MKL1888:Doris

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Doris“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 5 (1886), Seite 80
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Doris. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 5, Seite 80. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Doris (Version vom 23.05.2023)

[80] Doris, kleine Gebirgslandschaft im alten Hellas (s. Karte „Altgriechenland“), etwa 220 qkm (4 QM.) groß, zwischen dem Öta und Parnassos gelegen und von dem Oberlauf des böotischen Kephisos (Mavroneri) nebst dessen Nebenfluß Pindos (jetzt Kagenitza) bewässert. Dies kleine Bergland erkämpften sich die aus ihren ältesten Sitzen in Thessalien verdrängten Dorier, indem sie die Dryoper, welche es vor ihnen innehatten, überwältigten, und gründeten daselbst vier kleine Städte: Böon, Kytinion, Erineos und Pindos, welche die sogen. dorische Tetrapolis bildeten. Das arme Ländchen, dessen Bewohner den Spottnamen „Hungerdorier“ führten, wurde doch als Ursitz und Metropolis des gesamten dorischen Stammes angesehen und geachtet und darum mehrmals von den verwandten Spartanern gegen seine feindlichen Nachbarn geschützt. Im persischen Krieg schlossen sich die Bewohner an die Perser an und wurden deshalb geschont. Unglücklicher war ihr Los in den phokischen und makedonischen Kriegen, in welchen ihre Städte wiederholt zerstört wurden. D. hießen auch im weitern Sinn alle die dorischen Kolonien, welche auf der Südwestküste von Kleinasien (Karien) und den benachbarten Inseln Kos, Rhodos, Nisyros, Kalymna, Karpathos, Syme u. a. gegründet wurden; im engern nur die sechs Städte Jalysos, Lindos, Kamiros (auf Rhodos), Knidos, Halikarnassos (in Kleinasien) und Kos (auf der gleichnamigen Insel). Sie bildeten eine Hexapolis und standen als solche in einer losen politisch-religiösen Verbindung, welche in dem gemeinsamen Kultus des triopischen Apollon auf dem Triopischen Vorgebirge bei Knidos ihren Ausdruck fand. Nachdem später das vorwiegend ionische Halikarnassos aus dem Bund gestoßen worden, bestand derselbe als Pentapolis fort. Die übrigen dorischen Städte der Nachbarschaft standen meist in einem Abhängigkeitsverhältnis zu dem Bund. Im Heer des Xerxes dienten die Dorier der Hexapolis gegen Griechenland mit 30 Schiffen; später wurden sie von den Athenern abhängig und diesen tributpflichtig. Nach dem Peloponnesischen Krieg von der Herrschaft der Athener befreit, blühten die dorischen Städte durch großen Wohlstand; aber die politische Wichtigkeit des Bundes war dahin. Von dem frühern Flor der dorischen Hexapolis zeugt die große Zahl ihrer Kolonien in Kleinasien, Sizilien und Spanien. Vgl. Dorier.

Doris, die Mutter der Nereiden, s. Nereus.