MKL1888:Australische Sprachen

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Australische Sprachen“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 2 (1885), Seite 156
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Australische Sprachen. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 2, Seite 156. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Australische_Sprachen (Version vom 29.04.2022)

[156] Australische Sprachen. Auf dem Kontinent Australien sind bisher nur die Wiraturai-, Kamilaroi-, Turrubul-, Parnkalla- und andre Sprachen des Südens und Südwestens bekannt geworden. Im grammatischen Bau, soweit von einem solchen die Rede sein kann, sowie in betreff der Nomina, der Ausdrücke für die drei ersten Zahlen, teilweise auch hinsichtlich des Wortschatzes hängen diese Sprachen so eng untereinander zusammen, daß sie sicher von der gleichen Ursprache abstammen müssen. Dieser noch sehr unbehilflichen Ursprache scheinen die westaustralischen Dialekte am nächsten zu stehen, während sich die übrigen etwas vervollkommt haben und entschieden dem Prinzip der Agglutination zustreben. Vgl. Threlkeld, An Australian grammar (Sydney 1834); „A key to the structure of the aboriginal languages“ (das. 1850); Bleek, The library of Sir George Grey, Bd. 2 (Kapst. 1858); Ridley, Kamilaroi and other Australian languages (2. Aufl., Sydn. 1875); Fr. Müller, Grundriß der Sprachwissenschaft, Bd. 2 (Wien 1879 ff.). Die jetzt ausgestorbenen drei oder vier Dialekte der Ureinwohner von Tasmania (Vandiemensland) zeigen in betreff ihres Lautsystems eine gewisse Verwandtschaft mit den Sprachen des Festlandes. Vgl. Milligan, On the dialects of the aboriginal tribes of Tasmania (in „Papers of the Royal Society of Tasmania“ 1859); Fr. Müller a. a. O. Dagegen hat sich die von Bleek und Prichard vermutete Verwandtschaft der Sprachen von Neuholland mit den drawidischen Sprachen Südindiens durch die Untersuchungen Fr. Müllers nicht bestätigt, und noch weniger hängen erstere mit den Sprachen der australischen Inselwelt zusammen. Polynesien und Melanesien fallen größtenteils dem Gebiet der weitverzweigten malaiisch-polynesischen Sprachen (s. d.) anheim. Nur die Papua auf Neuguinea, dem Luisiadenarchipel, Neukaledonien und den Loyalitätsinseln zeigen wieder einen andern Sprachtypus; doch haben ihre übrigens sehr stark voneinander abweichenden Sprachen sämtlich vieles aus den malaiisch-polynesischen entlehnt.