MKL1888:Edelmetalle
[307] Edelmetalle, im engern, gewöhnlichen Sinn Bezeichnung für Gold und Silber, während im weitern Sinne noch andre Metalle, vorzugsweise Platin, dazu gerechnet werden (s. Metalle). Wir beschränken uns hier auf die wirtschaftlich statistische Besprechung der E. im erstern Sinn.
Gold und Silber sind als eigentliche Begleiter der menschlichen Kultur mit dieser selbst innig verbunden; seit Menschengedenken folgen sie regelmäßig den Wanderungen der Völker Schritt für Schritt. Wie sie im ältesten Mythus vorkommen, so treten sie im Sagenkultus des germanischen Mittelalters und im Mystizismus der Alchimie wieder hervor; sie bilden das Ziel von Unternehmungen, die sich im Altertum sagenhaft an das Goldene Vlies, an die dunkeln Wohnstätten der Hyperboreer und Arimaspen, an das Aufsuchen des Goldlandes Ophir, im Mittelalter abenteuerlich an die geographischen Entdeckungen der Spanier und Portugiesen, in der neuesten Zeit realistisch an die überseeischen Wanderungen nach Amerika und Australien knüpfen. Und wie in der Vergangenheit, so bilden in der Gegenwart die beiden E. eine materielle Macht, welche in alle Lebenskreise hineinreicht. Die Erklärung des Einflusses, welchen die E. von jeher auf die Menschen ausgeübt haben, liegt in verschiedenen Ursachen. Die Seltenheit des Vorkommens hat die E. in ältester Zeit als das geeignetste äußerliche Kennzeichen der Größe, Vornehmheit und des Reichtums ansehen lassen; die Verwendung zu kostbarem Schmuck war wohl die älteste Form und hatte die Anschauung zur Folge, daß man den Besitz von Edelmetallen überhaupt als ein Attribut menschlicher Macht anzusehen begann. Daraus ergab sich von selbst das Streben nach deren Erwerb, daraus die allgemeine Wertschätzung, ihre Verwendung als Tauschmittel, Geldstoff, und ihre heute allgemeine Anerkenntnis als Maßstab der Güterpreise. Zu dieser historisch-psychologischen Begründung der Herrschaft der E. gesellen sich natürliche Gründe andrer Art. Das Vorkommen der E. ist geologisch ein solches, daß deren Gewinnung immer relativ hohe Gestehungskosten verursachen muß; auf dem hohen Kostenpreis ruht also auch ein hoher Tauschwert und darauf die Eignung der E. zu Schmuckgegenständen und als Geldstoff. Die E. sind vermöge ihrer chemisch-physikalischen Eigenschaften zur dauernden Aufbewahrung von Wertvorräten besonders geeignet und bilden aus diesen natürlichen Gründen sowie wegen der vortrefflichen Formbarkeit und der Möglichkeit wiederholten Umschmelzens und Umprägens das beste, ja alleinige Material echter Währungs- oder Kurantmünzen. Die Aufbewahrungsfähigkeit der E. bringt es mit sich, daß die Menschheit über einen stets wachsenden Vorrat (Stock) derselben verfügt, dessen Vorhandensein genügt, um die Preise der E. relativ stabiler zu machen als diejenigen andrer, dem materiellen Verbrauch oder gar dem Verderben unterliegender Waren; daraus ergibt sich die natürliche Eignung der E. als fester Preismaßstab, und diese wird wesentlich dadurch erhöht, daß der innere Wert der E. in dem Sinn absolut gleichmäßig ist, daß bei Gold und Silber keiner derjenigen Qualitätsunterschiede vorkommt, die bei jeder andern Ware je nach dem Fundort, der Herrichtung etc. eintreten. Es erscheint daher ebenso erklärlich wie tief begründet, daß zu allen Zeiten und bei allen Völkern die E. als die Repräsentanten des materiellen Reichtums im intensivsten Sinn des Wortes angesehen wurden.
Die Gewinnung der E. reicht historisch bis in das 5. oder vielleicht 6. Jahrtausend v. Chr. zurück; die Bergwerke in Ägypten sind die ältesten, die auf Gold und Silber betrieben wurden; die Erze an der äthiopischen und alten arabischen Grenze, in Äthiopien, in Nubien, dann in dem zuzeiten König Salomos so erträgnisreichen Ophir gehören dahin. Ebenso ist in der altindischen Kultur das Stromgebiet des obern Indus und Satadru (Satledsch) im heutigen Tibet eine Fundgrube von Edelmetallen gewesen (goldholende Inder, Dardi), und die nördlichen Abfälle des Altaigebirges und Ural dienten als Hauptquelle für die Füllung der assyrisch-babylonischen Schätze. Die in ältester Zeit in Zentralasien gewonnenen E. mußten wohl während vieler späterer Jahrhunderte auf ihren Wanderungen nach dem Westen der klassischen Kultur dienen; die Beiträge der Fundorte, welche die wandernden Völker im Kaukasus, in den Flüssen um Kolchis, dann in den lydischen und phrygischen Gebirgen und Gewässern fanden, sind im Verhältnis zu jenen ältesten Funden nicht sehr bedeutend; noch weniger aber lieferten damals die Edelmetallbergwerke in Europa selbst (im Pangäischen Gebirge, in Skapte Hyle, auf einigen Inseln des Ägeischen Meers, in Laurion), sondern das klassische Altertum versorgte sich zumeist mit den ursprünglich in Afrika und Asien gesammelten Metallschätzen, welche im Lauf der Kriege der Griechen gegen die Perser, dann der Alexanderzüge und der römischen Feldzüge als Beute, Subsidien, Tributzahlungen etc. nach Hellas, Karthago und Rom (Schätze der Seleukiden und Ptolemäer) gelangten. Im Mittelalter wurde die Vermehrung des Edelmetallvorrats nur mäßig durch die in Gallien und Hispanien sowie vielfach zerstreut betriebenen Bergwerke und Goldwäschereien bewerkstelligt. Ein großer, mächtiger Zuwachs erfolgte erst nach der Entdeckung Amerikas sowohl durch die von den Spaniern vollzogene Erbeutung dort vorgefundener Schätze als durch die seit Beginn des 16. Jahrh. ununterbrochen betriebene Silbergewinnung in den Minen von Potosi und Guanajuato (Mexiko). Mit diesen Ereignissen beginnt jene gewaltige Strömung von Edelmetallmassen aus Amerika, welcher gegenüber die Schätze des Altertums verschwinden. Alle diese Veränderungen werden aber durch die Ereignisse der neuesten Zeit verdunkelt, deren Schauplatz Kalifornien, bez. die westlich von den Rocky Mountains gelegene Bergregion der Andesketten und Australien bilden.
