der Oreiten, befestigte Rambakia und brach gegen Gedrosien auf, dessen Hauptstadt Pura er nach einem mühseligen Marsch von 60 Tagen durch die Wüste unter furchtbaren Entbehrungen und Leiden der Soldaten erreichte; das Heer war auf ein Viertel zusammengeschmolzen. Nach gehaltener Rast brach er nach Karamanien auf, wo Krateros sich mit ihm vereinigte und Mitte Dezember Nearchos glücklich an der Küste landete. Dieser setzte die Fahrt längs der Küste des Persischen Meerbusens zu der Euphrat- und Tigrismündung fort, während Hephästion mit einem großen Teil des Heers die Straße nach Persis an der Küste hin einschlug, A. aber mit den berittenen Edelscharen und dem leichten Fußvolk durch das Gebirge über Pasargadä und Persepolis nach Susa durchdrang, wo die Ausschreitungen seiner Statthalter Abhilfe erheischten und auch ein strenges Gericht über sie erging.

Nun galt es, die Verschmelzung des Abend- und Morgenlands zu vollziehen, und um sie zu fördern, vermählte sich A. selbst neben Roxane noch mit des Dareios ältester Tochter, Stateira; gegen 80 seiner Großen und über 1000 andre Makedonier vermählte er mit Perserinnen. Indem er mit 20,000 Talenten die Schulden der Soldaten bezahlte, hoffte er sie für sein Vorhaben zu gewinnen. Als aber 30,000 Barbaren auf makedonische Weise bewaffnet und eingeübt und in gleichen Rang mit den Makedoniern gestellt wurden, erregte das den bittersten Groll der Makedonier, der 324 während einer Heerschau bei der Stadt Opis am Tigris zum Ausbruch kam. Als A. die Veteranen und Gebrechlichen in die Heimat zu entlassen befahl, riefen die Makedonier ihm zu, er möge fortan mit seinen jungen Barbaren und dem Vater Ammon in den Krieg ziehen. Da trat A. im heftigsten Zorn in die Mitte der tobenden Aufrührer und ließ 13 ergreifen und zum Tod führen. Er selbst zog sich in die Königsburg zu Opis zurück und behandelte die barbarischen Truppen ganz so wie bisher die makedonischen. Dadurch betroffen, baten die Makedonier bald reuig um Verzeihung und erhielten sie. Ein großes Versöhnungsfest wurde gefeiert, der Platz zunächst dem König den Makedoniern eingeräumt, die Opfer von griechischen und persischen Priestern gemeinsam dargebracht. Dann wurden 10,000 Veteranen ehrenvoll entlassen. Krateros führte sie zurück, um Antipatros’ Stelle einzunehmen und letztern mit neuer Mannschaft nach Asien zu entbieten. Tief erschütterte A. der Tod Hephästions in Ekbatana, dem er 323 zu Babylon eine glänzende Leichenfeier veranstaltete. Nachdem er das wilde Gebirgsvolk der Kossäer vernichtet hatte, kehrte er nach Babylon zurück und sorgte mit Eifer für Hebung des Handels und Verkehrs durch Straßen, Entdeckungsreisen, Hafenbauten und Städtegründungen. Insbesondere trug er sich mit dem Plan einer großartigen Kolonisation an der Ostküste des Persischen Golfs und einer Umschiffung Arabiens, um Ägypten zur See mit dem Euphratland zu verbinden. Schon war der Tag der Abreise der Flotte unter Nearchos bestimmt, als der König nach einem dem Nearchos gegebenen Abschiedsmahl an einem Fieber erkrankte, dessen Stärke von Tag zu Tag zunahm. Bis zum 7. Tag konnte er baden, bis zum 10. opfern und von seinen Makedoniern stummen Abschied nehmen. Am folgenden Tage gegen Abend ereilte ihn aber der Tod im Juni 323, im 32. Jahr seines Lebens, nachdem er 12 Jahre 8 Monate das Diadem getragen. Seine einbalsamierte Leiche wurde erst nach zwei Jahren mit unermeßlicher Pracht von Ptolemäos nach Ägypten gebracht und in Memphis bestattet, später aber nach Alexandreia geführt und in einem ihm eigens erbauten Tempel beigesetzt, von wo die Engländer den Sarkophag 1802 nach London schleppten, wo er sich im Britischen Museum befindet (vgl. Clarke, The tomb of A., Lond. 1805). Da A. keinen regierungsfähigen Nachfolger hinterließ, so entbrannte sofort nach seinem Tod unter seinen ehrgeizigen und habgierigen Feldherren der heftigste Zwist, in welchem Alexanders Haus zu Grunde ging und sein Reich zerfiel. Gleichwohl hatten seine großartigen Eroberungen die Folge, daß Vorderasien der griechischen Kultur erschlossen wurde und sich mit der griechischen Welt verschmolz, und daß aus dieser Verschmelzung die Kulturperiode des Hellenismus hervorging.

A. wurde schon bei Lebzeiten durch die bildende Kunst verherrlicht wie kein Held des Altertums vor [320] ihm. Er selbst soll ein Edikt erlassen haben, daß ihn kein andrer als Apelles malen, kein andrer als Pyrgoteles in Stein schneiden und kein andrer als Lysippos in Erz gießen sollte. Doch spricht die außerordentliche Verbreitung seiner Bilder in der alten Welt dafür, daß dieses Edikt keine Beachtung fand. Von diesen sind jedoch nur wenige auf uns gekommen. Als die seine Züge am treuesten wiedergebende Büste gilt diejenige im Louvre, welche durch die Inschrift gesichert ist. Ein Kopf im kapitolinischen Museum ist ein Beispiel für die idealisierten Darstellungen seiner Persönlichkeit in Göttergestalt und mit göttlichen Attributen und vielleicht ein Bruchstück einer solchen Statue. Eine in Herculanum gefundene Bronze stellt A. in voller Rüstung zu Pferde dar. An seinen Namen knüpfen sich eine berühmte Marmorbüste in Florenz, der sogen. „sterbende A.“, und das größte uns aus dem Altertum erhaltene Mosaik (s. Alexanderschlacht). Über die bildliche Darstellung Alexanders im Altertum vgl. Müller, Numismatique d’Alexandre-le-Grand (Kopenh. 1855); v. Lützow, Münchener Antiken (Münch. 1861); Stark, Zwei Alexanderköpfe der Sammlung Erbach und des Britischen Museums (Leipz. 1879). Auch die neuere Kunst hat sich viel mit ihm beschäftigt. Unter den ihm und seinen Thaten gewidmeten Darstellungen sind die berühmtesten ein Fresko des Soddoma in der Farnesina zu Rom: die Hochzeit Alexanders mit Roxane (auch Gegenstand eines Reliefs von Jerichau im Schloß Christiansborg zu Kopenhagen und bei dessen Brand 1884 zerstört), und der Alexanderzug, ein Relief Thorwaldsens (s. d.).

Alexanders Leben und Thaten sind von mehreren seiner Begleiter, wie Onesikritos, Kallisthenes, Anaximenes, Kleitarchos u. a., beschrieben worden. Aus solchen, wohl nicht immer zuverlässigen Geschichtswerken haben Diodor, Curtius und Trogus Pompejus (im Auszug bei Justinus) geschöpft. Arrian und meistens auch Plutarch dagegen folgten den von ihnen allein für glaubwürdig erklärten Erzählungen des Lagiden Ptolemäos und des Aristobulos aus Kassandreia und sind dadurch Hauptquellen für Alexanders Geschichte. Doch läßt sich aus diesen Werken über A. mit einiger Sicherheit nur das Militärische feststellen, die Organisation des Heers sowohl als die Feldzüge, welche durch neuere geographische Forschungen auch in dieser Beziehung aufgeklärt sind. Dagegen fehlt es fast ganz an Material über Alexanders Ideen und Ziele, seine politischen Organisationen und Pläne; die Entwickelung seines Charakters und Geistes während seiner Heldenlaufbahn läßt sich nicht auch nur mit einiger Sicherheit erkennen. Die Fragmente seiner gleichzeitigen Biographen wurden von Geier („Alexandri M. historiarum scriptores aetate suppares“, Leipz. 1844) und Dübner (in der Ausgabe Arrians, Par. 1846) gesammelt. Übrigens wurde A. auch frühzeitig der Mittelpunkt einer reichgegliederten Sage, die bereits im spätern Altertum, namentlich aber von den mittelalterlichen Dichtern des Abend- wie des Morgenlands mit Vorliebe bearbeitet wurde (s. Alexandersage). Vgl. Laudien, Über die Quellen zur Geschichte Alexanders d. Gr. (Königsb. 1875); Fränkel, Die Quellen der Alexanderhistoriker (Bresl. 1883); Droysen, Geschichte Alexanders d. Gr. (3. Aufl., Gotha 1880, mit Karten von Kiepert); Hertzberg, Die asiatischen Feldzüge Alexanders d. Gr. (2. Aufl., Halle 1875); Zolling, Alexanders Feldzug in Zentralasien (2. Aufl., Leipz. 1876); Lauth, A. in Ägypten (Münch. 1876).

