MKL1888:Bergjuden
[119] ✽ Bergjuden, im Gebiet des Kaukasus in kleinern oder größern Gemeinden lebender Volksstamm israelitischen Glaubens, 30,000 Köpfe stark, die überall in gesonderten Gruppen in bestimmten Teilen der Ortschaften zusammenwohnen und eigentümliche orientalische Kleidung tragen. Sie sind hervortretend kurzköpfig und sollen aus Kleinasien und Babylonien im 3. u. 2. Jahrh. v. Chr., wahrscheinlich aber bereits im 7. oder 6. nach dem Kaukasus und von dort durch Rußland und Polen bis nach Deutschland gekommen sein, wo sie mit den spanischen langköpfigen Juden zusammenstießen. Während diese Semiten sind, gehören die sogen. russischen Juden, denen auch die B. zuzurechnen sind, wahrscheinlich einer andern Rasse an, d. h. sie sind keine Semiten der Abstammung nach. Ihr langsames Vorrücken durch Persien erklärt ihre Tatsprache neben dem Aserbeidschântatarisch. Nach der Überlieferung siedelten sich nach der babylonischen Gefangenschaft Juden allmählich in Transkaukasien an, beginnend am Südwestufer des Kaspischen Meers und bis zum Südostufer des Schwarzen Meers, wie griechische, von Juden herrührende Synagogeninschriften aus dem 1. Jahrh. v. Chr. bis ins 3. Jahrh., aufgefunden in Anapa, Kertsch, Olbia, beweisen.