Da noch heute die Vorräte von Edelmetall, welche vor Jahrhunderten gewonnen und angehäuft wurden, fast ebenso in Betracht kommen wie jene Quantitäten, die erst in der Gegenwart bergmännisch zu Tage gefördert werden, so wäre eine Statistik der E. ohne Geschichte derselben wertlos, und jeder Versuch einer rationellen Beantwortung aller einschlägigen Fragen muß mit Berücksichtigung des historischen Teils erfolgen. Die vorhandenen Quellen gestatten kaum, viel weiter als bis ins Ende des 15. Jahrh. zurückzugreifen. Aber auch die vielen Angaben, welche für den seit der Entdeckung Amerikas verflossenen Zeitraum vorliegen, sind, obwohl sie von hervorragenden Autoritäten, wie A. v. Humboldt, J. T. [308] Danson, Mich. Chevalier u. a., herrühren, keineswegs kritiklos hinzunehmen, sondern erfordern eine sorgfältige Revision, die in neuerer Zeit insbesondere von A. Soetbeer, W. Lexis, Del Mar u. a. angebahnt worden ist. Die bedeutendste Leistung ist diejenige von A. Soetbeer, welcher ganz neue, kritisch korrigierte Daten über die Edelmetallgewinnung seit 1493 aufzustellen versucht hat. Um die wichtigsten Phasen der Edelmetallgewinnung schärfer zu markieren, sind folgende Perioden festzuhalten.
Der erste Zeitabschnitt umfaßt die 28 Jahre von 1493 bis 1520; während desselben liefern noch die Bergwerke in Sachsen und im Harz, in Böhmen, Tirol und Salzburg, in Ungarn und Siebenbürgen bei weitem das meiste Edelmetall, namentlich Silber; aus Westindien und Amerika kommen nur jährlich ca. 800 kg Gold. Der zweite Zeitabschnitt, von 1521 bis 1544, kennzeichnet die Jahre, in welchen der eigentliche Umschwung in der Massenhaftigkeit der Silberproduktion durch die Entdeckung der Silberminen von Potosi beginnt. In dieser Zeit wird die durchschnittliche Silberproduktion von Deutschland und Österreich schon durch die amerikanischen Sendungen relativ zurückgedrängt, denn nun kommen aus der Neuen Welt außer den von den Plünderungen in Peru und Mexiko herrührenden Gold- und Silbermengen auch noch die ansehnlichen Erträge der Goldwäschereien in Neugranada und der Silbergruben zu Porco in Peru in Betracht. Der dritte Zeitabschnitt, von 1545 bis 1560, ist dadurch motiviert, daß in demselben durch den kolossalen Ertrag der Minen in Potosi und Mexiko die Silbergewinnung ein entschiedenes Übergewicht gegen die relativ zurücktretende Goldproduktion erhält. Von 1561 bis ans Ende des 18. Jahrh. werden die Verhältnisse so gleichartige, daß sie in der unten folgenden Tabelle in gleichmäßigen je 20jährigen Abschnitten zusammengefaßt sind. Zuerst und zwar von 1561 bis 1580 nimmt der Ertrag der Minen in Potosi ab, und der Ausfall ist noch nicht durch die Silbergruben in Mexiko ausgeglichen; dann zeigt sich von 1581 bis 1600 wieder eine bedeutende Zunahme der Silberproduktion, indem in dieser Zeit die Gruben von Potosi, begünstigt durch die in ihrer Nähe aufgefundenen Quecksilberbergwerke, ihre größte Ergiebigkeit erreicht haben. Von da angefangen, bewahrt die Silber- und Goldproduktion wesentlich ihre Stabilität bis 1720; die Silbergewinnung nimmt in Potosi allmählich ab, steigt aber gleichzeitig in Mexiko; die bedeutende peruanische Silbergewinnung behauptet immer ziemlich gleichen Stand; in Deutschland und Österreich nimmt die Silbergewinnung vom Beginn des 17. Jahrh. an bedeutend ab, bleibt aber in den folgenden Jahrzehnten, wenn man beide Staaten zusammenfaßt, beinahe konstant.
Von 1721 angefangen, folgen Perioden mit rascherer Zunahme, und zwar sind es von 1721 bis 1760 die Goldgewinnung in Brasilien sowie der fortwährend steigende Ertrag der mexikanischen Silberbergwerke, welche eine so rasche Vermehrung hervorrufen; von 1761 bis 1810 fällt der größte Anteil an den wachsenden Zuflüssen auf das in Mexiko gewonnene Silber, wogegen die Goldgewinnung nachzulassen beginnt. Die beiden Jahrzehnte 1811–20 und 1821–30 stehen in vollem Gegensatz zu der vorangehenden Zeit, indem sich die Edelmetallproduktion infolge der politischen Unruhen und Umgestaltungen in Mexiko, Neugranada, Peru, Potosi und Chile um mehr als 70 Mill. Mk. oder ca. 40 Proz. vermindert. Von 1831 bis 1840 und noch mehr von 1841 bis 1850 hebt sich wieder die Silberproduktion in den Staaten des frühern spanischen Amerika; zugleich macht sich schon die Goldproduktion von Kalifornien geltend.