2) A. Sevērus („der Strenge“), römischer Kaiser von 222 bis 235 n. Chr., vollständig Marcus Aurelius A. Severus, vor seiner Thronbesteigung Alexianus, 208 zu Akka in Syrien geboren, von seiner christenfreundlichen Mutter Julia Mammäa sorgfältig erzogen, wurde von seinem Verwandten, Kaiser Heliogabalus, auf Verlangen des Volks 221 adoptiert und nach dessen Ermordung 222 zum Kaiser ausgerufen. Er war, als er die Herrschaft antrat, erst 14 Jahre alt und wurde daher anfangs ganz von seiner einsichtigen Mutter geleitet, die auch später einen bedeutenden Einfluß auf ihn behauptete; er selbst entwickelte immer mehr einen wohlwollenden und verständigen, jedoch von Schwäche nicht ganz freien Charakter, wie er es denn geschehen ließ, daß sein Ratgeber, der berühmte Jurist Ulpianus, 228 in einem Aufstand der Prätorianer ermordet wurde. Er war eifrig bemüht, sowohl der Zügellosigkeit der Soldaten als der herrschenden Unsittlichkeit der Bevölkerung zu steuern, und setzte für letztern Zweck 14 Konsularen als Curatores urbis (Stadtaufseher) ein, welche für die Erhaltung der öffentlichen Ordnung und Anständigkeit zu sorgen hatten. In den Jahren 231–233 führte er, jedoch ohne bedeutenden Erfolg, Krieg gegen den neuen Perserkönig, Artaxerxes; 234 begab er sich nach Gallien, wo er 235 in der Nähe von Mainz in einem Aufstand der Truppen ermordet wurde. Von den christlichen Schriftstellern wird noch besonders gerühmt, daß er sich gegen die Christen wohlwollend bewiesen habe.

3) Oströmischer Kaiser, Sohn des Basilios I., folgte seinem ältern Bruder, Leo VI., 912 als Vormund für dessen unmündigen Sohn Konstantin VII., Porphyrogennetos, starb aber schon 913.

Päpste.

4) A. I., röm. Bischof 109–119, starb als Märtyrer.

5) A. II., Papst 1061–73, vorher Anselm aus Baggio, war ein eifriger Anhänger der cluniacensischen Reform und einer der Führer der Pataria in Mailand, wurde dann Bischof von Lucca und 1. Okt. 1061 als der erste allein von den Kardinälen, ohne Zuziehung der weltlichen Macht, gewählte Papst auf Hildebrands Betrieb auf den päpstlichen Thron erhoben. Deshalb stellte die kaiserliche Partei den Bischof Cadalus von Parma als Honorius II. zum Gegenpapst auf. Von diesem 1062 mit kaiserlicher Hilfe verjagt, wurde A. mit Hilfe der Normannen in seine Herrschaft in Rom wieder eingesetzt. Alexanders Streben war, durch gänzliche Befreiung der Kirche von der weltlichen Macht die päpstliche Suprematie zu vollenden und die streng asketische Richtung in der Kirche zur Herrschaft zu bringen. Heinrichs IV. Verlangen nach Scheidung von seiner Gemahlin Bertha bot dazu Gelegenheit: der Kardinal Damiani nötigte Heinrich 1069 zur Rücknahme seines Gesuchs. Als bald darauf Sachsen und Thüringer in Rom gegen Heinrich IV. wegen Tyrannei und Verkaufs der Ämter Klage erhoben, lud A. den Kaiser zur Verantwortung nach Rom, starb aber gleich danach (21. April 1073). Die Steigerung der Papstmacht unter ihm war mehr das Verdienst seines Kanzlers Hildebrand. A. selbst verdient den Ruhm eines gelehrten und streng sittlichen Kirchenfürsten.

6) A. III., Papst 1159–81, vorher als Kardinal Roland von Siena Kanzler Hadrians IV., ein eifriger Vertreter der Hierarchie, beleidigte schon 1157 auf dem Reichstag zu Besançon den Kaiser Friedrich I. durch seine Anmaßung und wurde [321] daher, als er nach Hadrians Tod am 7. Sept. 1159 von der Mehrheit der Kardinäle zum Papst gewählt ward, von Friedrich I. nicht anerkannt, der sich für den Gegenpapst Viktor IV. erklärte. A., in Pavia 1160 abgesetzt und mit dem Bann belegt, verband sich mit den aufrührerischen Lombarden, mußte aber nach deren Niederlage 1161 nach Frankreich flüchten. Von Frankreich, Sizilien, England und Spanien anerkannt, hielt er 1163 eine Synode zu Tours, kehrte aber, da nach Aufstellung eines neuen kaiserlichen Gegenpapstes, Paschalis III., sein Anhang wuchs, 1165 nach Rom zurück. Nach seiner Verbindung mit dem großen lombardischen Städtebund, der ihm zu Ehren die neuerbaute Festung am Tanaro Alessandria benannte, wurde er 1167 in Rom selbst durch den Kaiser angegriffen und mußte infolge des Abfalls der Römer fliehen. Doch stellte der Untergang des kaiserlichen Heers durch die Pest sein Ansehen wieder her. 1170 und 1175 angeknüpfte Friedensunterhandlungen hatten keinen Erfolg. Erst nach der für den Kaiser unglücklichen Schlacht bei Legnano kam, nach Vorverhandlungen zu Anagni, in Venedig 1177 der Friede mit A. und ein Waffenstillstand mit den Lombarden zu stande. Friedrich erkannte, den dritten Gegenpapst, Calixtus III., opfernd, den Papst A. an und wurde vom Kirchenbann befreit. Im J. 1178 nach Rom zurückgekehrt, hielt A. 1179 im Lateran ein Konzil zur Neuordnung der durch das Schisma zerrütteten Kirche, wo auch zuerst gegen die Waldenser Maßregeln ergriffen wurden. Er starb 30. Aug. 1181. A. gehört zu den hervorragendsten Päpsten und hat die Idee der Oberherrlichkeit des Papsttums über jede weltliche Macht ihrer Verwirklichung bedeutend nähergeführt; auch König Heinrich II. von England zwang er zur Kirchenbuße für die Ermordung Thomas Beckets. Vgl. Reuter, Geschichte Alexanders III. und der Kirche seiner Zeit (Leipz. 1860–64, 3 Bde.); M. Meyer, Die Wahl Alexanders III. (Götting. 1872).

7) A. IV., Papst 1254–61, vorher Reginald, Bischof von Ostia und Velletri, ein Neffe Gregors IX., voll hierarchischer Anmaßung, aber seiner Stellung nicht gewachsen. Im Streit mit Manfred von Sizilien erfuhr er arge Demütigungen, mußte, selbst von den Bischöfen verlassen, aus Rom fliehen und starb 1261 zu Viterbo.

8) A. V., Papst 1409–10, vorher Kardinal Philargi, Erzbischof von Mailand, von Geburt ein Grieche aus Kreta, ward in einem Franziskanerkloster daselbst erzogen, war längere Zeit Professor in Paris, dann Missionär in Litauen, ward nach Absetzung der Gegenpäpste Gregor XII. und Benedikt XIII. vom Konzil zu Pisa gewählt, fand aber nur bei einem Teil der Christenheit Anerkennung. Gegen den Beschützer Gregors, den König von Neapel, mußte A. sich selbst mit den Waffen verteidigen. Von Bologna aus, wo A. lebte, verbot er die Lehren Wiclefs in Böhmen und forderte Huß vergebens vor seinen Richterstuhl. A. starb, 70 Jahre alt, wahrscheinlich von Cossa, seinem Kanzler, nachmaligem Papst Johann XXIII., vergiftet. Vgl. Renieris, Der hellenische Papst A. V. (griech., Athen 1881).

