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MKL1888:Botanische Institute und Sammlungen

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Botanische Institute und Sammlungen“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Botanische Institute und Sammlungen“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 3 (1886), Seite 263
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Botanische Institute und Sammlungen. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 3, Seite 263. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Botanische_Institute_und_Sammlungen (Version vom 30.01.2022)

[263] Botanische Institute und Sammlungen. Laboratorien für anatomische, morphologische, physiologische und pathologische Untersuchungen der Pflanzen finden sich in Deutschland an fast allen Universitäten und dienen häufig auch als Unterrichtsanstalten für Studierende. Sie sind ausgerüstet mit Mikroskopen und chemischen Apparaten und mit Vorrichtungen zur Zimmerkultur von Pflanzen. Die botanischen Institute verfolgen ausschließlich wissenschaftliche Zwecke ohne Hinblick auf die Praxis, während die landwirtschaftlichen, gärtnerischen und forstlichen Versuchsstationen ihre wissenschaftlichen Untersuchungen im Dienste der Landwirtschaft, Gärtnerei und Forstwissenschaft ausführen. Diese letztern Anstalten sind besonders auch mit Einrichtungen zu Wasser- und Feldkulturen ausgerüstet. Hierzu dienen Vegetationshäuser, Versuchsfelder etc. Die Vegetationshäuser sind nach dem Prinzip der Gewächshäuser der Gärtner erbaut und dienen lediglich als Schutzräume, welche die Versuchspflanzen vor den störenden Einflüssen der Witterung bewahren, ihnen aber sonst möglichst alle Wachstumsbedingungen in dem Maß bieten sollen, wie solche im Freien den Pflanzen zu Gebote stehen. Sie sind mit Vorkehrungen versehen, um die Kulturtöpfe, die bei günstiger Witterung immer im Freien stehen, schnell und ohne Veränderung ihrer Stellung zur Himmelsgegend in den Schutz des Hauses zu bringen. Häufig werden in diesen Instituten Exemplare derselben Kulturruhe gleichzeitig anatomisch, morphologisch, mikro- und makrochemisch untersucht, um tiefere Einsicht in die Lebensverhältnisse der Pflanzen zu gewinnen. Vgl. Strasburger, Das botanische Praktikum. Anleitung zum Selbststudium der mikroskopischen Botanik (Jena 1884); Derselbe, Das kleine botanische Praktikum, für Anfänger (das. 1884).

Botanische Sammlungen. Sammlungen sind in erster Linie Herbarien, in denen die Pflanzen im getrockneten Zustand, zwischen Papierbogen liegend und mit Etiketten versehen, welche den Namen, den Fundort und den Sammler angeben, aufbewahrt werden, und welche nach einem anerkannten System geordnet sein müssen. Als wichtige Hilfsmittel für die botanischen Forschungen sehen wir Herbarien meistens auch mit Universitäten oder botanischen Gärten als öffentliche Institute verbunden. Die größten und berühmtesten sind das Herbarium des Kewer Gartens (beschrieben von Bentham und Hooker), das auch das Herbarium Linnés enthält, die Herbarien zu Wien, Berlin, Leipzig, Petersburg, Paris und das Herbarium De Candolles zu Genf. Außerdem gibt es auch Frucht- und Samensammlungen an den meisten botanischen Gärten. Kleinere Sammlungen getrockneter Pflanzen, teils Phanerogamen, teils Kryptogamen enthaltend, sind vielfach im Buchhandel erschienen. Die Verbreitung getrockneter Pflanzen haben auch die botanischen Tauschvereine zum Zweck. Sammlungen botanisch-mikroskopischer Präparate sind ebenfalls käuflich hergestellt worden.