In der Periode 1851–55 wird die Ausbeutung der Goldfelder in Kalifornien und Australien entscheidend und bewirkt einen ähnlichen Umschwung, wie er gegen die Mitte des 16. Jahrh. stattgefunden hat, nur mit dem Unterschied, daß um die Mitte des 16. Jahrh. beim Silber, dagegen um die Mitte unsers Jahrhunderts beim Golde die außerordentliche Zunahme der Produktion eintritt. Diese letztere erreicht ihren Höhepunkt in der Zeit von 1856 bis 1860, sinkt jedoch allmählich bis 1866–70 und wird seit dem Jahr 1871 wieder durch stete Zunahme der Silbergewinnung überwogen. Im Quinquennium 1876–1881 und noch mehr in den jüngst abgelaufenen drei Jahren 1882–84 nimmt die Goldproduktion ungemein rasch ab, während die Silbergewinnung ebenso rasch vermehrt wird, und es entsteht daraus jene Verschiebung der Wertverhältnisse, welche die Währungsfrage in der Gegenwart zu einem der schwierigst lösbaren Probleme gemacht hat. Eine ziffermäßige Übersicht der eben geschilderten Thatsachen enthält die folgende Tabelle, in welcher der Geldwert des Goldes*) mit 2790 Mk. pro Kilogramm und der Geldwert des Silbers**) gleichmäßig nach dem ältern Normalsatz mit 180 Mk. pro Kilogramm eingestellt, also der neuern Entwertung des Silbers nicht Rechnung getragen ist. Es war die
Perioden und Jahre | Gold | Silber | Gesamtwert Mill. Mk. | ||
Kilogr. | Wert*) Mill. Mk. |
Kilogr. | Wert**) Mill. Mk. | ||
1493–1520 | 5800 | 16,18 | 47000 | 8,46 | 24,64 |
1521–1544 | 7160 | 19,98 | 90200 | 16,24 | 36,22 |
1545–1560 | 8510 | 23,74 | 311600 | 56,09 | 79,83 |
1561–1580 | 6840 | 19,08 | 299500 | 53,91 | 72,99 |
1581–1600 | 7380 | 20,59 | 418900 | 75,40 | 95,99 |
1601–1620 | 8520 | 23,77 | 422900 | 76,12 | 99,89 |
1621–1640 | 8300 | 23,16 | 393600 | 70,85 | 94,01 |
1641–1660 | 8770 | 24,47 | 366300 | 65,93 | 90,40 |
1661–1680 | 9260 | 25,83 | 337000 | 60,66 | 86,49 |
1681–1700 | 10765 | 30,03 | 341900 | 61,54 | 91,57 |
1701–1720 | 12820 | 35,77 | 355600 | 64,01 | 99,78 |
1721–1740 | 19080 | 53,23 | 431200 | 77,62 | 130,85 |
1741–1760 | 24610 | 68,66 | 533145 | 95,97 | 164,63 |
1761–1780 | 20705 | 57,77 | 652740 | 117,49 | 175,26 |
1781–1800 | 17790 | 49,63 | 879060 | 158,23 | 207,86 |
1801–1810 | 17778 | 49,60 | 894150 | 160,95 | 210,55 |
1811–1820 | 11445 | 31,93 | 540770 | 97,34 | 129,27 |
1821–1830 | 14216 | 39,66 | 460560 | 82,90 | 122,56 |
1831–1840 | 20289 | 56,64 | 596450 | 107,36 | 164,00 |
1841–1850 | 54759 | 152,78 | 780415 | 140,47 | 293,25 |
1851–1855 | 197515 | 551,07 | 886115 | 159,50 | 710,57 |
1856–1860 | 206058 | 574,90 | 904990 | 162,90 | 737,80 |
1861–1865 | 185123 | 516,49 | 1101150 | 198,21 | 714,70 |
1866–1870 | 191900 | 535,40 | 1339085 | 241,03 | 776,43 |
1871–1875 | 170675 | 476,18 | 1969425 | 354,50 | 830,68 |
1875–1880 | 172000 | 479,88 | 2500000 | 450,00 | 929,88 |
1881 | 161912 | 451,70 | 2521639 | 453,90 | 905,60 |
1882 | 155200 | 432,00 | 2634700 | 474,10 | 906,10 |
1883 | 143000 | 399,00 | 2750000 | 495,00 | 894,00 |
1884 | 140000 (?) | 390,60 | 2800000 (?) | 504,00 | 894,60 |
Diese Tabelle zeigt uns die jährlichen ausgeglichenen Durchschnittsmengen ganzer Perioden und nur für die letzten vier Jahre die effektiven Größen. Die absoluten Totalziffern der von 1493 bis heute in den wirtschaftlichen Verkehr gelangten Mengen der E. zeigt nachstehende Berechnung:
[309]
Perioden | Gold im Wert von |
Silber im Wert von |
Gesamtwert | ||
Mill. Mk. | Proz. | Mill. Mk. | Proz. | Mill. Mk. | |
1493–1600 | 1993 | 33,8 | 4051 | 66,2 | 6044 |
1601–1700 | 2504 | 27,2 | 6703 | 72,8 | 9207 |
1701–1800 | 5302 | 34,1 | 10267 | 65,9 | 15569 |
1801–1850 | 3306 | 35,9 | 5890 | 64,1 | 9196 |
Zusammen: | 13105 | 32,7 | 26911 | 67,3 | 40016 |
1851–1855 | 2755 | 77,6 | 798 | 22,4 | 3553 |
1856–1860 | 2875 | 77,9 | 814 | 22,1 | 3689 |
1861–1865 | 2582 | 72,3 | 991 | 27,7 | 3573 |
1866–1870 | 2677 | 69,0 | 1205 | 31,0 | 3882 |
1871–1875 | 2381 | 57,3 | 1772 | 42,7 | 4153 |
1876–1884 | 4073 | 49,4 | 4177 | 50,6 | 8250 |
Zusammen: | 17343 | 64,0 | 9757 | 36,0 | 27100 |
Insgesamt: | 30448 | 45,3 | 36668 | 54,7 | 67116 |
Es entfielen demnach vor der Entdeckung der kalifornischen und australischen Goldfelder ungefähr 1/3 auf Gold und 2/3 auf Silber, im Vierteljahrhundert 1851–75 dagegen 2/3 auf Gold und 1/3 auf Silber. Seit 1875 ist wieder die entgegengesetzte Tendenz wahrzunehmen und wird durchschnittlich nahezu ebensoviel Wert an Gold wie an Silber produziert.