9) A. VI., Papst 1492–1503, vorher Kardinal Rodrigo Borgia, geb. 1431 zu Jativa in Valencia, hieß eigentlich Lenzuoli, nahm aber den berühmten Familiennamen seiner Mutter Borgia an. A. studierte anfänglich die Rechte, wurde dann durch den Bruder seiner Mutter, Papst Calixtus III., vom Studenten zum Erzbischof von Valencia und, noch nicht 25 Jahre alt, zum Kardinal erhoben. Er führte auch als solcher ein wüstes Leben. Die schöne Rosa Vanozza de’ Catanei war seine anerkannte Konkubine und gebar ihm vier Söhne und eine Tochter. Dennoch spielte er, wo es galt, den Frommen und wußte sich durch Freigebigkeit beim Volk beliebt zu machen. Nach Innocenz’ VIII. Tod erkaufte er die Tiara und ward unter großen Festlichkeiten 26. Aug. 1492 gekrönt; seitdem zeigte er seinen wahren Charakter ohne Scheu. Klug, umsichtig und berechnend, von heiterer Gemütsart, war er zugleich maßlos ehrgeizig und habsüchtig, treulos und schamlos, grausam und wollüstig. Sein Ziel war die Erhebung seines Hauses zu einer mächtigen Dynastie; daher war er tief verflochten in die verwickelten politischen Kämpfe, deren Schauplatz damals Italien war. Seinem Sohn Johann, Herzog von Gandia, verlieh er das Herzogtum Benevento, welches mit Beistimmung der erkauften Kardinäle vom Kirchenstaat getrennt wurde; seine Tochter Lucrezia wurde an den mächtigen Sforza, Herrn von Pesaro, vermählt; sein Lieblingssohn war Cäsar Borgia, der ihn vollständig beherrschte. Er ernannte denselben zum Erzbischof von Valencia und zum Kardinal, beschloß aber dann, ihm auch ein weltliches Fürstentum zu verschaffen und ihn mit der Tochter des Königs Friedrich von Neapel zu vermählen. Als A. dabei auf Widerstand stieß, verband er sich 1498 mit Ludwig XII. von Frankreich zur Teilung Italiens. Die Franzosen eroberten Mailand. Cäsar Borgia wurde zum Herzog von Valentinois, nach Eroberung Imolas und Forlis aber zum Herzog der Romagna ernannt. Mit blutiger Gewalt räumten der Papst und sein Sohn alle Gegner aus dem Weg. A. starb 18. Aug. 1503, wie man sagte, durch das Gift, das sein Sohn für einen Kardinal, der bei ihm zu Gaste war, bereitet hatte. Trotz Alexanders entsetzlicher Sittenlosigkeit und Entartung (beschuldigte man ihn doch der Blutschande mit seiner Tochter Lucrezia) dauerte der politische Einfluß der Kirche unter ihm fort, wie A. denn den Streit zwischen Spanien und Portugal über die Teilung der Neuen Welt entschied. Unter seiner Regierung wurde die Bücherzensur eingeführt und Savonarola 1498 als Ketzer verbrannt.

10) A. VII., Papst 1655–67, vorher Kardinal Fabio Chigi und während der Friedensunterhandlungen zu Münster und Osnabrück Nunzius in Deutschland, wurde durch Frankreichs Einfluß 7. April 1655 gewählt. Als Papst zeigte er ungezügelte Prachtliebe, Eitelkeit und Falschheit. Ein eifriger Verfechter der päpstlichen Unfehlbarkeit, bestätigte er 1661 trotz des Protestes der Jansenisten die von seinem Vorgänger Innocenz X. ausgesprochene Verdammung von fünf jansenistischen Lehrsätzen. Ein von den Jansenisten versuchter Vergleich scheiterte. Darauf geriet A. auch mit Ludwig XIV. in Streit: weil A. sich weigerte, für eine durch seine corsische Leibwache dem französischen Gesandten in Rom, Créqui, zugefügte Beleidigung Genugthuung zu geben, besetzte Ludwig Avignon und Venaissin und drohte, in Italien selbst einzufallen. A. schloß hierauf den schimpflichen Vertrag zu Pisa (1664), in welchem er die Leibwache aufzulösen und eine Pyramide mit einer Inschrift über den Vorfall zu errichten versprechen mußte. Er starb 22. Mai 1667. Während seiner Regierung wurde Rom vielfach, so namentlich durch die Kolonnade vor der Peterskirche, verschönert; A. war selbst Dichter und Freund der Künste und Wissenschaften. Eine Sammlung seiner Gedichte erschien Paris 1656.

11) A. VIII., Papst 1689–91, vorher Pietro Ottoboni, Bischof von Torcelli und Brescia, geb. [322] 1610 zu Venedig, gewählt 6. Okt. 1689, stand völlig unter französischem Einfluß. Aus Erkenntlichkeit dafür gab Ludwig XIV. Avignon an Rom zurück. Durch Ankauf der Bibliothek der Königin Christine von Schweden bereicherte er die Bibliothek des Vatikans mit kostbaren Handschriften. Nepotismus und Simonie erreichten unter seiner Regierung den höchsten Gipfel. Er starb 1. Febr. 1691. Vgl. Gérin, Le pape Alexandre VIII et Louis XIV (Par. 1877).

Fürsten der neuern Zeit.
(Nach dem Alphabet der Länder geordnet.)

[Anhalt.] 12) A. Karl, letzter Herzog von Anhalt-Bernburg, Sohn des Herzogs Alexius Friedrich Christian aus dessen Ehe mit Friederike von Hessen-Kassel, geb. 2. März 1805, offenbarte frühzeitig sowohl körperliche als namentlich geistige Schwäche, welche allmählich zunahm, so daß sein Vater die künftigen Regierungshandlungen des Sohns an die Mitwirkung eines Geheimen Konferenzrats zu binden sich veranlaßt fand. Seit 1834 Nachfolger seines Vaters, vermählte sich A. 30. Oktober d. J. mit der Prinzessin Friederike von Holstein-Glücksburg, der er 1855 unter dem Titel einer Mitregentin die Regierung des Landes übertrug. Er starb 19. Aug. 1863, worauf das Herzogtum an den Herzog von Anhalt-Dessau fiel.

[Bulgarien.] 13) A. I., Fürst von Bulgarien, geb. 5. April 1857, zweiter Sohn des Prinzen Alexander von Hessen-Darmstadt (s. Alexander 14), führte, wie seine Brüder, den Titel eines Prinzen von Battenberg, trat zuerst in das großherzoglich hessische Dragonerregiment Nr. 24 als Leutnant ein, machte 1877 im Hauptquartier des Großfürsten Nikolaus den Krieg in Bulgarien gegen die Türkei mit und ward darauf nach Berlin in das Regiment Garde du Korps versetzt. Schon seine Teilnahme am Feldzug gegen die Türken, dann seine nahe Verwandtschaft mit dem Kaiser Alexander II. von Rußland, dessen Neffe er war, wiesen darauf hin, daß er zum Oberhaupt des zu schaffenden Fürstentums Bulgarien ausersehen sei. Die Mächte gaben zu seiner Wahl ihre Zustimmung. A. wurde denn auch 29. April 1879 von der bulgarischen Nationalversammlung einstimmig zum Fürsten gewählt. Er hielt 8. Juli in Tirnowa seinen Einzug und leistete den Eid auf die neue Verfassung des Fürstentums, schlug aber seine Residenz in Sofia auf. Da die von radikalen Agitatoren beherrschte Deputiertenkammer seinen Bestrebungen für das Volkswohl Hindernisse in den Weg legte und seine Macht zu einem Schatten herabdrückte, erklärte er durch eine Proklamation vom 9. Mai 1881, die Krone niederlegen zu müssen, wenn ihm nicht außerordentliche Regierungsvollmachten zugestanden würden. Diese bewilligte ihm die außerordentliche Nationalversammlung 13. Juli mit größtem Enthusiasmus. Auch den übermächtigen russischen Einfluß wußte er geschickt zurückzudrängen.

[Hessen.] 14) A. Ludwig Georg Friedrich Emil, Prinz von Hessen und bei Rhein, österreich. General der Kavallerie, dritter Sohn des Großherzogs Ludwig II. von Hessen-Darmstadt, geb. 15. Juli 1823 zu Darmstadt, stand 1840–51 in russischen Diensten und zeichnete sich in den kaukasischen Kämpfen aus, zuletzt als Generalmajor und Kommandeur der gesamten Artillerie. Im J. 1852 trat er als Brigadegeneral in die österreichische Armee. Im Feldzug von 1859 erwarb er sich große Anerkennung durch die Tapferkeit und Ausdauer, mit der er nach den Schlachten bei Montebello und Solferino den Rückzug der geschlagenen Armee deckte. Seit 1863 lebte Prinz A. meist in Darmstadt oder Heiligenberg (Jugenheim), seiner Besitzung im Odenwald, wo er sich vornehmlich mit der Ordnung seines großen Münzkabinetts beschäftigte, das er selbst beschrieb (Darmst. 1856). Im J. 1866 übernahm er den Oberbefehl über das aus den württembergischen, bayrischen, hessen-darmstädtischen und nassauischen Truppen und aus 12,000 Österreichern zusammengesetzte 8. Bundesarmeekorps, welches aber die Vereinigung mit den Bayern erst nach den unglücklichen Gefechten von Laufach und Aschaffenburg und dem Verlust der Mainlinie bei Würzburg bewirkte. Hier erlitt es neue Niederlagen bei Tauberbischofsheim, Werbach und Gerchsheim (23.–25. Juli) und löste sich dann auf. Vgl. die von ihm veröffentlichte Rechtfertigungsschrift: „Feldzugsjournal des Oberbefehlshabers des 8. deutschen Bundesarmeekorps“ (2. Aufl., Darmst. 1867). Seit 28. Okt. 1851 ist A. morganatisch mit Julie, der Tochter des ehemaligen polnischen Kriegsministers Grafen Moritz von Hauke, vermählt, welche vom Großherzog zur Prinzessin von Battenberg erhoben wurde. Die Kinder aus dieser Ehe führen ebenfalls den Namen Prinzen und Prinzessinnen von Battenberg. Der älteste Sohn ist britischer Marineoffizier, der zweite als Alexander I. (s. oben, 13) Fürst von Bulgarien.

