MKL1888:Anamirta

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Anamirta“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Anamirta“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 1 (1885), Seite 532
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: [[{{{Wikisource}}}]]
Wikipedia-Logo
Wikipedia: Scheinmyrte
Wiktionary-Logo
Wiktionary:
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Anamirta. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 532. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Anamirta (Version vom 20.08.2021)

[532] Anamirta Colebr., Gattung aus der Familie der Menispermaceen, hoch schlingende Sträucher mit großen, an der Basis meist herzförmigen Blättern, großen, vielblütigen, sehr zusammengesetzten, von den ältern Ästen herabhängenden Rispen und gestielten, schief ei-nierenförmigen Früchten. Sieben, nach andrer Auffassung nur eine oder zwei Arten des tropischen Asien. A paniculata Colebr. (Cocculus suberosus Dec., A. Cocculus Wight et Arn., Fischkörner- oder Kockelskörnerstrauch), ein mächtiger, an felsigen Meeresküsten wachsender Schlingstrauch in Ostindien, auf Ceylon, Java, Amboina und Malabar, mit armsdickem Stamm und korkartiger Rinde, großen, lederartigen Blättern, kleinen, weißen Blüten und beerenartigen, roten Steinfrüchten. Die getrockneten Früchte waren als Kockels-, Fisch-, Läusekörner offizinell. Sie sind fast kugelig, von etwa 0,5–1 cm Durchmesser, dunkel graubraun, gleichsam bestäubt, runzelig, geschmacklos, aber mit einem öligen Kern, der widrig bitter schmeckt und narkotisch giftig wirkt. Vorwaltende Bestandteile des Samens sind das Pikrotoxin C12H14O5 (Cocculin, 0,4–1 Proz.) und Fett (etwa 50 Proz.), während sich in dem Fruchtgehäuse Menispermin und Paramenispermin finden, zwei kristallisierbare, geschmacklose, nicht giftige Substanzen von gleicher Zusammensetzung. Die Kockelskörner kamen zuerst im 16. Jahrh. als Gallae orientales s. Baccae cotulae elephantinae nach Deutschland; sie dienen pulverisiert gegen Ungeziefer, in Indien zum Fisch- und Vogelfang. Wirft man sie nämlich in das Wasser, so werden die Fische so betäubt davon, daß sie auf die Oberfläche kommen und sich leicht fangen lassen; der Genuß der auf diese Art vergifteten Fische dürfte aber wohl nicht unbedenklich sein. Strafbar ist die Anwendung der Kockelskörner zur Verfälschung des Biers, um an Hopfen zu sparen. Das Fett der Kerne benutzt man in Indien zu Kerzen; auch dient daselbst die Wurzel als Arzneimittel sowie die bittern Stengel unter dem Namen Putra walli gegen das Wechselfieber.