Um endlich auch die geographische Verteilung der Edelmetallproduktion zu beziffern, mögen nachstehende gedrängte Tabellen Platz finden. Zu dem Ertrag der ganzen Periode 1493–1875 haben die wichtigsten Gebiete folgende Mengen und Werte beigetragen:
Länder | Gold | Silber | Gesamtwert |
Kilogr. | Kilogr. | Mill. Mark | |
Deutschland | – | 7904910 | 1422,9 |
Österreich-Ungarn | 460650 | 7770135 | 2683,8 |
Verschied. europ. Länder | – | 7382000 | 1328,8 |
Russisches Reich | 1033655 | 2428940 | 3321,1 |
Afrika | 731600 | – | 2041,2 |
Mexiko | 265040 | 76205400 | 14456,4 |
Neugranada | 1214500 | – | 3388,5 |
Peru | 163550 | 31222000 | 6076,3 |
Potosi (Bolivia) | 294000 | 37717600 | 7609,4 |
Chile | 263600 | 2609000 | 1205,1 |
Brasilien | 1037050 | – | 2893,4 |
Vereinigte Staaten | 2026100 | 5271500 | 6601,7 |
Australien | 1812000 | – | 5055,4 |
Diverses | 151600 | 2000000 | 783,0 |
Zusammen: | 9453345 | 180511485 | 58867,0 |
Innerhalb der letztabgelaufenen neun Jahre (1876–84) entfallen dagegen in runden Summen auf die einzelnen Länder folgende Mengen und Werte:
Länder | Gold | Silber | Gesamtwert |
Kilogr. | Kilogr. | Mill. Mark | |
Deutschland | 3666 | 1703725 | 316,8 |
Österreich-Ungarn | 15424 | 432790 | 120,9 |
Rußland | 377090 | 98690 | 1069,8 |
Verschiedene europ. Länder | – | 2036100 | 366,5 |
Afrika | 22000 | – | 61,4 |
Mexiko | 13880 | 6098200 | 1136,4 |
Kolumbien | 34500 | 127000 | 119,1 |
Peru, Bolivia, Chile etc. | 20000 | 3250000 | 640,8 |
Vereinigte Staaten | 510700 | 8306500 | 3099,8 |
Australien | 415100 | – | 1124,0 |
Japan | 5350 | 153580 | 42,6 |
Diverses | 54390 | – | 151,7 |
Zusammen: | 1472100 | 22206585 | 8249,8 |
Auf die einzelnen Länder entfallen daher im Durchschnitt jährlich die folgenden Mengen und Werte, welche mit den später anzugebenden Ausnahmen keine sehr namhaften Schwankungen zeigen:
Länder | Gold | Silber | Gesamtwert Mill. Mk | ||
Kilogr. | Wert Mill. Mk. |
Kilogr. | Wert Mill. Mk. | ||
Deutschland | 407 | 1,14 | 189303 | 34,07 | 35,21 |
Österreich-Ungarn | 1714 | 4,78 | 48088 | 8,65 | 13,43 |
Rußland | 41899 | 116,90 | 10965 | 1,99 | 118,89 |
Verschied. europ. Staaten | – | – | 226234 | 40,72 | 40,72 |
Afrika | 2444 | 6,82 | – | – | 6,82 |
Mexiko | 1542 | 4,30 | 677578 | 121,97 | 126,27 |
Kolumbien | 3834 | 10,70 | 14111 | 2,54 | 13,24 |
Peru, Bolivia, Chile etc. | 2223 | 6,20 | 361112 | 65,00 | 71,20 |
Verein. Staat. | 56744 | 158,32 | 922944 | 186,11 | 344,43 |
Australien | 46122 | 124,87 | – | – | 124,87 |
Japan | 594 | 1,66 | 17064 | 3,00 | 4,66 |
Diverses | 6044 | 16,85 | – | – | 16,85 |
Zusammen: | 163567 | 452,54 | 2467399 | 464,05 | 916,59 |
Der Schwerpunkt der Goldproduktion liegt also in drei Ländergruppen: den Vereinigten Staaten, Rußland und Australien, welche allein 89 Proz. der Goldausbeute dem Edelmetallmarkt liefern. Australien geht schon seit 1877 (von 52,300 auf 39,000 kg), die Vereinigten Staaten gehen seit 1878 stetig und bedeutend in der Ergiebigkeit (von 70,565 kg auf 44,200 kg) zurück, wogegen Rußland von 1876 bis 1881 die Goldausbeute wesentlich erhöhte. Die größten Anteile an der Silberproduktion entfallen auf Amerika und zwar sowohl die Vereinigten Staaten als Mexiko und Südamerika (Peru, Bolivia, Chile), welche zusammen nahezu 80 Proz. der ganzen Ausbeute liefern, ohne daß sich eine Abnahme bisher gezeigt hat. Neuestens (1885) sind im äußersten Westen von Neusüdwales Silbergänge entdeckt worden, über deren Reichhaltigkeit man indes noch keine authentischen Angaben hat.
Der Gebrauch der E. setzt sich aus drei wesentlichen Elementen zusammen: a) dem Bedarf für Münzen und Barren; b) dem Abfluß nach dem Orient; c) dem Gebrauch in den Industrien.