[Rumänien.] 15) A. Johann I., Fürst von Rumänien, geb. 20. März 1820 zu Husch aus der Bojarenfamilie Cusa (Kuza), wurde in Paris erzogen, studierte zu Pavia und Bologna und stieg im heimischen Staatsdienst zum Statthalter von Galatz u. Direktor einer Abteilung im Ministerium des Innern empor, während er sich durch die Ehe mit einer Tochter des Bojaren Rosetti mit den Stourdzas und dadurch mit dem ganzen höhern Adel des Landes verschwägerte. Im J. 1848 schloß er sich der patriotischen Partei an, ward deshalb nach dem Einmarsch der Russen verhaftet, entkam aber und rettete sich auf einem österreichischen Dampfer nach Wien. Nach dem Abmarsch der Russen kehrte er zurück und nahm im Heer Dienste. Anfangs Adjutant des Fürsten Vogorides, stieg er später zum Obersten auf. Bei den Verfassungskämpfen war er Wortführer der Unionspartei. Im J. 1857 Mitglied des Diwans, wurde er im Oktober 1858 dem General Georg Ghika als zweiter Hetman beigegeben und versah nach Vogorides’ Abgang die Stelle eines Kriegsministers. Am 17. Jan. 1859 wurde er in Jassy und 5. Febr. in Bukarest zum Hospodar gewählt und als A. Johann I. zum regierenden Fürsten der beiden vereinigten Fürstentümer proklamiert, aber erst Ende 1861 von der Pforte anerkannt. Die Einheit zu begründen, berief er im Januar 1862 beide Kammern nach Bukarest und setzte ein gemeinschaftliches Ministerium ein. Vielfache Mißgriffe und Alexanders Streben nach absolutistischer Zentralisation erregten bald Unzufriedenheit, obwohl sich A. durch Aufhebung der Leibeigenschaft und Verteilung von Ländereien an die Bauern auch Verdienste erwarb. Dazu kam drückende finanzielle Not. Die Einziehung der Klostergüter gegen eine Entschädigung der griechischen Mönche half nur auf kurze Zeit; das Mißvergnügen im Land wuchs, und auch Kammerauflösungen wirkten nichts. Da vollzog A. 14. Mai 1864 einen Staatsstreich, welcher einen Senat und Staatsrat ins Leben rief und die Sanktionierung des Werks durch eine allgemeine Volksabstimmung suchte; der Absolutismus war vollendet, erwies sich indes trotz aller Reformpläne unfähig, die materielle Not zu lindern. Alle Parteien waren einig darin, daß nur durch den Sturz Alexanders dem Land [323] zu helfen sei. Am Abend des 22. Febr. 1866 drangen mehrere Parteihäupter in das Schlafzimmer des Fürsten und zwangen ihn zur Abdankung. Seitdem lebte A. meist in Wien und Wiesbaden und starb 15. Mai 1873 zu Heidelberg.

[Rußland.] 16) A. Jaroslawitsch Newskij, Großfürst von Rußland, ward 1218 zu Wladimir geboren. Sein Vater, Großfürst Jaroslaw II. von Nowgorod, ließ ihn sorgfältig erziehen. Nach des Vaters Tod (1247) Fürst von Nowgorod, ward er nach seines Bruders Andreas Tod (1252) Großfürst von Wladimir. Schon 1240 hatte er an der Newa (daher sein Beiname Newskij) über die Schweden gesiegt und dann glücklich gegen die Ritter des Schwertordens gekämpft, welche auf Betrieb des Papstes Gregor IX. in Rußland eingefallen waren. Roms Plan, die Russen in den Schoß der katholischen Kirche überzuführen, mißglückte, da A. standhaft dagegen blieb. Es war sein Verdienst, einerseits manche Rebellion gegen die Tataren in Rußland verhindert, anderseits durch kluge Unterwürfigkeit und feinen diplomatischen Takt allzu schlimmen Übergriffen der Orientalen vorgebeugt zu haben. Im Orient genoß er ein so großes Ansehen, daß, wie erzählt wird, die tatarischen Frauen ihre Kinder mit seinem Namen zu schrecken pflegten. A. starb 14. Nov. 1263 auf der Rückreise von dem Hof des Großchans der Tataren. Sein Leichnam wurde in Wladimir beigesetzt. Man zählt A. unter die größten Heiligen der russischen Kirche; Peter d. Gr. erbaute ihm 1712 das Alexander Newskij-Kloster (s. d.) und stiftete 1722 den nach ihm genannten Orden (s. Alexander Newskij-Orden).

