MKL1888:Carvajal

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Carvajal“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 3 (1886), Seite 833
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Carvajal. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 3, Seite 833. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Carvajal (Version vom 23.06.2023)

[833] Carvajal (spr. -wachāl), 1) Juan de, röm. Kardinal, ein sittenstrenger, pflichteifriger Spanier, Legat der Päpste Eugen IV. und Nikolaus V. bei den Unterhandlungen, durch welche das Konzil von Basel lahmgelegt wurde. C. war schon bei den Besprechungen thätig, welche 1440 zu Mainz zwischen den Abgeordneten des Konzils und den Legaten des Papstes stattfanden, und vollendete 1448 das Werk des gewandten Äneas Sylvius, indem er als päpstlicher Legat mit Kaiser Friedrich III. das Wiener oder Aschaffenburger Konkordat abschloß, durch welches die Reformbestrebungen des Baseler Konzils vereitelt wurden und Deutschland in die kirchliche Abhängigkeit vom Papst zurücksank. C. starb 6. Dez. 1469 in Rom.

2) Thomas José Gonzalez, span. Staatsmann und Schriftsteller, geb. 21. Dez. 1753 zu Sevilla, studierte daselbst die Rechte, machte sich im Verwaltungsfach und in der Philologie litterarisch bekannt, wurde 1790 Offizial in dem Finanzsekretariat für Indien und dann in dem für Spanien sowie 1795 Intendant der in der Sierra Morena und in Andalusien neuangelegten Kolonien, zog sich aber 1807 nach Sevilla zurück. Bei der Erhebung gegen Napoleon I. trat er 1809 als Intendant in das Patriotenheer, ward 1812 Präsident der Finanzjunta und 1813 Staatssekretär des Finanzministeriums, später auf seinen Wunsch Direktor der Studien von San Isidoro. Wegen Errichtung einer Lehrkanzel für konstitutionelles Recht 1815 in Sevilla interniert, lebte er seinen Studien, bis ihn die Revolution von 1820 auf seinen frühern Posten zurückrief. Noch 1820 ward er Mitglied der Zensurjunta, 1821 Staatsrat. Die Gegenrevolution von 1823 vertrieb ihn wiederum auf vier Jahre aus Madrid, wohin er erst 1827 zurückkehren durfte. 1829 übertrug man ihm die Zusammenstellung der Verordnungen im Militärverpflegungsfach. 1833 wurde er Mitglied des obersten Kriegsrats und 1834 des Rats von Spanien und Indien in der Abteilung des Kriegs, bald darauf zum Procer des Reichs ernannt. Er starb 9. Nov. 1834. Als Schriftsteller zeichnete sich C. nicht bloß im Fach der Militärökonomie aus, sondern erwarb sich auch europäischen Ruf durch seine metrische Übersetzung der poetischen Bücher der Bibel, wozu er noch im 54. Lebensjahr Hebräisch lernte („Los salmos“, Valencia 1819, 5 Bde., u. öfter; „Los libros poeticos de la Santa Biblia“, das. 1827, 6 Bde.). Seine „Opusculos ineditos en prosa y verso“ erschienen zu Madrid 1847 in 13 Bänden.