Was erstens den monetaren Gebrauch betrifft, so ergab eine approximative Nachweisung für das Vierteljahrhundert 1851–75, daß sich das Verhältnis der Ausmünzungen zur Produktion beiläufig folgendermaßen gestaltete:
Gold | Silber | |||
Kilogr. | Mill. Mk. | Kilogr. | Mill. Mk. | |
Ausmünzungen 1851 bis 1875 | 5785580 | 16142 | 42098340 | 7578 |
Produktion 1851–75 | 4756365 | 13270 | 31003535 | 5581 |
Die bedeutende Überschreitung der Produktion durch die Ausmünzungen erklärt sich zur Genüge durch die steten Umprägungen alter Münzen. In der neuern Zeit hat der Übergang der wichtigsten Wirtschaftsgebiete zur gesetzlichen oder faktischen Goldwährung das schon früher bestandene Verhältnis zwischen Edelmetallgewinnung und monetarischem Bedarf noch mehr zu ungunsten des Silbers und zu gunsten des Goldes verschoben, und es ergibt ein Vergleich, welcher auf den Schätzungen der [310] Münzvorräte (nicht der Ausmünzungen) beruht, folgendes summarisches Resultat:
Gold | Silber | |||
in 1000 Kilogr. | Wert Mill. Mk. |
in 1000 Kilogr. | Wert Mill. Mk. | |
Edelmetallproduktion im Zeitraum 1831–80 | 6357 | 17736 | 57270 | 10309 |
Monetarer Vorrat: | ||||
zu Anfang des J. 1831 | 800 | 2232 | 46000 | 8280 |
zu Ende des J. 1880 | 4720 | 13170 | 46700 | 8406 |
Monetare Vermehrung im Zeitraum 1831–80 | 3920 | 10938 | 700 | 126 |
Wie schon in dieser Periode, so hat speziell in den letzten drei Jahren der Bestand an Goldmünzen viel intensiver zugenommen als derjenige an Silbermünzen; Anfang 1884 lagen die Verhältnisse wie folgt:
Länder | Gold in Münzen und Barren |
Silber in Münzen und Barren |
Zusammen | |||
Ende 1880 | Anfang 1884 | Ende 1880 | Anfang 1884 | Ende 1880 | Anfang 1884 | |
Großbritannien und Irland | 2503 | 2465 | 389 | 398 | 2892 | 2863 |
Verein. Staaten | 1576 | 2600 | 640 | 1159 | 2216 | 3759 |
Frankreich | 3893 | 3520 | 2514 | 2880 | 6407 | 6400 |
Belgien | 181 | 288 | 269 | 240 | 450 | 528 |
Schweiz | 84 | 56 | 62 | 62 | 146 | 118 |
Italien | 167 | 584 | 188 | 232 | 355 | 816 |
Deutschland | 1450 | 1572 | 887 | 892 | 2337 | 2464 |
Skandinavische Länder | 83 | 139 | 47 | 43 | 130 | 182 |
Niederlande | 84 | 66 | 243 | 252 | 327 | 318 |
Übriges Europa | 1540 | 1200 | 1600 | 1700 | 3140 | 2900 |
Brit. Kolonien (ohne Indien) | 500 | 500 | 70 | 70 | 570 | 570 |
Sonstige Länder | 1109 | 1109 | 1491 | 1491 | 2600 | 2600 |
Zusammen: | 13170 | 14099 | 8400 | 9419 | 21570 | 23518 |
Aus diesem Vergleich ersieht man, daß sich in den letzten vier Jahren der Bestand an Goldmünzen gegenüber der abnehmenden Gewinnung dieses Edelmetalls relativ rascher vermehrt hat als der Silbermünzenvorrat im Verhältnis zur steigenden Gewinnung dieses letztern Metalls.
Nach den Erfahrungen, welche in England, der Schweiz, in Frankreich und Deutschland gesammelt wurden, ist die durchschnittliche jährliche Abnutzung der Goldmünzen auf 1/5 pro Mille und jene der Silbermünzen auf 1 pro Mille anzusetzen. Bei dem monetaren Vorrat von etwa 14 Milliarden Mk. oder 5 Mill. kg Gold und 9,5 Milliarden Mk. oder 52,8 Mill. kg Silber würde der Abgang durch die mit der Zirkulation verbundene Abnutzung der Münzen und kleine Verluste auf etwa 1000 kg Gold und 52,800 kg Silber jährlich zu schätzen sein. Die zivilisierte Menschheit konsumiert also alljährlich einen Wert von ungefähr 12 Mill. Mk., welche unwiederbringlich verloren, in feinster Staubgestalt in alle Winde zerstreut sind oder an tausend Händen und Zahltischen haften bleiben.
Der zweite Faktor des Bedarfs der E. liegt in dem Abfluß derselben nach dem Orient. Noch im 17. und 18. Jahrh. strömte Gold von den Ländern des Orients regelmäßig nach Europa; seit den 30er Jahren unsers Jahrhunderts wird umgekehrt regelmäßig ein Überschuß von Gold aus dem Westen nach dem Osten abgegeben. Das Silber jedoch ist stets zu einem regelmäßigen Mehrabfluß von den Ländern der abendländischen Kultur nach Ostasien bestimmt gewesen. Von 1550 bis 1830 schätzt man die gesamte nach dem Orient gesendete Menge auf 55,5 Mill. kg oder nahezu 10 Milliarden Mk. Silber. Von 1830 bis 1850 wurde dieser Abfluß relativ vermindert, trotzdem nahm sowohl die Ausfuhr von Gold als namentlich diejenige von Silber nach Britisch-Indien, Ceylon, Siam, China und Japan einen ganz wesentlichen Einfluß auf die Preise der E. und deren Wertrelation.
Der vorzüglichste Abfluß ist derjenige nach Ostindien, indem dort die Geldwirtschaft (reine Silberwährung) an Stelle des Naturalverkehrs zu treten begann, die Zirkulationsadern also teilweise bereits mit Metallgeld ausgefüllt werden mußten und voraussichtlich auch in den nächsten Jahrzehnten noch weiterer Bedarf von Edelmetallen für den Geldumlauf vorhanden sein wird. Überdies sind in Ostindien lange Zeit große Aufspeicherungen (Thesaurierungen, Vergraben) von Silber und Gold vorgenommen worden, und auch der Verbrauch zu Schmuck und Geräten ist nicht unbedeutend. In den Jahren 1800 bis 1883 sind überhaupt ca. 6,1 Milliarden Mk. in Silber (nahezu die Hälfte der gleichzeitigen Produktion) und 21/2 Milliarden Mk. Gold nach Ostindien allein verschifft worden. Außer Ostindien beziehen auch China und Japan und zwar sowohl über Europa als direkt von den pazifischen Häfen Amerikas und aus Australien Gold und Silber.