17) A. I. Paulowitsch, Kaiser und Selbstherrscher aller Reußen, geb. 23. (11.) Dez. 1777 zu Petersburg als ältester Sohn des Großfürsten Paul und seiner zweiten Gemahlin, Maria Feodorowna von Württemberg, ward unter der Leitung des freisinnigen Schweizers Laharpe nach Rousseauschen Grundsätzen erzogen. Die Einzelheiten seiner Ausbildung überwachte mit mütterlicher Sorgfalt Katharina II. Dennoch blieb dieselbe oberflächlich. Weich und sentimental, zeigte sich A. wohlwollend und für Ideale begeistert, aber auch schwach und unbeständig. Schon 1793 wurde er mit der Prinzessin Elisabeth von Baden vermählt. Zwei Töchter aus dieser Ehe starben als Kinder. Sein Vater Paul I., seit 1796 Zar, behandelte ihn mißtrauisch und willkürlich. Als er durch dessen Ermordung 24. März 1801 auf den Thron gelangte, war er, obwohl er von dem Mord weder gewußt, noch ihn gebilligt hatte, doch anfangs von Rücksichten auf die Mörder Subow, Pahlen und Bennigsen abhängig. Später erlangte das sogen. Triumvirat, Stroganow, Nowossilzow und Adam Czartoryiski, den bedeutendsten Einfluß auf ihn. Seiner Persönlichkeit entsprechend, war sein Bemühen vornehmlich auf die innere Entwickelung Rußlands gerichtet. In der ersten Hälfte seiner Regierung, namentlich während der ersten Jahre, war er eifrig bestrebt, das Finanzwesen seines Reichs zu ordnen, die geistige Bildung zu fördern und das harte Los der Leibeignen zu mildern. Esthland, Livland und Kurland verdanken ihm die Aufhebung der Leibeigenschaft und die Einführung einer mit dem Institut der Gemeindegerichte verbundenen Bauernordnung. Leibeigne zum Verkauf auszustellen oder in den Zeitungen auszubieten, wurde verboten, die Freilassung derselben und ihre Ansiedelung in den Städten erleichtert. Um diesen und andern Reformen seine Sorgfalt zuwenden zu können, war A. anfangs bemüht, kriegerische Einmischung in die europäischen Angelegenheiten zu vermeiden. Bereits 1802 schloß er mit dem jungen König von Preußen einen herzlichen Freundschaftsbund (Zusammenkunft in Memel, Juni 1802), dem beide bis an ihr Lebensende treu geblieben sind. Gleichzeitig trat A. mit Bonaparte, damaligem Ersten Konsul der französischen Republik, in enge politische Beziehungen, um die Angelegenheiten Europas nach gemeinsamem Einverständnis friedlich zu leiten. A. mußte sich aber bald überzeugen, daß diese Bundesgenossenschaft nur dazu diente, die Machtstellung Frankreichs zu erhöhen. Es kam deshalb bereits 1804 zum vollständigen Bruch. A. unterstützte 1805 Österreich, trat aber nach der Schlacht bei Austerlitz vom Bund gegen Napoleon zurück, um den Kampf 1807 zu gunsten Preußens zu erneuern, freilich erst, als sein Verbündeter den größten Teil seiner Monarchie bereits verloren hatte. Als die preußischen und russischen Truppen bis über die Memel zurückgedrängt waren, vermittelte A. den Frieden von Tilsit. Dem Abschluß desselben ging die berühmte Zusammenkunft des russischen und des französischen Kaisers 25. Juni (in einem auf zwei Flößen in der Mitte des Niemen erbauten Pavillon) voraus, und A., der für Napoleons glänzende persönliche Eigenschaften die größte Bewunderung hegte, ließ sich von demselben zum zweitenmal für den Gedanken einer gemeinsamen Leitung der europäischen Angelegenheiten gewinnen. Bei der Zusammenkunft in Erfurt (Oktober 1808) wurde der Bund erneuert und A. der Besitz der Türkei versprochen, gegen die er sofort einen glücklichen Krieg begann. Bei den weit auseinander gehenden Interessen der beiden Staaten dauerte indes diese Eintracht nicht lange, und 1812 kam es von neuem zum Bruch. Anfangs schien auch Rußland dem gewaltigen Imperator unterliegen zu müssen, und nach der Einnahme von Moskau verzweifelte A. fast an der Fortführung des Kriegs. Indessen gelang es dem ungebrochenen Mute des Freiherrn vom Stein, ihn umzustimmen und seine Begeisterung anzufachen. Er erklärte, die Waffen nicht niederlegen zu wollen, ehe Napoleon gestürzt sei. Die Friedensanerbietungen desselben wurden zurückgewiesen, der religiöse und nationale Fanatismus der Russen wachgerufen und das mehr dem Hunger und der Kälte als den Waffen weichende französische Heer auf seinem Rückzug hart bedrängt und fast vernichtet. Alexanders Entschluß für die Fortführung des Kriegs beförderte die Erhebung Deutschlands, die ohne seine Unterstützung kaum möglich gewesen wäre. In den Befreiungskriegen übte A. als der mächtigste unter den verbündeten Herrschern einen sehr großen Einfluß aus, sowohl auf die militärischen Operationen als auf die schonende Behandlung Frankreichs und auf die Rückführung der Bourbonen. Beim Wiener Kongreß war er für die Eintracht unter den Fürsten und für die Herstellung einer festen Ordnung unermüdlich thätig. Damals hatten die liberalen Ansichten Einfluß auf ihn, und im Sinn derselben suchte er persönlich und durch den Freiherrn vom Stein auf die Regelung der deutschen Verhältnisse durch die Wiener Schlußakte zu wirken. Auch setzte er durch, daß die Neutralität der Schweiz anerkannt wurde, und verschaffte den Ionischen Inseln republikanische Selbständigkeit. In gleichem Sinn gab er Polen, das ihm durch die Entscheidung des Wiener Kongresses zugefallen war, eine freisinnige Verfassung. Unter dem Einfluß der großen Begebenheiten dieser Zeit und auf Anregung der ihn damals in ihre [324] Mystik ziehenden Juliane v. Krüdener (s. d.) entstand bei dem christlich-frommen Kaiser zuerst die Idee der Heiligen Allianz (s. d.), durch deren Verwirklichung er den Frieden der Welt auf einer von den zeitherigen politischen Bündnissen weit abweichenden Grundlage festzustellen trachtete, welche aber nur die Handhabe für die politische Reaktion wurde und, statt die Gemüter zu beruhigen, die Unzufriedenheit mit der bestehenden Ordnung nur noch steigerte. A., dadurch erschreckt und, wie es scheint, durch böswillige Einflüsterungen gegen die Völker mit Mißtrauen erfüllt, versuchte mit andern Fürsten gewaltsame Gegenmittel. Man beriet und beschloß in diesem Sinn auf den Kongressen zu Troppau, Laibach und Verona, und A. bot willig die Hand, mit den Aufständen auch den politischen Fortschritt der Völker zu unterdrücken. In Rußland wurden die Zensur und die strengste Überwachung der Büchereinfuhr wieder eingeführt, die Wissenschaft, Litteratur und der Unterricht gefesselt, Untersuchungen wegen demagogischer Umtriebe eingeleitet, die Freimaurerlogen und Missionsgesellschaften unterdrückt und allmählich alle Pläne für Reform und Fortbildung aufgegeben. Über das ganze Reich breitete sich das Netz einer offenen und geheimen Polizei, welche allen Verkehr hemmte. Die Erfahrung, daß durch alle diese Maßregeln der Geist des Widerstandes sich nicht bannen ließ, verbitterte das krankhaft erregte Gemüt des Kaisers, der teils in den Zerstreuungen eines glänzenden, üppig-frömmelnden Hofs, teils in religiöser Mystik Zerstreuung und Befriedigung suchte. Die Entwickelung des griechischen Aufstandes brachte zugleich die Politik des Kaisers in schreienden Widerspruch mit der öffentlichen Meinung. Sein Volk war den Glaubensverwandten zugethan; A. aber mißbilligte den Aufstand der Hellenen, weil er darin nur eine Auflehnung gegen ihren rechtmäßigen Oberherrn erblickte. Der Tod seiner einzigen, heißgeliebten natürlichen Tochter, die furchtbare Überschwemmung, die 1824 Petersburg heimsuchte, endlich die Furcht vor einer russisch-polnischen Verschwörung gegen das Haus Romanow trugen nicht wenig dazu bei, das Herz des Kaisers zu brechen. Körperlich leidend, verdüsterten Gemüts und voll Todesgedanken trat er Mitte September 1825 mit seiner kranken Gemahlin eine Reise in die Krim an, wo er von einem der Halbinsel eigentümlichen Fieber ergriffen wurde. Über seinen Zustand besorgt, ließ er sich nach Taganrog bringen und starb 1. Dez. (19. Nov.) 1825 in diesem fernen Winkel des Reichs. Die Macht Rußlands stieg unter A. zu einer gewaltigen Höhe. Der Wiener Friede und sehr glücklich beendete Kriege gegen Schweden, Persien und die Türkei führten zur Erwerbung des Königreichs Polen, Bialystoks, Finnlands, Grusiens, Schirwans und Bessarabiens mit zusammen etwa 10 Mill. Einw. Fast wichtiger noch waren die innere Erstarkung Rußlands und der Einfluß, den es auf die Angelegenheiten Europas gewann. Unter den vielen Denkmälern, die Alexanders Andenken in Rußland verewigen, ist besonders die großartige, 1832 auf dem Schloßplatz in Petersburg aufgestellte Alexandersäule zu erwähnen. Vgl. Comtesse Choiseul-Gouffier, Mémoires historiques sur l’empereur Alexandre et la cour de Russie (Par. 1829); Dieselbe, Reminiscences sur l’empereur Alexandre I (Besançon 1862); Bogdanowitsch, Geschichte der Regierung des Kaisers A. (russisch, Petersb. 1869, 4 Bde.); Golowin, Histoire d’Alexandre I (Leipz. 1859); Joynville, Life and times of A. I. (Lond. 1875, 3 Bde.).

