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MKL1888:Döring

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Döring“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Döring“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 5 (1886), Seite 7980
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  1. Heinrich Döring
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  3. Theodor Döring (Schauspieler)
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Döring. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 5, Seite 79–80. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:D%C3%B6ring (Version vom 23.05.2023)

[79] Döring, 1) Heinrich, Schriftsteller, geb. 5. Mai 1789 zu Danzig, studierte seit 1814 in Jena Philosophie und Theologie, nahm dann als Privatgelehrter seinen bleibenden Wohnsitz daselbst und starb 4. Dez. 1862. D. hat sich besonders als Biograph deutscher Dichter und Schriftsteller bekannt gemacht. Es gehören hierher seine Biographien von Schiller (Weim. 1822; umgearbeitet, Jena 1832; dazu „Schillers Selbstcharakteristik“, Stuttg. 1853), Herder (Weim. 1823, 2. Aufl. 1829), Klopstock (das. 1825), Jean Paul (Leipz. 1830–32), Bürger (Berl. 1826; 2. Aufl., Götting. 1847), Goethe (Weim. 1828, neue Aufl. 1833), Gellert (Greiz 1833, 2 Bde.), Wieland (Sangerh. 1840; neue Bearbeitung, Jena 1853) u. v. a. Außerdem veröffentlichte er eine Reihe geschichtlicher Arbeiten, darunter eine „Thüringer Chronik“ (2. Aufl., Erfurt 1847), und gab einen „Britischen Balladenschatz“ (2. Aufl., Dresd. 1858) heraus.

2) Georg, seiner Zeit beliebter Erzähler, geb. 11. Dez. 1789 zu Kassel, studierte in Göttingen Philosophie und Ästhetik, lebte seit 1815 als Journalist zu Frankfurt a. M. und starb 10. Okt. 1833 daselbst. Von seinen zahlreichen phantasievollen, aber meist flüchtigen Arbeiten nennen wir die Dramen: „Cervantes“ (Frankf. 1819), „Posa“ (das. 1820), „Der treue Eckart“ (das. 1822); das Lustspiel „Die vier Tanten“ (1823) und das Volksschauspiel „Albrecht der Weise“ (das. 1825); die „Dramatischen Novellen“ (das. 1833, 4 Tle.; in denselben die Opern: „Der Berggeist“, komponiert von Spohr, „Der Pirat“, komponiert von Hauptmann, „Der Ahnenschatz“, komponiert von Reissiger, u. a.); die Romane: „Sonnenberg“ (das. 1828, 3 Tle.), „Der Hirtenkrieg“ (das. 1830), „Das Opfer von Ostrolenka“ (das. 1832, 3 Tle.), „Roland von Bremen“ (das. 1832, 3 Tle.), „Die Geißelfahrt“ (das. 1833, 3 Tle.). Kleinere Erzählungen von ihm erschienen in den Sammlungen: „Frühlingskränze“ (Frankf. 1822), „Phantasiegemälde“ (das. 1822–33), „Freikugeln“ (Kassel 1824), „Alpenblumen“ (Frankf. 1825), „Drei Nächte“ (Leipz. 1829, 2 Tle.), „Novellen“ (Frankf. 1831, 4 Tle.), „Erzählungen“ (das. 1833, 4 Tle.), „Cypressen“ (mit des Verfassers Biographie hrsg. von W. Kilzer, das. 1838, 3 Tle.).

3) Theodor (eigentlich Häring), berühmter Schauspieler, geb. 9. Jan. 1803 zu Warschau, wo sein Vater königlicher Salzinspektor war. Der frühe Tod desselben unterbrach die zu Berlin gemachten Schulstudien des 16jährigen Jünglings; er trat als Lehrling in ein Geschäft in Prenzlau, dann als Kommis in ein Handlungshaus in Berlin. Seine ersten Versuche als Schauspieler machte er auf dem dort bestehenden Liebhabertheater „Urania“. Mit 21 Jahren debütierte er bei einer Truppe, die Westpreußen bereiste, in Bromberg (1825), wurde aber so sehr von der Angst übermannt, daß „Der arme Poet“ (in dem er den Julius gab) nicht zu Ende gespielt werden konnte. Seine Begeisterung bewahrte ihn trotzdem vor Entmutigung; er wanderte von Bromberg nach Breslau und versuchte sich hier (1826–28) zuerst in Intriganten- und komischen Rollen. Sein Kollege Haacke, der das Theater in Mainz übernahm, verschaffte ihm Gelegenheit, sich dort fortzubilden. Von Mainz wurde er 1833 für das erste Fach der tragischen und komischen Charakterrollen nach Mannheim berufen, und dort schuf er in Bauernfelds „Liebesprotokoll“ den Bankier Müller, der mit seinem Namen unauflöslich verknüpft ist. Sein Gastspiel in Hamburg führte 1836 zu einem glänzenden Engagement unter F. L. Schmidt, unter [80] dessen Leitung er die großen Shakespeareschen Rollen: Richard III., König Lear, Shylock u. a., sowie Nathan und Mephistopheles studierte und spielte. 1838 trat D. an Seydelmanns Stelle in Stuttgart, 1841 kam er ans Hoftheater in Hannover; 1845 folgte er einem Ruf nach Berlin, Seydelmann zu ersetzen, und feierte hier 25. Jan. 1875 sein 50jähriges Schauspielerjubiläum. Er starb 17. Aug. 1878 in Berlin. D. war eine für die Bühne großartig begabte Natur, aber seine Triumphe wurden ihm zu leicht. Sein Spiel hatte viel Extemporiertes: nur die Umrisse standen ihm fest, die Details belebte erst der Augenblick, wie sich dies bei wiederholten Darstellungen desselben Charakters zeigte. Unerschöpflich war er in Masken und Tonarten, die fast immer die Erscheinung des Charakters deckten; seine mittelgroße Figur und die unausgesprochene Klangfarbe seiner eben nicht großen Stimmmittel unterstützten seine Wandlungsfähigkeit. Aus dem reichen Verzeichnis seiner Schöpfungen nennen wir noch: Jago, Franz Moor, Carlos („Clavigo“), Tartüffe, Elias Krumm, Malvolio, Frosch, Adam („Der zerbrochene Krug“), Alter Magister, Herzog Karl („Karlsschüler“), Just, Lindenwirt, Hans Lange, Leberecht Müller („Störenfried“), Tischlermeister Anton („Maria Magdalena“). Vgl. Wexel, Th. D. als Mensch und Künstler (Berl. 1878).