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MKL1888:Breithaupt

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Breithaupt“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Breithaupt“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 3 (1886), Seite 382383
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Breithaupt. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 3, Seite 382–383. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Breithaupt (Version vom 14.07.2023)

[382] Breithaupt, 1) Joachim Justus, Hallescher Pietist, geb. 1658 zu Northeim, lernte in Frankfurt a. M. Spener kennen und schätzen, ward nach Kiel (woselbst er früher studiert und dann sich habilitiert hatte) als Professor der Theologie berufen, ging 1685 als Hofprediger nach Meiningen und 1687 als Prediger und Senior des Ministeriums nach Erfurt. 1691 nach Halle als Professor der Theologie berufen, vertrat er an der daselbst neuzugründenden Universität mehrere Jahre hindurch allein das gesamte Gebiet der Theologie; später im Verein mit Anton, Francke und Lange wirkend, machte er Halle zum Mittelpunkt des gesamten Pietismus. Mit der Professur vereinigte er seit 1705 die Stellung eines Generalsuperintendenten des Herzogtums Magdeburg; er starb 1732 als Abt zu Klosterberge. Unter seinen zahlreichen Schriften sind besonders zu nennen die „Institutiones theologicae“. S. Pietismus.

2) Johann Christian, geb. 23. Juni 1736 auf dem Hartenauer Hof bei Darmstadt, ward 1768 Mechanikus am Hof des Landgrafen Friedrich, übernahm die Leitung von dessen Sammlung physikalischer und astronomischer Instrumente und konstruierte einen großen Mauerquadranten und einen Distanzmesser, dessen Konstruktion in neuerer Zeit vielfach wieder aufgenommen ist. Er starb 1800 in Kassel. – Sein ältester Sohn, Heinrich Karl Wilhelm, geb. 22. Juni 1775 zu Kassel, war zuerst Gehilfe seines Vaters, studierte dann Mathematik, ward 1817 Professor zu Bückeburg und starb 10. Juni 1856 daselbst. Er schrieb zahlreiche Werke über angewandte Mathematik und Technologie, besonders die „Beschreibung eines neuerfundenen Markscheideinstruments“ (Kassel 1800), welche die vom Verfasser 1798 ausgeführte Berechnung und Kartierung eines Teils des Richelsdorfer Bergreviers enthält, bei welcher ein von dem bisher üblichen völlig abweichendes und viel zuverlässigeres Verfahren angewandt wurde, nämlich die Berechnung der rechtwinkeligen Koordinaten aus den Ergebnissen der mit neuen selbstkonstruierten Instrumenten ausgeführten Längen- und Winkelmessungen und die nach diesen Koordinaten und nicht mehr auf dem Weg des unbehilflichen und ungenauen sogen. Zulegens bewirkte Anfertigung des Grundrisses. – Sein jüngerer Bruder, Friedrich Wilhelm, geb. 23. Juli 1780 zu Kassel, trat in die väterliche Werkstatt ein und errang gegen 1810 die ersten Erfolge mit den von ihm gefertigten Grubenkompassen, vervollkommte die Meßtische, Bussolenapparate und Nivellierinstrumente, baute 1836 die ersten Grubentheodolite, gewann eine sehr feine Einstellung bei den Mikrometerschrauben durch Anwendung der Differentialschraube und lieferte in Deutschland die erste vorzügliche große Kreisteilmaschine (1803–18). Im J. 1827 begründete er das „Magazin neuester mathematischer Instrumente“, von welchem 1835 das zweite und 1846 das dritte Heft erschien. Nachdem er inzwischen die Stelle eines Münzmeisters und Konservators der physikalischen und astronomischen Abteilung der Kasseler Museums erhalten hatte, übergab er 1851 das zu einer weithin gekannten Bedeutung erhobene Geschäft seinem Sohn Georg August. Er starb 20. Juni 1855 in Kassel. – Sein Sohn Georg August, geb. 17. Aug. 1806 zu Kassel, seit 1851 Inhaber des Instituts, baute 1850 eine große Längenteilmaschine, welche ein Meter ohne Unterbrechung in jedem beliebigen Verhältnis mit der Genauigkeit des Tausendstels eines Millimeters teilt, wandte zuerst für geodätische Instrumente auf Glas gezogene Kreuze an, erfand den kleinen Grubentheodolit, konstruierte 1866 die sogen. neuere Breithauptsche Kippregel, 1873 für den Großen Generalstab in Berlin die Normalkippregel mit Meßtisch und vervollkommte die Theodolite, Nivellierinstrumente und Kathetometer. Von dem durch seinen Vater begründeten „Magazin“ gab er das 4.–6. Heft heraus, welche die Grubentheodolite, die Nivellierinstrumente und die Theodolite behandeln, und folgte seinem Vater auch als Konservator am Kasseler Museum.