18) A. II. Nikolajewitsch, Kaiser von Rußland, Sohn des Kaisers Nikolaus I. und der Kaiserin Alexandra, geb. 29. (17.) April 1818, genoß unter der Leitung des Dichters Shukowskij eine treffliche Erziehung, trat aber in den öffentlichen Angelegenheiten in keiner Weise eingreifend hervor. Das Gerücht schrieb ihm eine friedliche, weise, wohlwollende Richtung, nicht aber eben Thatkraft und Festigkeit zu. Indessen ward, nachdem A. nach dem Tod seines Vaters 2. März (18. Febr.) 1855 den Zarenthron bestiegen, der Krieg gegen die Pforte zunächst mit unermüdeter Energie fortgesetzt, und der Kaiser besuchte im November selbst Odessa und die Krim. Der Pariser Friede (1856) schwächte dann zwar Rußlands Machtstellung im Orient sehr, doch erholte es sich von dieser Niederlage durch die nach außen wie im Innern vorsichtige, aber energische Politik des Kaisers bald völlig. Auch nach diesem Frieden ward die Unterwerfung der kaukasischen Bergvölker fortgesetzt und vollendet, während zugleich die weiten Gebiete zwischen dem Kaspischen Meer und dem Aralsee unter russischen Einfluß gebracht und zum Teil völlig okkupiert wurden. Noch wichtiger als diese Erwerbungen war die von A. in Angriff genommene innere Reform, als deren wesentlichste Bestandteile die seit 1862 durchgeführte Aufhebung der Leibeigenschaft und die neue Militärorganisation zu bezeichnen sind. Trotz großer Schwierigkeiten, die diesen Reformen entgegenstanden, wurden sie durch die ruhige, vorsichtige Festigkeit Alexanders dennoch durchgeführt. Unmittelbar an jene schloß sich der polnische Aufstand an, der 1863 mit schonungsloser Härte niedergeworfen wurde. Die große Bedeutung der Reformen und die völlige Umgestaltung der wirtschaftlichen Verhältnisse, welche durch dieselben herbeigeführt wurde, konnten nicht verfehlen, in vielen davon betroffenen Kreisen tiefgehende Mißstimmung hervorzurufen und in der großenteils ungebildeten Bevölkerung die Verbreitung sozialistischer und kommunistischer Ideen zu begünstigen (s. Nihilismus), während der Sieg über die Polen die nationale Leidenschaft der Russen erweckte und die panslawistischen Bestrebungen ins Leben rief. Dabei machte A. keine energischen Versuche, die Korruption in der Büreaukratie zu unterdrücken; vielmehr duldete er gewissenlose, habsüchtige Beamte in seiner nächsten Umgebung in hohen Stellungen. Daher stieg die Unzufriedenheit in gewissen Schichten des Volks auch gegen Alexanders wohlwollende Regierung immer höher. Ein im April 1866 von dem Edelmann Karakosow versuchtes Attentat auf den Kaiser, das durch den Bauer Kommissarow verhindert wurde, veranlaßte eingehende Untersuchungen, welche die Existenz zahlreicher politischer Geheimbünde aufdeckten. Dies und ein zweites Attentat, welches während der Pariser Ausstellung (1867) von einem wahnsinnigen Polen, Berezewski, versucht wurde, machten auf den Kaiser tiefen Eindruck und verminderten seine Neigung zu reformatorischem Vorgehen. Die Zensur wurde in alter Strenge wiederhergestellt und ein umfassendes polizeiliches Überwachungssystem eingerichtet. Während des Kriegs zwischen Österreich und Preußen 1866 bewahrte A. eine neutrale, aber preußenfreundliche Haltung. Auch während des Kriegs zwischen Frankreich und Deutschland 1870/71 gab A. seine Sympathien durch Ordensverleihungen an die deutschen Heerführer und durch Ernennung des Kronprinzen und des Prinzen Friedrich Karl zu russischen Generalfeldmarschällen kund. Infolge dieses Kriegs erlangte A. eine besonders hohe Machtstellung: [325] das neue Deutsche Reich und sein Kaiser waren durch Dankbarkeit und verwandtschaftliche Bande ihm verpflichtet, und Frankreich bewarb sich eifrig um seine Freundschaft, um seine Hilfe zu dem Revanchekrieg zu gewinnen. Doch bewahrte A. seine deutschfreundliche Haltung und ging 1872 auf das Dreikaiserbündnis ein, welches auf einer persönlichen Zusammenkunft mit den Kaisern Wilhelm und Franz Joseph zu Berlin im September d. J. geschlossen wurde, der langen Spannung zwischen Rußland und Österreich ein Ende machte und den Frieden der Welt aufrecht zu erhalten bestimmt war. A. verzichtete auf die Einmischung in einen etwanigen Konflikt Deutschlands mit Frankreich, erlangte aber dafür freie Hand im Osten. Der Feldzug nach Chiwa 1873 erweiterte Rußlands Macht im Innern Asiens beträchtlich, hatte aber zunächst noch keinen Konflikt mit England zur Folge. Im Gegenteil schien sich 1874 durch die Heirat der einzigen Tochter Alexanders, Maria, mit dem Herzog von Edinburg sogar eine Annäherung zwischen Rußland und England zu vollziehen, und im Mai machte A. in England einen Besuch. Währenddessen betrieb er mit Eifer die Reorganisation der Armee nach deutschem Muster; aber noch ehe dieselbe vollendet war, wurde er fast wider Willen durch die hochgehende panslawistische Agitation, welche namentlich die altrussischen Adels- und Beamtenkreise ergriffen hatte, zur neuen Einmischung in die orientalische Frage gedrängt. Er duldete die Unterstützung Serbiens und Montenegros durch Freiwillige und Gelder, nahm selbst bei dem Sohn des Fürsten Milan Patenstelle an und sprach sein lebhaftes Mitgefühl für die Christen in der Türkei und seinen ernstlichen Willen aus, ihr Los endgültig zu bessern. Bei der Begrüßung seitens des Adels in Moskau ließ er sich 10. Nov. 1876 durch die drohende Haltung Disraelis in seiner Rede vom 9. Nov. zu einer sehr kriegerischen Rede provozieren, welche ihn im Fall des Scheiterns der Konferenz in Konstantinopel zum Krieg verpflichtete. Im April 1877 begab sich A. mit Gortschakow nach Bessarabien, folgte der vorrückenden Donauarmee durch Rumänien nach Bulgarien und schlug sein Hauptquartier in Gorny Studen auf, wo er auch während der Unglücksfälle, welche Juli bis September die russische Armee betrafen und in arge Bedrängnis brachten, standhaft ausharrte. Von der unerwarteten ungünstigen Wendung des ihm aufgedrungenen Kriegs ward er hart betroffen, und erst als der Fall von Plewna den Eindruck der frühern Niederlagen verwischt hatte, kehrte er 15. Dez. 1877 nach Petersburg zurück, wo er am 22. mit ungeheurem Jubel empfangen wurde. Auch nach dem Krieg blieb seine Lage inmitten der sich bekämpfenden Richtungen in Rußland, besonders nach den neuen Exzessen der Nihilisten 1879, eine schwierige. Mehrere Attentate wurden auf das Leben des Kaisers von den Nihilisten unternommen: 14. April 1879 schoß Solowiew beim Palais fünf Schüsse auf A. ab; 1. Dez. d. J. versuchten die Nihilisten bei Moskau den Eisenbahnzug, in dem A. fuhr, und 17. Febr. 1880 das Winterpalais in die Luft zu sprengen. Die strengsten Gegenmaßregeln waren die Folgen davon. Am 3. Juni 1880 starb seine Gemahlin, die Kaiserin Maria Alexandrowna, Prinzessin von Hessen (geb. 8. August 1824, vermählt 1841). Wenige Wochen darauf vermählte er sich mit einer Fürstin Dolgorukij, mit welcher er schon seit längerer Zeit in vertrauten Beziehungen gestanden, und von der er mehrere Kinder hatte. Noch in den letzten Monaten seines Lebens beschäftigten den Kaiser Reformentwürfe, wie er denn gerade unmittelbar vor seiner Katastrophe die Berufung von Deputierten aus denjenigen Gebieten des Reichs, in denen die Landschaftsverfassung eingeführt war, zum Zweck der Durchberatung großartiger Veränderungen im Staatsleben Rußlands beschlossen hatte. Da machte 13. (1.) März 1881 ein von der Nihilistenpartei sehr geschickt angelegtes Attentat, an welchem mehrere Personen beteiligt waren, seinem Leben ein Ende. Auf der Fahrt von der Michaelmanege, wo der Kaiser militärischen Übungen beigewohnt hatte, zum Winterpalais, am Katharinenkanal, wurde er durch Dynamitbomben tödlich verwundet, so daß er anderthalb Stunden später im Winterpalais starb. Sein ältester Sohn, Nikolaus (geb. 1843), starb 1865. Außer dem Thronfolger, jetzigen Kaiser Alexander III., hatte A. II. noch vier Söhne: 1) Wladimir, geb. 22. April 1847; 2) Alexei, geb. 14. Jan. 1850; 3) Ssergei, geb. 11. Mai 1857; 4) Paul, geb. 3. Okt. 1860. Vgl. Golowin, Rußland unter A. II. (Leipz. 1870); Laferté, Alexandre II, études inédits sur sa vie intime et sa mort (Bas. 1882).

19) A. III. Alexandrowitsch, Kaiser von Rußland, Sohn des vorigen und der Prinzessin Marie von Hessen-Darmstadt, geb. 10. März (26. Febr.) 1845, ward durch den Tod seines ältern Bruders, Nikolaus, 24. April 1865 Thronfolger und vermählte sich 9. Nov. (28. Okt.) 1866 mit dessen Braut Maria Feodorowna (Prinzessin Dagmar von Dänemark), geb. 26. Nov. 1847, Tochter König Christians IX. Aus dieser Ehe stammen: 1) Nikolaus (der jetzige Thronfolger), geb. 18. Mai 1868; 2) Georg, geb. 9. Mai 1869; 3) Xenia, geb. 6. April 1875; 4) Michail, geb. 5. Dez. 1878; 5) Olga, geb. 13. Juni 1882. A. kommandierte im Türkenkrieg 1877 den linken Flügel der Donauarmee (11., 12. und 13. Korps). Nach dem Übergang der Russen über den Balkan verließ er die Armee und begab sich nach Petersburg. A. galt früher wohl als Anhänger des Panslawismus und Feind des Deutschtums und der deutschfreundlichen Politik seines Vaters, nahm indessen eine vermittelnde Stellung ein. Durch das jähe Ende seines Vaters 13. (1.) März 1881 auf den Thron berufen, zeigte er in der allerersten Zeit eine beobachtende, zuwartende Haltung, bis sich eine gewisse Hinneigung zu den Tendenzen der reaktionären Moskauer Partei wahrnehmen ließ. Die Erwartung, daß er gründliche Reformen vornehmen und dem Reich eine neue Verfassung geben werde, erfüllte er vorerst nicht. In der auswärtigen Politik nahm er eine friedfertige Haltung ein und näherte sich Deutschland und Österreich. Seine Krönung fand im Mai 1883 zu Moskau statt.

[Schottland.] Könige: 20) A. I., Sohn Malcolms III., regierte 1107–24 über den nördlichen Teil Schottlands. Er begünstigte die Kirche und gründete ein Kloster zu Scone. – 21) A. II., Sohn Wilhelms des Löwen, folgte diesem 1214, unterwarf die bis dahin von der schottischen Krone unabhängige Landschaft Argyll, starb 1249. – 22) A. III., Sohn des vorigen, folgte ihm 1249, kämpfte seit 1263 mit den Königen von Norwegen um den Besitz der Hebriden und erwarb diese durch einen Vertrag von 1266. Mit ihm starb der Mannesstamm der schottischen Könige aus, und heftige Thronstreitigkeiten folgten.