Nach den Zusammenstellungen in „Westwood Thompson’s Indian Circular“ betrug der registrierte Edelmetallexport aus England und den Häfen des Mittelmeers nach dem Orient:
Gold | Silber | |||||
1861–70 jährlich | 79,6 | Mill. | Mark, | 173,3 | Mill. | Mark |
1871–80 jährlich | 60,5 | „ | „ | 148,8 | „ | „ |
1881 | 50,7 | „ | „ | 90,7 | „ | „ |
1882 | 70,2 | „ | „ | 169,8 | „ | „ |
1883 | 38,7 | „ | „ | 144,5 | „ | „ |
1884 | 83,6 | „ | „ | 173,4 | „ | „ |
Diese Aufstellungen schließen die direkten Edelmetallsendungen aus San Francisco, Australien und auf dem Landweg über Kiachta nach China nicht ein.
Der dritte Faktor des Verbrauchs von Edelmetallen liegt in dem regelmäßigen Konsum in den Kunstgewerben und Industrien. Man ist durch sorgfältigere Untersuchung in neuerer Zeit zur Überzeugung gelangt, daß durch die Verwendung von Gold und Silber zu technischen und industriellen Zwecken, d. h. insbesondere zu Schmucksachen, Geräten, echten und unechten Bijouterien, Metallkompositionen in den verschiedenen Kunsthandwerken, in der Galvanoplastik, Photographie etc., ein viel größerer Teil der jährlichen Ausbeute stetig absorbiert wird, als bisher angenommen wurde. Soetbeer veranschlagt diesen Verbrauch, wie aus der folgenden Tabelle (S. 311) ersichtlich ist.
Diese Schätzungen sind eher zu niedrig als zu hoch gegriffen, wenigstens haben direkte Umfragen, welche der Münzdirektor H. Burchard in den Vereinigten Staaten 1883–84 einleitete, den industriellen Verbrauch dort sogar auf 20–22,000 kg Gold und 120,000 kg Silber, allerdings ohne Rücksicht auf die Wiederverwendung alten Materials, ergeben. Man macht sich daher gewiß keiner Übertreibung schuldig, wenn man den industriellen Nettoverbrauch von Gold auf jährlich 84,000 kg (234,3 Mill. Mk.) oder mehr als die Hälfte alles jetzt jährlich gewonnenen Goldes und den Verbrauch von Silber auf 450–500 Mill. kg (81–90 Mill. Mk.) oder etwa ein Fünftel der gleichzeitigen Produktion annimmt.
[311]
Länder | Gold | Silber | ||||
Bruttoverbrauch Kilogr. fein |
Abzug für verwendetes altes Material | Nettoverbrauch Kilogr. fein |
Bruttoverbrauch Kilogr. fein |
Abzug für verwendetes altes Material | Nettoverbrauch Kilogr. fein | |
Vereinigte Staaten von Amerika | 15000 | 10 Proz. | 13500 | 120000 | 15 Proz. | 102000 |
Großbritannien | 20000 | 15 „ | 17000 | 90000 | 20 „ | 72000 |
Frankreich | 21000 | 20 „ | 16900 | 100000 | 25 „ | 75000 |
Deutschland | 14700 | 20 „ | 11760 | 100000 | 25 „ | 75000 |
Schweiz | 15000 | 25 „ | 11250 | 32000 | 25 „ | 24000 |
Österreich-Ungarn | 2900 | 15 „ | 2465 | 40000 | 20 „ | 32000 |
Italien | 6000 | 25 „ | 4500 | 25000 | 25 „ | 19000 |
Rußland | 3000 | 20 „ | 2400 | 40000 | 20 „ | 32000 |
Zusammen: | 97600 | – | 79775 | 547000 | – | 431000 |
Alle übrigen Kulturländer | 5000 | 20 Proz. | 4000 | 53000 | – | 40000 |
Insgesamt: | 102600 | – | 83775¹ | 600000 | – | 471000² |
¹ D. h. 233,7 Mill. Mk. – ² D. h. 84,8 Mill. Mk.
|
Der Preis der E. hängt einerseits, wie der Preis andrer Marktwaren, von Angebot und Nachfrage innerhalb der durch Gestehungskosten und Gebrauchswert gezogenen Grenzen ab, anderseits wird er, wie viele Nationalökonomen annehmen, von jenem spezifischen Einfluß berührt, welchen die gesetzliche Funktion der E. als Währungsgeld auf deren Kaufkraft ausübt. Jedenfalls sind die primären, in Angebot und Nachfrage gelegenen Elemente des Preises auch bei den Edelmetallen die eigentlich relevanten Ursachen ihrer Schwankung. Es kann vorkommen, daß sowohl beide E. zugleich als auch eins von beiden solchen Schwankungen unterliegt. Werden beide E. oder wird dasjenige teurer, welches ausschließlich in einem bestimmten Verkehrsgebiet und zu gewisser Zeit als Geld funktioniert, so bemerken wir dies an einem allgemeinen Sinken der Güterpreise, wie es beispielsweise am Ende des 7. Jahrh., im 14. und 15. Jahrh. und 1820–48 in Europa der Fall war, denn in solchen Zeiten steigt die Kaufkraft der E. Werden die E. hingegen billiger, so zeigt sich deren Entwertung durch ein Steigen der Warenpreise („allgemeine Teurung“), wie es z. B. in Griechenland nach den Alexanderzügen, im Römerreich nach dem Einströmen der ägyptischen Kriegsbeute, im karolingischen Reich nach der Eroberung der Avarenschätze, in der Zeit von 1550 bis 1640 infolge der aus Peru und Mexiko nach Europa gelangenden Massen von Silber und endlich in unsrer Zeit, von 1849 angefangen, zu beobachten ist. Die Entwickelung der Weltwirtschaft hat jetzt eine im allgemeinen größere Ausgleichung zwischen den Preisen des Geldes und der Gütermenge herbeigeführt; aber um so intensiver treten die Veränderungen der gegenseitigen Preise von Gold und Silber