MKL1888:Chemitypie

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Chemitypie“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 3 (1886), Seite 988989
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Chemitypie. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 3, Seite 988–989. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Chemitypie (Version vom 24.06.2023)

[988] Chemitypie (griech.), das von dem dänischen Goldarbeiter Piil erfundene Verfahren, Radierungen auf Zink und Kupfer in Relief zum Druck für die Buchdruckpresse herzustellen. Nach demselben wird eine blank polierte Zinkplatte (Kupfer kommt nur selten in Anwendung) mit einem Ätzgrund überzogen; auf diesen wird die Zeichnung gepaust und mit einer Radiernadel bis zur Tiefe der Platte, jedoch nicht in dieselbe eingegraben. Die sodann geätzte und erforderlichen Falls mit dem Grabstichel vollendete Platte wird gereinigt und über einer Spiritus- oder Gasflamme erhitzt, während gleichzeitig eine leichtflüssige Bleizinnwismutlegierung auf dieselbe gebracht wird, welche die vertieften Linien der Zeichnung ausfüllt und darin erstarrt. Nach Abkühlung der Platte wird das überschüssige Metall weggeschabt, so daß die Zeichnung gleichsam in das Zink eingelegt erscheint. Man ätzt nun mit verdünnter Salpetersäure, welche das ausfüllende Metall nicht angreift, das Zink nach und nach hinweg, inzwischen immer durch Auftragen einer Mischung von Fett und Harz das sich sehr bald erhaben zeigende eingeschmolzene Metall an den Seiten schützend, damit es gleichsam auf einer keilförmigen Unterlage von Zink zu stehen komme, und erhält so ein Relief, das die vorher vertieften Linien genau wiedergibt. Die C. ist billiger als Holzschnitt und liefert Originalradierungen und Stiche, insofern der bildende Künstler, welcher selbst zu radieren oder zu gravieren vermag, mittels der C. ein treueres Faksimile, als es sich im Holzschnitt wiedergeben läßt, erreicht. Da aber der Feinheit der Linien, besonders dem weichen Verlaufen derselben in lichten Partien, gewisse Grenzen gesteckt sind, selbst mit Punkten das jähe Aufhören der Linien nicht gemildert werden kann, auch das Metall, dessen sich die C. bedient, nicht die Affinität zur Druckfarbe hat wie das Holz, hauptsächlich aber, weil die Zeichner lieber mit dem Bleistift auf der Kreideschicht des Holzes als mit der Nadel in dem schwierigen Ätzgrund arbeiten, hat die C. mit dem Holzschnitt nicht zu konkurrieren vermocht. Dagegen [989] wird dieselbe zur Herstellung geographischer Karten durch die Buchdruckmaschine verwandt, wenn es bei derselben mehr auf Billigkeit als große Feinheit ankommt.

Anmerkung (Wikisource)[Bearbeiten]

Vgl. Die Chemitypie; von deren Erfinder C. Piil aus Kopenhagen. In: Polytechnisches Journal. Band 100 (1846), S. 118–124 Dingler Online