3) Johann August Friedrich, Mineralog, geb. 18. Mai 1791 zu Probstzella bei Saalfeld, studierte 1809–11 in Jena Naturwissenschaften und Mathematik, dann in Freiberg Geologie und ward 1813 Inspektor der akademischen Sammlungen und Hilfslehrer an der Bergakademie, 1827 Professor der Oryktognosie und starb 22. Sept. 1873. B. förderte die Kristallographie und führte namentlich eine sorgfältige Untersuchung aller Mineralien durch, bei welchen er eine größere Mannigfaltigkeit der Kristallisationsformen nachwies, als bisher bekannt gewesen. Auch die Zahl der Spezies vermehrte er bedeutend, und die Paragenesis untersuchte er mit besonderer Rücksicht auf den praktischen Bergbau. Bei Zwickau erschloß er ausgedehnte Kohlenfelder, auf welchen jetzt die ergiebigsten Gruben bauen. Er schrieb: „Über die Echtheit der Kristalle“ (Freiberg 1816); „Vollständige Charakteristik des Mineralsystems“ (das. 1820; 3. Aufl., Dresd. 1832); „Übersicht des Mineralsystems“ (das. 1830); „Die Paragenesis der Mineralien“ (Freiberg 1849); „Mineralogische Studien“ (Leipz. 1866); „Vollständiges [383] Handbuch der Mineralogie“ (Dresd. 1836–1847, 3 Bde.); „Die Bergstadt Freiberg“ (Freiberg 1825; 2. Aufl. von seinem Sohn, das. 1847). B. gab auch eine Fortsetzung des Hoffmannschen „Handbuchs der Mineralogie“ heraus.

4) Wilhelm, Ritter von, Militär, geb. 5. Sept. 1809 zu Kassel, trat 1825 in den kurhessischen Artilleriedienst, ging 1859 als Major zur österreichischen Artillerie über, wurde 1862 in den Adelstand erhoben, verließ 1866 als Oberstleutnant den Dienst und lebt seitdem in Kassel. B. erfand 1854 die Gliederung des ringförmigen Zeitzünders durch eine drehbare Tempierplatte mit Skala und erreichte hierdurch eine unbeschränkte Tempierbarkeit. Dieser Zünder wurde alsbald in Kurhessen eingeführt, im Prinzip auch von Österreich angenommen und von Armstrong für die Schrapnells der englischen gezogenen Geschütze verwertet. In der Folge übertrug B. seinen Zünder auf das österreichische gezogene Feldgeschütz und konstruierte den Etagenzünder mit größerer Brennzeit. Das Grundprinzip dieser Zünder ist in allen größern Artillerien zur Geltung gekommen. B. schrieb: „Systematik des Zünderwesens“ (Kassel 1868); „Das Sprenggeschoßfeuer“ (das. 1877).


Ergänzungen und Nachträge
Band 17 (1890), Seite 165
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[165] Breithaupt, 2) Georg August B., Mechaniker, starb 14. Febr. 1888 in Kassel.

4) Wilhelm, Ritter von, Militär, starb 26. März 1889 in Kassel.