untereinander, die Schwankungen der sogen. Wertrelation, auf. Für frühere Zeiten berechnet man sie nur annäherungsweise aus den in Gold und Silber ausgedrückten Güterpreisen oder aus dem Gewicht von Münzen der betreffenden Epoche; heute beziffert man sie genau nach den Notierungen des Gold- und Silberpreises auf den großen Edelmetallmärkten (besonders London, Hamburg und San Francisco) und zwar aus dem Preis der Unze Standardsilber (= 444 grains) gegenüber dem Sovereigngold (= 113 grains) in London, resp. nach den Münzgesetzen, internationalen Wechselkursen und der Parität der Metallpreise auf den übrigen großen Märkten. Die Wertrelation schwankte in älterer Zeit gewaltig und zwar nicht bloß zeitlich, sondern auch örtlich. So wird sie für das oströmische Reich im 4. Jahrh. n. Chr. auf 1 : 14,4, für das Merowingerreich im 4. und 5. Jahrh. mit 1 : 8,5 bis 1 : 9 berechnet; nach der Lex Salica war sie 1 : 10, und Soetbeer nimmt als Durchschnitt für das 5. Jahrh. 1 : 12 als allgemein, dagegen Schwankungen von 1 : 10 bis 1 : 14,4 als lokal vorkommend an. In den zwischenliegenden acht Jahrhunderten schwankt sie um 1 : 10 bis 1 : 11. Im 13.–15. Jahrh. finden wir Angaben von 1 : 10 bis 1 : 13,7, und die deutschen Münzgesetze des 16. Jahrh. nehmen 1 : 11 bis 1 : 113/7 als Grenzen an. Zu Anfang des 17. Jahrh. sinkt die Kaufkraft des Silbers, denn die Wertrelation geht auf 1 : 13,5 und bald auf 1 : 14,5 herab; für die ganze Periode vom Ende des 17. bis ins 19. Jahrh. sind Relationen zwischen 1 : 15 und 1 : 15,5 normal, denn es stand die Wertrelation der beiden Metalle in der Zeit von
1701–1750 | wie | 1 : 15,10 |
1751–1800 | „ | 1 : 14,84 |
1801–1850 | „ | 1 : 15,65 |
1851–60 | „ | 1 : 15,36 |
1861–70 | „ | 1 : 15,48 |
1871–75 | „ | 1 : 15,98 |
Mit dem Beginn der 70er Jahre tritt die schon aus dem Durchschnitt ersichtliche Verschiebung der Wertrelation zu ungunsten des Silbers ein, welche sich in den einzelnen Jahren wie folgt gestaltet:
Jahre | Pence und 1/16 pro Unze St.¹ | Wertrelation |
1871 | 60.9 | 15,57 |
1872 | 60.4 | 15,65 |
1873 | 59.4 | 15,92 |
1874 | 58.5 | 16,17 |
1875 | 56.7 | 16,58 |
1876 | 52.9 | 17,88 |
1877 | 54.9 | 17,22 |
1878 | 52.10 | 17,92 |
1879 | 51.4 | 18,40 |
1880 | 52.4 | 18,05 |
1881 | 51.11 | 18,24 |
1882 | 51.10 | 18,27 |
1883 | 50.9 | 18,65 |
1884 | 50.10 | 18,60 |
1. Sem. 1885 |
49.4 | 19,15 |
¹ Durchschnittlicher Silberpreis in London. |
Während in frühern Jahren der Preis von 6013/16 Pence pro Unze als derjenige, welcher der gesetzlichen Wertrelation des französischen Münz- und Währungssystems (1 kg Gold 9/10 f. oder 3100 Frank = 151/2 kg Silber 9/10 f. oder 200 Fr.) entspricht, normal war, zeigt derjenige der Jahre 1879–84 einen Rückgang um 16 Proz., derjenige von 1885 sogar um 19 Proz. Die Erklärung dieser in keinem frühern Zeitalter vorgekommenen Entwertung des Silbers oder des Steigens des Goldpreises liegt in den oben mitgeteilten thatsächlichen Veränderungen und zwar insbesondere a) der namhaften Zunahme der Silbergewinnung, b) gleichzeitiger Abnahme des Ertrags der Goldfelder, c) der bedeutenden Verminderung der Abflüsse von Silber nach dem Orient, besonders infolge [312] des Ersatzes der Barzahlungen durch Regierungswechsel (India council bills) und relative Zunahme der Goldabflüsse, d) der progressiv zunehmenden Konsumtion des Goldes in den Kunstgewerben bei relativem Rückgang des Silberverbrauchs in der industriellen Technik, endlich e) hauptsächlich der großen Veränderung im Geld- und Währungswesen der westlichen Länder (vgl. Währung), welche den Bedarf von Gold zu monetaren Zwecken rasch und intensiv gesteigert und die Zahlungskraft der Silbermünzen vermindert sowie den Silberbedarf der Münzstätten relativ beschränkt hat.
Vgl. A. Soetbeer, Edelmetallproduktion seit der Entdeckung Amerikas bis zur Gegenwart (Gotha 1879); Derselbe, Zur Statistik der E. 1876–80 („Jahrbuch für Nationalökonomie und Statistik“, Jena 1881, und zahlreiche Abhandlungen in gelehrten Zeitschriften); Burchard, Annual Reports of the director of the mint, besonders 1880–84 (Washingt.); A. del Mar, A history of the precious metals (Lond. 1880); Haupt, Arbitrages et parités (6. Aufl., Par. 1883); Derselbe, Währungspolitik und Münzstatistik (Berl. 1884); die Berichte der internationalen Münzkonferenzen und Enquetekommissionen, besonders des sogen. „Silver-Committee“ (Lond. 1876) und der United States Monetary-Commission (Washingt. 1877); die „Documents accompanying the report of the Monetary-Commission“ (das. 1879); „Report of the International Monetary-Commission held in Paris 1878“ (das. 1879); den schweizerischen Bericht von Feer-Herzog etc.
