MKL1888:Elektrische Post

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Elektrische Post“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Elektrische Post“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 18 (Supplement, 1891), Seite 231
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Elektrische Post. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 18, Seite 231. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Elektrische_Post (Version vom 19.04.2021)

[231] Elektrische Post. Schon seit Anfang der 60er Jahre sind Bestrebungen gemacht worden, Briefe und kleine Pakete auf elektrischem Wege zu befördern. Bei allen hierher gehörigen Versuchen (von H. Cook, G. Bonelli, H. Militzer, M. Deprez, Werner Siemens u. a.) handelt es sich um eine Art kleiner elektrischer Eisenbahn, die z. B. längs des Dammes einer Dampfeisenbahn entlang geführt werden soll. Bei dem letzten dieser Versuche von Dolbear (1889) werden die Briefe und Pakete von einem stählernen Kasten aufgenommen, der mittels vorn und hinten angebrachter Räder auf einer Schiene läuft. Gegen Umkippen ist er dadurch gesichert, daß er mittels kleinerer Räder an einer zweiten, über ihm angebrachten Schiene geführt ist. Die Bahnstrecke ist in Entfernungen von etwa der halben Kastenlänge mit Drahtspulen besetzt, durch welche der Wagen hindurchläuft. Die Fortbewegung des Kastens erfolgt dadurch, daß jedesmal nur eine der Spulen, und zwar immer diejenige, in welche der Kasten gerade hineinfahren will, in die elektrische Leitung eingeschaltet wird, so daß die Spule den Kasten bis nahe zur Hälfte seiner Länge in sich kräftig hineinzieht, worauf die Spule ausgeschaltet und die nächstfolgende, welche der Kasten mit seinem vordern Ende eben erreicht hat, eingeschaltet wird. Die Schließung und Unterbrechung des Stromes wird in jeder einzelnen Spule selbstthätig dadurch bewirkt, daß ein in der Spule angebrachter Magnet von dem Wagen, der selbst ebenfalls magnetisiert ist, in solcher Weise beeinflußt wird, daß er einen Kontakt herstellt, bez. wieder auslöst. Um den Kasten an der Endstation zum Stillstand zu bringen, richtet man an der letzten Spule den Ausschalter so ein, daß der Strom in der Spule noch wirksam bleibt, wenn der Kasten bis zur Mitte seiner Länge hineingefahren ist. Die Spule wirkt dann verzögernd auf den Kasten und bringt ihn in kurzer Zeit zum Stillstand. Der Stromverbrauch bei dieser elektrischen Post soll gering sein, da zur Fortbewegung des Kastens, wenn er erst einmal die erforderliche Geschwindigkeit erlangt hat, ein sehr schwacher Strom genügt.