MKL1888:Calămus

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Calămus“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 3 (1886), Seite 729730
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Wiktionary: calamus,
κάλαμος (engl.)
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Calămus. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 3, Seite 729–730. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Cal%C4%83mus (Version vom 15.04.2021)

[729] Calămus (lat.), das Schreibrohr, dessen man sich im Altertum zum Schreiben auf Papyrus und Pergament bediente, wurde aus einer Schilfgattung gewonnen (das beste kam aus Ägypten) und ist noch jetzt im Orient üblich (arab. Kelâm).

Calămus L. (Rotang, Rottang), Gattung aus der Familie der Palmen, wuchernde, stachlige Sträucher oder Bäume, deren bis 150 m lange, schwache, glatte, glänzende, geringelte, oft windende Stengel da, wo die Blätter abgefallen sind, mit den zerstreut [730] stehenden Scheiden besetzt sind. Die Blätter sind paarig gefiedert, mit stachligen Stielen, Rippen oder Fiedern, der Blattstiel verlängert sich bei einigen in einen peitschenförmigen, dornig gestachelten Anhang und ist bisweilen gänzlich fiederlos. Mittels dieser Organe befestigen sich die klimmenden Palmen zwischen andre Pflanzen, erreichen so trotz des schwachen Stengels bedeutende Höhen und bilden oft undurchdringliche Geflechte. Die Blütenkolben sind achselständig, monözisch oder diözisch. Die hasel- oder walnußgroße Frucht gleicht einem umgekehrten Tannenzapfen, ist braun, rot oder gelblich, schuppig und ein-, bisweilen zweisamig. Die Gattung ist im tropischen Afrika von Guinea bis zum Weißen Nil, in Vorder- und Hinterindien und auf den asiatischen Inseln vertreten. C. Draco Willd. (Daemonorops Draco Bl., Drachenblutpalme) überrankt auf Sumatra und den Malaiischen Inseln die Bäume und liefert wahrscheinlich die weißen und braunen Manila-Drachenrohre. Die Früchte sind etwas größer als Kirschen, zur Zeit der Reife mit einem roten Harz bedeckt und liefern das Drachenblut. C. Rotang L., C. equestris Willd., C. Royleana Griff., C. viminalis Reinw., und viele andre weithin wuchernde Arten auf dem Kontinent und auf den Inseln liefern das Spanische Rohr, C. scipionum Lour. die Malakkaröhrchen. Die jungen Sprosse vieler Arten werden roh und gekocht gegessen, die sauren Früchte einiger Arten wie Tamarinden benutzt. Die Calamusarten sind von großer Schönheit und bilden eine Zierde der Palmenhäuser, aber sie sind ziemlich empfindlich und als Zimmerpflanzen kaum zu erhalten. S. Tafel „Industriepflanzen“.