[204] Edelmetalle. Nach einer Zusammenstellung des Münzdirektors der Vereinigten Staaten beziffert sich die Goldproduktion der Welt auf Grund der aus den verschiedenen Ländern erhaltenen amtlichen Ausweise und mittels ergänzender Schätzungen wie folgt:
Jahr | Kilogramm | Wert in Dollars |
1885 | 163162 | 108435600 |
1886 | 159741 | 106163877 |
1887 | 159155 | 105774955 |
1888 | 165880 | 110243950 |
1889 | 182308 | 121162009 |
Hiernach zeigte das jüngste Jahr eine beachtenswerte Zunahme der Goldproduktion, die in dem letzten Dezennium eine steigende Tendenz gehabt hat. Besonders beteiligt an dieser Produktionszunahme waren Australien und Afrika. Namentlich Afrika zeigt in der neuesten Zeit eine verhältnismäßig sehr bedeutende Zunahme der Goldproduktion. Diese betrug 1885: 2083 kg, 1888: 6771 u. 1889: 12,155 kg; Australiens Produktion stieg zwischen 1886 und 1889 von 40,000 auf 49,800 kg, so daß es jetzt die erste Stelle unter den Goldländern der Welt einnimmt. Afrika scheint berufen, in die bei der Goldbeschaffung für den Weltbedarf bestehende Lücke einzutreten. In den letzten nachgewiesenen Jahren war die Goldproduktion der Hauptgebiete (in Kilogrammen):
1887 | 1888 | 1889 | |||
Vereinigte Staaten | 49654 | 49917 | 49353 | ||
Australasien | 41119 | 42974 | 49784 | ||
Rußland | 30232 | 32052 | 34867 | ||
China | 14294 | 13542 | 13542 | ||
Afrika | 2888 | 6771 | 12155 | ||
Andre Länder | 20968 | 20624 | 22607 | ||
Zusammen: | 159155 | 165880 | 182308 |
Die Silberproduktion ist wie folgt nachgewiesen:
Jahr | Kilogramm | Wert in Dollars |
1885 | 2849995 | 118702292 |
1886 | 2902471 | 120887917 |
1887 | 2990398 | 124280978 |
1888 | 3386969 | 140758873 |
1889 | 3880839 | 161287927 |
Hierbei ist aber zu bemerken, daß der Handelswert des Silbers beträchtlich unter dem Münzwert steht. So betrug 1889 der Handelswert der oben angegebenen 161,287,927 Doll. nur 110,674,000 Doll.
Die Silberproduktion hat demnach in den nachgewiesenen 5 Jahren bei stetig sinkendem Silberpreis verhältnismäßig noch viel bedeutender zugenommen als die Goldproduktion. Geht man zeitlich noch weiter zurück, so tritt das verschiedene Verhalten von Gold und Silber in Bezug auf Produktionszunahme noch deutlicher hervor. Die Goldproduktion der Welt von 1873 ist zu 962 Mill. Doll. angegeben, die Mehrförderung von 1889 beträgt also nur ein Viertel der damaligen Produktion; bei Silber dagegen betrug die Produktion 1873: 633 Mill. Unzen (fein) und 1889: 1248 Mill. Unzen, also nahezu das Doppelte. Durch diese kolossale Mehrgewinnung entstanden dem Silber naturgemäß gewaltige Schwierigkeiten in seiner Eigenschaft als Münzmetall. Erklärlich werden die Strömungen der amerikanischen Silberpolitik, wenn man sieht, daß von der Gesamtproduktion des Jahres 1889 im Betrag von 3,880,839 kg auf die Vereinigten Staaten 1,555,486, auf Mexiko 1,335,828 kg, also bei weitem der größte Teil entfällt. In den letzten nachgewiesenen Jahren betrug die Silbergewinnung der Hauptgebiete (in kg):
1887 | 1888 | 1889 | |||
Vereinigte Staaten | 1283855 | 1424326 | 1555486 | ||
Mexiko | 904000 | 995500 | 1335828 | ||
Bolivia | 147468 | 230460 | 230460 | ||
Chile | 199516 | 185851 | 185851 | ||
Australasien | 6422 | 120308 | 144369 | ||
Andre Länder | 449137 | 430424 | 428845 | ||
Zusammen: | 2990398 | 3386869 | 3880839 |
In dem letzten nachgewiesenen Jahr war die Edelmetallproduktion der Welt folgende:
Gold | Silber | ||||||
Kilogr. | Dollars | Kilogr. | Dollars | ||||
Vereinigte Staaten | 49353 | 32800000 | 1555486 | 64646000 | |||
Australasien | 49784 | 33086700 | 144369 | 6000000 | |||
Mexiko | 1362 | 905000 | 1335828 | 55517000 | |||
Europäische Länder: | |||||||
Rußland | 34867 | 23173000 | 14389 | 598000 | |||
Deutschland | 1958 | 1301286 | 32040 | 1131576 | |||
Österreich-Ungarn | 2198 | 1461000 | 52651 | 2188000 | |||
Schweden | 74 | 48900 | 4267 | 177400 | |||
Norwegen | 5147 | 214000 | |||||
Italien | 148 | 98000 | 35 | 1454 | |||
Spanien | 51502 | 2140400 | |||||
Türkei | 10 | 7000 | 1323 | 55000 | |||
Frankreich | 49396 | 2053000 | |||||
Großbritannien | 97 | 64370 | 8734 | 363000 | |||
Dominion of Canada | 1919 | 1275045 | 9264 | 385000 | |||
Südamerikanische Länder: | |||||||
Argentinien | 47 | 31000 | 10226 | 425000 | |||
Columbia | 4514 | 3000000 | 24061 | 1000000 | |||
Bolivia | 90 | 59800 | 230460 | 9578000 | |||
Chile | 2953 | 1962430 | 185851 | 7723957 | |||
Brasilien | 670 | 445300 | – | – | |||
Venezuela | 2130 | 1415598 | – | – | |||
Britisch-Guayana | 687 | 456580 | – | – | |||
Holländ.-Guayana | 487 | 324000 | – | – | |||
Peru | 158 | 105000 | 75263 | 3128000 | |||
Zentralamerika | 226 | 150000 | 48123 | 2000000 | |||
Japan | 606 | 403000 | 42424 | 1763140 | |||
Afrika | 12155 | 8078000 | – | – | |||
China | 13542 | 9000000 | – | – | |||
Britisch-Indien | 2273 | 1511000 | – | – | |||
Die Welt: | 182308 | 121162009 | 3880839 | 161287927 |