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MKL1888:Brugsch

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Brugsch“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Brugsch“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 3 (1886), Seite 507508
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Brugsch. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 3, Seite 507–508. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Brugsch (Version vom 11.04.2021)

[507] Brugsch, Heinrich Karl, namhafter Forscher auf dem Gebiet der ägyptischen Altertumskunde, geb. 18. Febr. 1827 zu Berlin, widmete sich schon als Gymnasiast dem Studium der ägyptischen Denkmäler und veröffentlichte eine die Kenntnis der altägyptischen Volkssprache und Volksschrift wesentlich fördernde Schrift: „Scriptura Aegyptiorum demotica“ (Berl. 1848), der er die Werke: „Numerorum demoticorum doctrina“ (das. 1849) und „Sammlung demotischer Urkunden“ (das. 1850) folgen ließ. Nach Vollendung seiner philologischen und archäologischen Studien durchforschte er die Museen von Paris, London, Turin und Leiden und besuchte dann (1853) auf königliche Kosten Ägypten, wo ihm die Ausgrabung der Apisgräber durch Mariette Gelegenheit zu hieroglyphischen und historischen Studien bot. Nach Berlin zurückgekehrt, habilitierte er sich 1854 daselbst als Privatdozent und wurde Anfang 1855 zum Assistenten beim Ägyptischen Museum ernannt. 1857–58 machte er eine zweite Reise nach den Nilländern, begleitete 1860 in amtlicher Stellung die preußische Gesandtschaft nach Persien, machte mit dem Chef derselben, Freiherrn v. Minutoli, eine größere Rundreise durch Persien und übernahm nach dessen Tode die Leitung der gesandtschaftlichen Geschäfte und Angelegenheiten. Seit 1861 war er wieder in Berlin, bis er 1864 zum Konsul in Kairo ernannt wurde. Im J. 1868 nach Deutschland zurückgekehrt, erhielt er in Göttingen eine Professur übertragen, folgte aber schon 1870 einem Ruf des Vizekönigs von Ägypten, welcher die von ihm in Kairo errichtete „École d’égyptologie“ unter seine Leitung stellte. Im J. 1873 fungierte B. als Generalkommissar der ägyptischen Ausstellung in Wien. Gleichzeitig ernannte ihn der Vizekönig zum Direktor eines zu begründenden arabischen Museums in Kairo, das eine möglichst vollständige Sammlung altarabischer Kunstprodukte enthalten sollte, und verlieh ihm den Titel eines Beis. Er fungierte 1876 wieder als Generalkommissar der ägyptischen Regierung bei der Industrieausstellung in Philadelphia. Darauf lebte er abwechselnd in Kairo und in Graz und siedelte 1879 nach Berlin über, indem er zugleich an der dortigen Universität Vorlesungen hielt. 1881 wurde ihm vom Vizekönig von Ägypten der Paschatitel verliehen. 1882 begleitete er den Prinzen Friedrich Karl von Preußen auf einer Reise nach Ägypten und Syrien; 1884 ging er mit der kaiserlich deutschen Gesandtschaft als Legationsrat nach Persien. B.’ Hauptschriften sind: „Grammaire démotique“ (Berl. 1855); „Reiseberichte aus Ägypten“ (Leipz. 1855); „Recherches sur la division de l’année chez les anciens Égyptiens“ (Berl. 1856), „Monuments de l’Égypte“ (das. 1857); „Geographische [508] Inschriften altägyptischer Denkmäler“ (Leipz. 1857–60, 3 Bde.); „Histoire de l’Égypte“ (das. 1859, Bd. 1; deutsche Ausgabe: „Geschichte Ägyptens unter den Pharaonen“, das. 1877; engl. Übersetzung, 2. Aufl., Lond. 1880); „Recueil de monuments égyptiens“ (mit Dümichen, Leipz. 1862–66, 4 Tle.); „Reise der königlich preußischen Gesandtschaft nach Persien“ (das. 1862–63, 2 Bde.); „Matériaux pour servir à la reconstruction du calendrier des anciens Égyptiens“ (das. 1864); „Wanderung nach den Türkisminen und der Sinaihalbinsel“ (das. 1866, 2. Aufl. 1868); „Hieroglyphisch-demotisches Wörterbuch“ (das. 1867–82, 7 Bde.); „Über Bildung und Entwickelung der Schrift“ (Berl. 1868); „Die ägyptische Gräberwelt“ (Leipz. 1868); „Grammaire hiéroglyphique à l’usage des étudiants“ (das. 1872), zugleich auch in deutscher Übersetzung, aus welcher das „Verzeichnis der Hieroglyphen mit Lautwert etc.“ gleichzeitig besonders erschien; „Neue Bruchstücke des Codex sinaiticus, aufgefunden in der Bibliothek des Sinaiklosters“ (das. 1875); „L’Exode et les monuments égyptiens“ (das. 1875); „Der Bau des Tempels Salomos nach der koptischen Bibelversion“ (das. 1877); „Dictionnaire géographique de l’ancienne Égypte“ (das. 1877–80); „Drei Festkalender des Tempels von Apollinopolis Magna in Oberägypten“ (das. 1877); „Reise nach der großen Oase El Chargeh in der Libyschen Wüste, Beschreibung ihrer Denkmäler etc.“ (das. 1878, mit 27 Tafeln); „Thesaurus inscriptionum aegyptiacarum“ (das. 1882 ff.); „Religion und Mythologie der alten Ägypter“ (das. 1884); „Prinz Friedrich Karl im Morgenlande“ (Frankf. a. O. 1884). 1863 begründete er die „Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde“.