MKL1888:Braddon

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Braddon“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 3 (1886), Seite 301
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Braddon. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 3, Seite 301. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Braddon (Version vom 15.06.2021)

[301] Braddon (spr. brädd’n), Mary Elizabeth, engl. Schriftstellerin, im Sensationsroman hervorragend, geb. 1837 zu London als die Tochter eines Rechtsanwalts, der selbst schriftstellerte, hatte als Erzieherin reiche Gelegenheit, das Leben der höhern Gesellschaft zu beobachten, und beschäftigte sich schon früh mit litterarischen Arbeiten. Sie ist mit dem Verlagsbuchhändler Maxwell verheiratet, hat aber ihren frühern Namen beibehalten. Ihre ersten Werke: „The trail of the serpent“ (1860) und „Lady Lisle“ (1861), hatten keinen Erfolg; dagegen erregte „Aurora Floyd“ (1862) bereits Aufsehen. Noch mehr geschah dies durch den Roman „Lady Audley’s secret“ (1862), der binnen drei Monaten acht Auflagen erlebte. Mit großer Schnelligkeit folgten nun: „Eleanor’s victory“ (1863), „John Marchmont’s legacy“ (1864) und „Henry Dunbar“ (1864), welche gleichfalls mit Beifall aufgenommen wurden. Später hat sie zu viel geschrieben, und es verdienen nur noch hervorgehoben zu werden: „Sir Jasper’s tenant“ (1866); „The Lady’s mile“ (1866); „Ralph the bailiff“ (1870); „Lucius Davoring“ (1873); „Taken at the flood“ (1874); „Dead men’s shoes“ (1876); „Joshua Haggard’s daughter“ (1877); „An open verdict“ (1878) und „Asphodel“ (1881). Die Wirkung aller dieser Bücher (mit Ausnahme etwa des letztgenannten) beruht darauf, daß die Neugierde der Leser in ungemeinem Grad erweckt und durch spannende Situation rege gehalten wird, daher auch der große Erfolg derselben. Die sozialen Zustände Englands sind nach der Natur dargestellt, die Charaktere leidlich gezeichnet, die Erfindung aber ist unbedeutend, und von künstlerischem Wert ist kaum die Rede. B. veröffentlichte auch Gedichte: „Garibaldi, and other poems“ (1861), und brachte 1862 ein kleines Lustspiel: „Loves in Arcadia“, sowie 1873 ein Melodrama: „Griselda“ (frei nach Boccaccio), zur Aufführung. Sie gibt in London das Magazin „Belgravia“ heraus. Neuerdings hat sie sich durch gewaltthätige Abkürzung der Romane Walter Scotts einen schlimmen Namen gemacht.