[Serbien.] 23) A. Karageorgewitsch, Fürst von Serbien, Sohn Czerny Georgs (Karageorgs), des [326] Befreiers von Serbien, geb. 11. Okt. 1806 zu Topola in Serbien, folgte seinem Vater 1813 nach Österreich, dann nach Chotim in Bessarabien und trat nach Ermordung seines Vaters (1817) in die russische Armee, wo er bis zum Stabskapitän avancierte. Michael Obrenowitsch rief ihn nach Serbien zurück und machte ihn zu seinem Adjutanten. Nach Michaels Sturz 1842, und weil Rußland gegen die Wahl protestierte, nochmals 15. Juli 1843 von den Serben einmütig zum Fürsten gewählt, ward er sowohl von der Pforte als von Rußland anerkannt. Obwohl A. keine hervorragenden Regentengaben entwickelte, war doch seine Thätigkeit für die Hebung der Landwirtschaft und die Gründung von Unterrichtsanstalten erfolgreich. In seiner auswärtigen Politik stützte er sich auf Österreich und blieb unter dessen Einfluß auch während des Krimkriegs neutral. Dadurch aber zog er sich den Haß der russenfreundlichen Nationalpartei zu. Eine Verschwörung 1857 wurde jedoch vereitelt. Jetzt beschloß A., der Nationalpartei Zugeständnisse zu machen, und beantragte 5. Sept. 1858 im Senat die Berufung einer Nationalversammlung (Skuptschina), was einstimmig angenommen wurde. Als die 16. Dez. eröffnete Versammlung am 22. von A. die Thronentsagung forderte, floh er nach Belgrad zu den Türken, worauf man ihn 23. Dez. absetzte und den alten Milosch zum Fürsten wählte. A., von der Pforte und Österreich im Stiche gelassen, dankte 3. Jan. 1859 förmlich ab und lebte seitdem abwechselnd in Pest und auf seinen Gütern in der Walachei. Der Miturheberschaft bei der Ermordung Michael Obrenowitsch’ angeklagt, ward er von den serbischen Gerichten in contumaciam zu 20jähriger Gefängnisstrafe verurteilt, von den ungarischen Gerichten zwar nicht freigesprochen, aber auch nicht bestraft. Er lebt zu Temesvár in völliger Zurückgezogenheit. Seine Ansprüche auf den serbischen Thron übertrug er auf seinen Sohn Peter Karageorgewitsch.

Alexander, Sir James Edward A. of Westerton, engl. Offizier und Reiseschriftsteller, geb. 1803 in Schottland, erhielt seine Bildung zu Edinburg, Glasgow und Sandhurst, diente dann bei der englischen Kavallerie in Indien und machte 1825 den Krieg in Birma mit. Später in der Kapstadt als Adjutant des britischen Gouverneurs D’Urban stationiert, unternahm er von hier aus eine Reise in die Länder nördlich vom Oranjefluß und drang bis in das Land der Dama vor. Nach seiner Rückkunft wurde er durch die Ritterwürde belohnt und bald darauf mit einer neuen Entdeckungsreise in den Wäldern von Britisch-Nordamerika beauftragt. Im J. 1854 nahm er am Krimkrieg teil und beteiligte sich schließlich am Kriege gegen die Maori auf Neuseeland. 1882 zum General ernannt, starb er im April 1885. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: „Travels from India to England“ (Lond. 1827); „Travels through Russia and the Crimea“ (1830, 2 Bde.); „Transatl. sketches“ (1833, 2 Bde.); „Expedition of discovery into the interior of Africa“ (1838, 2 Bde.); „Life of the Duke of Wellington“ (1840, 2 Bde.); „L’Acadie, or seven years’ explorations in British America“ (1849, 2 Bde.); „Incidents of the last Maori-War“ (1863); „Bush-fighting“ (1873); „Cleopatra’s Needle, the obelisk of Alexandria“ (1879).


Ergänzungen und Nachträge
Band 17 (1890), Seite 2021
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[20] Alexander, 13) A. I., Fürst von Bulgarien, zog sich dadurch, daß er 1883 gegen den Willen der russischen Minister die Verfassung von Tirnowa herstellte und nach der völligen Unabhängigkeit Bulgariens strebte, den unversöhnlichen Haß des Zaren und der panslawistischen Partei in Rußland zu; man zieh ihn der schmählichsten Undankbarkeit und wünschte seinen Sturz. Als nun A. nach dem Aufstand in Ostrumelien (18. Sept. 1885) auf den Rat des Ministerpräsidenten Karawelow, allerdings unter Verletzung des Berliner Vertrags, die ihm von der aufständischen Regierung angetragene Herrschaft übernahm und sich in der Proklamation von Tirnowa 20. Sept. „durch den Willen des allmächtigen Gottes und des Volkes Fürst beider Bulgarien“ nannte, strich der Zar A. aus den Listen der russischen Armee und suchte Bulgarien durch Abberufung der russischen Offiziere wehrlos zu machen. Daß A. dennoch im Kriege gegen die Serben bei Sliwnitza und Pirot glänzende Erfolge erfocht und nur durch die Intervention Österreichs in seinem Siegeslauf gehemmt werden konnte, erregte erst recht den Neid seiner russischen Feinde. Während die russische Regierung die Aufhebung von Alexanders Vertrag mit der Pforte vom 2. Febr. 1886 durch die Mächte bewirkte und durchsetzte, daß nicht A., sondern dem Fürsten von Bulgarien das Generalgouvernement von Ostrumelien auf fünf Jahre übertragen wurde, wühlten und hetzten russische Agenten gegen A. besonders im Heer mit solchem Erfolg, daß A. in der Nacht zum 21. Aug. 1886 in Sofia von abtrünnigen Offizieren und Soldaten überfallen, mit brutaler Gewalt zur Abdankung genötigt und nach der russischen Donaustadt Reni geschafft wurde. Hier freigelassen, reiste er nach seiner Heimat, erfuhr aber in Lemberg, daß in Bulgarien die Verschwörer verhaftet seien und die neu eingesetzte Regierung ihn zur Rückkehr einlade. Er begab sich nach Rustschuk, wo er 29. Aug. mit Begeisterung aufgenommen wurde, ließ sich aber durch die Vorspiegelungen des russischen Konsuls verleiten, einen Versöhnungsversuch beim Zaren zu machen und 30. Aug. die Wiederübernahme der Herrschaft von der Zustimmung des Zaren abhängig zu machen. Diese wurde in schroffster Weise abgelehnt, und so zog A. zwar 3. Sept. wieder in Sofia ein, aber nur, um 7. Sept. abzudanken (s. Bulgarien, Bd. 17). Er begab sich nach Darmstadt und lebte hier in völliger Zurückgezogenheit. Die überwiegende Mehrheit der Bulgaren hätte ihn gern wieder zum Fürsten gehabt, da er sich durch seine tapfere und geschickte Haltung 1885 und 1886 die Liebe des Volkes erworben hatte; doch hätte er durch Wiederbesteigung des Throns die unversöhnliche Rache des Zaren nicht nur über sich, sondern auch über Bulgarien heraufbeschworen. Seinen unbeweglichen Besitz kaufte ihm der bulgarische Staat für 21/2 Mill. Frank ab; von dieser Summe gingen 84,000 Fr. ab, die A. der Bulgarischen Bank schuldete. Als 1888 Kaiser Friedrich III. den deutschen Thron bestieg, wünschte die Kaiserin Viktoria A. mit ihrer zweiten Tochter, Prinzessin Viktoria, zu vermählen, ein Plan, der schon früher gehegt, aber an dem Widerspruch Kaiser Wilhelms I. gescheitert war; es war die Rede davon, A. eine hohe Stellung im Reichs- oder Heeresdienst zu übertragen. Doch erhob der Reichskanzler Fürst Bismarck gegen die Heirat Einspruch, weil sie das Verhältnis Deutschlands zu Rußland noch schwieriger gestalten mußte, und sie wurde fallen gelassen. Nachdem A. Anfang 1889 aus der preußischen Armee, in welcher er den Rang eines Generalmajors bekleidete, ausgeschieden war, vermählte er sich 2. Febr. 1889 zu Nizza mit der bisherigen Sängerin am Darmstädter Hoftheater, Johanna Loisinger, welche aus Pest gebürtig war, und nahm den Namen eines Grafen von Hartenau an. Er ließ sich zu dauerndem Aufenthalt in Graz nieder. Vgl. Koch (sein ehemaliger Hofprediger), Mitteilungen aus dem Leben und der Regierung des Fürsten A. von Bulgarien (Darmst. 1887).

