MKL1888:Denār

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Denār“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 4 (1886), Seite 671
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Denār. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 4, Seite 671. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Den%C4%81r (Version vom 08.01.2023)

[671] Denār (Denarius), Zehner, älteste röm. Silbermünze, wurde zuerst 269 v. Chr. geprägt und war normal 4,55 g (1/72 Pfd.) schwer; dann aber bald reduziert, blieb sie bis auf Nero unverändert 3,90 g (1/84 Pfd.) schwer. 1 D. = 10 As = 82 Pf. Teile des Denars waren der Quinarius (1/2) und der Sestertius (1/4). Wertzeichen des Denars ist X oder X. Das Gepräge in früherer Zeit war auf der einen Seite meist ein behelmter und geflügelter weiblicher Kopf (wahrscheinlich der Roma), auf der andern die beiden Dioskuren zu Pferde, später auch die Viktoria (oder Diana) auf dem Zweigespann; ebenso bei Quinarien und Sestertien, die nur in den Wertzeichen (V oder Q und HS oder IIS) sich vom D. und unter sich unterscheiden. Der römische D. zur Zeit der spätern Republik kam der etwas leicht ausgemünzten attischen Drachme (zu etwa 80 Pariser Gran) so nahe, daß man beide im gemeinen Leben für gleich annahm und daher auch noch in der Kaiserzeit, wo der D. viel leichter geworden war, der Name Drachme durch D. übersetzt wurde und umgekehrt. Nero reduzierte den D. von neuem und führte zuerst die Legierung mit Kupfer ein, welche in der Folge eine immer stärkere wurde. Der Silberdenar wurde dadurch zur Scheidemünze, behielt aber seinen Münzwert von 1/25 Aureus. Diese erst in den letzten Zeiten der Republik geprägte Goldmünze (mißbräuchlich Denarius aureus genannt) wog ursprünglich 8,18 g, wurde aber gleichfalls bald reduziert und sank unter Caracalla auf 6,55 g. Später, unter Gallienus, trat die größte Verwirrung ein bis auf Konstantin, welcher die Goldmünze auf 4,55 g festsetzte und ihr den Namen Solidus gab. Der Silberdenar hatte durch die Münzverschlechterung des 3. Jahrh. seine Geltung als 1/25 Aureus verloren und war zu einer kleinen Rechnungsmünze herabgesunken; Diokletian stellte den D. aus reinem Silber wieder her. Von den Römern ging der D., wenigstens dem Namen nach, auf andre Völker über und war unter den Karolingern = 1/12 Solidus. Die Silbermünze hat fast durch das ganze Mittelalter die offizielle, oft auf den Münzen selbst vorkommende Bezeichnung Denarius. Von den Byzantinern ging der Golddenar als Dinar auf die Araber über und kam durch diese in den Orient. In neuerer Zeit erschien der D. als Denier in Frankreich und Denaro in Italien. Das bisher gebräuchliche Zeichen ₰ für Pfennig und d für Penny findet im D. seinen Ursprung. S. Tafel „Münzen des Altertums“ und „Münzen des Mittelalters“.