MKL1888:Dreher
Dreher, Anton, Industrieller, geb. 10. Juni 1810 zu Wien, erlernte die Brauerei in Simmering, besuchte 1832–36 die größten Brauereien Deutschlands und Englands und übernahm 1836 die Brauerei zu Kleinschwechat bei Wien. Er führte hier die englische Methode der Malzbereitung und die Untergärung ein und erzielte in wenigen Jahren einen außerordentlichen Erfolg. Von einer Jahresproduktion von 20,560 Eimern erhob er sich in 25 Jahren auf eine solche von 391,260 Eimern. Seit 1850 hatte er Maschinenbetrieb eingeführt und dadurch seine Brauerei zu einer Musteranstalt ersten Ranges ausgebildet. 1861 erbaute er eine Brauerei zu Micholup bei Saaz in Böhmen, welche im Winter Lagerbier, im Sommer ortsübliche Schankbiere braute und eine Produktion von 60,000 Eimern erreichte. Mit dieser Brauerei ward ein Kohlenbergwerk verbunden, und auf der Domäne Micholup wurden gegen 200 Ztr. feinster Hopfen gebaut. Im J. 1862 kaufte D. auch die Brauerei Steinbruch bei Pest und baute dieselbe nach neuen Grundsätzen um. Als er 27. Dez. 1863 starb, umfaßte das Bauareal der Brauerei in Kleinschwechat über 6 österreichische Joch mit 9332 QKlafter gewölbter Räume; die 31 Malztennen hatten einen Fassungsraum von mehr als 9300 Metzen und die 13 doppelten Malzdarren eine Beschüttungsfläche von 366 QKlafter. Außerdem wurde eine große Mälzerei in dem nahen Freienthurm bei Mannswörth betrieben. Der Betrieb der Brauerei erfolgte durch drei Dampfkessel zu 50, 36 und 30 Pferdekräften, zwei Dampfmaschinen zu 30 und 14, eine Wasserkraft zu 16 Pferdekräften und 300 Arbeiter. Die elf Lagerkeller hatten einen Fassungsraum von 328,000 Eimern. Schienenwege verbanden die Brauerei mit der Staatseisenbahn. Nach dem Tode Drehers übernahm für seinen 21. März 1849 gebornen Sohn ein Direktorium die Verwaltung. Dasselbe erweiterte namentlich den Export sehr bedeutend, kaufte Brauereien in Großschwechat und Triest an und dehnte den Betrieb ins Riesenhafte aus. Das Drehersche Bier hat namentlich durch die Erfolge auf der Pariser Weltausstellung einen Weltruf erlangt und den Geschmack des Publikums auf die hellen, malzreichen Biere gelenkt (vgl. Bier, S. 921).