14) Prinz von Hessen und bei Rhein, starb 15. Dez. 1888 in Darmstadt; wegen seines Sohns, des Fürsten Alexander von Bulgarien (s. oben), war er mit dem russischen Zarenhaus, zu dem er früher in so intimen Beziehungen gestanden, zerfallen, hatte sich aber mit dem deutschen Kaiser versöhnt und den Rang eines preußischen Generals der Infanterie erhalten.

19) A. III. Alexandrowitsch, Kaiser von Rußland, bemühte sich, wie er in dem Manifest bei seiner Krönung (27. Mai 1883) verkündet hatte, den Frieden aufrecht zu erhalten und der ungehinderten Entwickelung der Kräfte Rußlands die Bahn zu ebnen. Er bekämpfte die herrschenden Bestechungen und Betrügereien, entließ deswegen mehrere hochgestellte Beamte und gab selbst das Beispiel der Einfachheit und Sparsamkeit in seinem Hofhalt, wie er denn auch den Rang der nachgebornen Großfürsten niedriger stellte und die Apanagen sämtlicher Mitglieder des Kaiserhauses herabsetzte. Freilich wurden diese Ersparnisse durch erhöhte Ausgaben für die Streitmacht mehr als aufgewogen, indem A. trotz seiner Friedensliebe sich bald zu großen Rüstungen veranlaßt sah. Nachdem er 15. Sept. 1884 mit den Kaisern Wilhelm und Franz Joseph im polnischen Schlosse Skierniewize eine Zusammenkunft gehabt und letzterm 25. Aug. 1885 in Kremsier einen Besuch abgestattet hatte, wurde er durch die Ereignisse in Bulgarien (s. oben) wieder gereizt und mißtrauisch. Ohne die Absicht, direkt mit Gewalt auf der Balkanhalbinsel einzuschreiten, wollte er doch für den Fall, daß sich infolge europäischer Verwickelungen eine Gelegenheit dazu bot, mit aller Macht sofort entscheidend auftreten können und zog daher einen großen Teil des russischen Heers an der Westgrenze des Reichs zusammen. Gefälschte Briefe erfüllten ihn mit besonderm Mißtrauen gegen Bismarcks Politik in der bulgarischen Frage, bis sich im November 1887, als A. auf seiner Rückreise von Dänemark, wo er im Herbst bei der dänischen Königsfamilie gern sich aufzuhalten pflegte, eine Gelegenheit bot, ihn über die gegen ihn verübte Betrügerei aufzuklären. Gleichwohl behielt er sich für sein Verhalten in der orientalischen Frage vollständig freie Hand vor und erwiderte den Besuch, den ihm Kaiser Wilhelm II. gleich nach seiner Thronbesteigung im Juli 1888 machte, erst im Oktober 1889. In der innern Politik hielt A. unter dem Einfluß seines frühern Lehrers Pobedonoszew an einem starren Absolutismus und an der Begünstigung des Altrussentums in Religion und Sitte fest, wogegen er die Unterdrückung westeuropäischer Nationalitäten und Religionen zuließ. Den Nihilismus vermochte auch er nicht zu unterdrücken; die Ausführung eines ähnlichen Attentats, wie es gegen seinen Vater verübt worden, wurde 13. März 1887 nur durch einen Zufall verhindert, und A. ließ sich in Petersburg nur selten sehen; er hielt [21] sich meist streng abgeschlossen in Gatschina auf. Auf der Rückkehr von einer Reise nach dem Kaukasus entging der Zar mit seiner Familie 29. Okt. 1888 bei Borki (zwischen Asow und Charkow) auf wunderbare Weise dem Tod, indem der kaiserliche Zug entgleiste und den Abhang hinunterstürzte. Der ungemein herzliche Empfang, der ihm nach seiner Rettung in allen Städten, besonders in Petersburg, zu teil wurde, erfüllte ihn mit neuem Vertrauen zur Nation.

23) Karageorgewitsch, Fürst von Serbien, welcher 1871 von dem ungarischen Gericht wegen Beteiligung an der Ermordung des Fürsten Michael Obrenowitsch (1868) zu acht Jahren Kerker verurteilt worden war, starb 3. Mai 1885 in Temesvár.

 24) A. I., König von Serbien, geb. 14. Aug. 1876, einziger Sohn des Königs Milan Obrenowitsch und der Königin Natalie, gebornen Keschko, Pate des Zaren Alexander III., erhielt eine treffliche Erziehung. Als zwischen seinen Eltern der Zwiespalt ausbrach, suchte seine Mutter ihn ganz an sich zu ziehen, nahm ihn auf ihren Reisen nach Rußland und Deutschland mit sich und verweigerte 1888 in Wiesbaden die von König Milan verlangte Herausgabe des Sohns, der ihr darauf 13. Juli durch Polizei weggenommen und nach Belgrad gesandt wurde. Durch die Thronentsagung seines Vaters ward A. 6. März 1889 König von Serbien, zunächst unter der Leitung einer Regentschaft. Die Aufsicht über seine Erziehung behielt sich Milan vor. Nach der Kossowofeier (s. d., Bd. 17) wurde A. 2. Juli 1889 in Kraljewo gesalbt.

Alexander, Sir James Edward A. of Westerton, engl. Reiseschriftsteller, starb im April 1885.


Jahres-Supplement 1890–1891
Band 18 (1891), Seite 13
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[13] Alexander, 1) der Große. Vgl. Kaerst, Forschungen zur Geschichte Alexanders d. Gr. (Stuttg. 1887); H. Droysen, Untersuchungen über Alexanders d. Gr. Heerwesen und Kriegführung (Freiburg 1885); Lezius, De Alexandri Magni expeditione indica (Dorp. 1887); Joubert, Alexandre le Grand (Par. 1889).

9) A. VI., Papst. Vgl. Höfler, Don Rodrigo de Borja (Papst A. VI.) und seine Söhne (Wien 1888).

13) A. I., ehemaliger Fürst von Bulgarien, s. Hartenau.

17) A. I., Kaiser von Rußland. Vgl. Vandal, Napoléon et Alexandre I, l’alliance russe sous le premier Empire (Par. 1890); Tatistchéw, Alexandre I et Napoléon d’après leur correspondance inédite (das. 1891).


Jahres-Supplement 1891–1892
Band 19 (1892), Seite 13
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[13] Alexander, 19) A. III., Kaiser von Rußland, feierte 9. Nov. 1891 in Livadia im engsten Familienkreis seine silberne Hochzeit. Vorher, im Sommer d. J., war er bei Gelegenheit des Besuchs eines französischen Geschwaders in Kronstadt aus seiner gewohnten Zurückhaltung herausgetreten, hatte an den den Franzosen dargebrachten Huldigungen teilgenommen und seinen Sympathien für Frankreich so deutlichen Ausdruck gegeben, daß an seiner Zustimmung zu einem russisch-französischen Bündnis nicht gezweifelt wurde. Daß er mehr und mehr unter die Herrschaft der Panslawisten geriet, zeigte auch seine immer schroffere Haltung gegen die nicht russisch-orthodoxe Bevölkerung seines Reiches. Seine früher so scharf ausgesprochene Abneigung gegen die republikanische Regierungsform hatten seine Ratgeber erfolgreich mit der Vorstellung bekämpft, daß die konstitutionellen Herrscher in Europa im Grunde genommen auch nur erbliche Präsidenten ihrer Staaten seien und der Präsident der französischen Republik sich nicht erheblich von ihnen unterscheide. Ja, unter dem Einfluß dieser Vorspiegelungen, die seinem Selbstgefühl schmeichelten, gab der Zar bei verschiedenen Gelegenheiten seiner Ansicht Ausdruck, daß nur die Autokratie und die Republik wahre Staatsformen, der Konstitutionalismus aber Lug und Trug sei, und daß er wohl seiner Krone entsagen, nie aber ein konstitutioneller Monarch werden wolle. Gegen die Nihilisten war sein starrer Absolutismus freilich ohnmächtig, zumal der Notstand in seinem Reiche einen höchst bedenklichen Umfang annahm. Auch der Eisenbahnunfall, der die kaiserliche Familie 29. Okt. 1888 bei Borki betraf (s. Bd. 17, S. 21), erwies sich nachträglich als die Wirkung eines nihilistischen Attentats.

Alexander, George Gardiner, engl. Generalmajor in der Marineartillerie und Schriftsteller, geb. 26. Jan. 1821 zu Honfleur in Frankreich als Sohn des Hauptmanns Thomas A., nahm teil an den Feldzügen in China, Borneo und Malakka, später auch gegen Rußland mit der Flotte in der Ostsee und im Krimkrieg. Zwischen 1856 und 1866 lieferte er zahlreiche Beiträge zu Zeitschriften und schrieb mehreres über Dienstfragen. Dann übertrug er aus dem Chinesischen das Drama „Teaou-shin“ (1869) und schrieb das der russischen Geschichte entnommene Drama „Dmitri“ (1876) sowie den dreibändigen Roman „Doctor Victoria“ (1881). Sein Hauptwerk aber ist „Confucius, the great teacher“ (1890).