MKL1888:Carissimi

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Carissimi“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 3 (1886), Seite 809
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Carissimi. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 3, Seite 809. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Carissimi (Version vom 20.06.2021)

[809] Carissimi, Giacomo, berühmter ital. Komponist, geboren gegen 1604 zu Marino bei Rom, wurde 1620 Kapellmeister in Assisi und übernahm 1628 die gleiche Stellung an der Apollinariskirche in Rom, wo er 1674 starb. C. hat sich als langjähriges Haupt der römischen Schule seines großen Vorgängers Palestrina durchaus würdig gezeigt, wiewohl er diesem gegenüber als entschiedener Vertreter der modernen Musik erscheint. Als solcher hat er namentlich die dramatische Musik gefördert, indem er zunächst die zu seiner Zeit einfach liedartige Kantate zu einer Art dramatischer Szene erweiterte, in welcher Gestalt sie den Namen Kammerkantate führte und zu dem spätern Oratorium hinüberleitete, sodann aber auch eine Anzahl wirklicher Oratorien schrieb, die besonders durch ihre dramatisch wirkungsvollen Chöre bereits an Händel erinnern. Die vorzüglichsten derselben: „Jephta“, „Judicium Salomonis“, „Baltazar“ und „Jonas“, hat Chrysander im zweiten Bande der „Denkmäler der Tonkunst“ neuerdings herausgegeben. Seine Abhandlung „Ars cantandi“, eine Anleitung zur Singkunst, hat sich in einer alten deutschen Übersetzung (Augsb. 1696) erhalten.