MKL1888:Eucalyptus

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Eucalyptus“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 5 (1886), Seite 897898
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Eucalyptus. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 5, Seite 897–898. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Eucalyptus (Version vom 12.06.2023)

[897] Eucalyptus Hérit. (Schönmütze), Gattung aus der Familie der Myrtaceen, hohe, meist harzreiche und schöne Bäume in Australien mit ganzen, an jungen Pflanzen oft gegen-, später meist wechselständigen, etwas lederartigen, in der Regel blaugrünen, bleibenden Blättern, kurzgestielten Blüten mit federbuschartigen Staubfäden in Dolden oder kopfigen Blütenständen, zu einer federigen oder krautigen Mütze verwachsenen und gemeinsam abfallenden Blumenblättern und vielsamigen Kapseln. Die Rinde ist teils weich, teils hart und fest, bei manchen Arten auch faserig und löst sich zuweilen vom ganzen Stamm oder nur vom obern Teil desselben in Fetzen ab. Die etwa 100 E.-Arten gehören zu den stattlichsten Waldbäumen Australiens und Tasmanias und erreichen zum Teil kolossale Größe. Einige Arten gehören den hinterasiatischen Inseln an. E. amygdalina Labill. (Pfefferminzbaum, s. Tafel „Arzneipflanzen III“) wird 140 m hoch und so dick, daß sich in einem hohlen Stamm drei Reiter bequem nebeneinander bewegen konnten. E. globulus Labill. (blauer Gummibaum), in Australien und Tasmania, erreicht eine Höhe von 110 m und einen Stammumfang von 30 m, er besitzt bläulichgrüne, lanzettförmige Blätter und ist ungemein schnellwüchsig. Wegen der Schnellwüchsigkeit und der aromatischen Ausdünstungen seiner Blätter hat man angefangen, den Baum in sumpfigen Gegenden anzupflanzen, um eine Luftverbesserung herbeizuführen. Man findet ihn jetzt für diesen Zweck angepflanzt in Frankreich, Spanien, Portugal, Griechenland, Italien, Palästina, in dem Hochland Indiens, in Nord- und Südamerika, in Südafrika, auf Cuba, St. Helena, in Ägypten, Corsica, Algerien. Er soll auch in Südengland ausdauern und bis Görz gedeihen. Überall hat sich bestätigt, daß er vermöge seines außerordentlichen Verdunstungsvermögens das Klima verbessert und Sumpffieber beseitigt. Die Blätter sind ungemein reich an ätherischem Öl (1,2 Lit. aus 36 kg), welches daraus leicht gewonnen werden kann. Das Holz ist sehr fest und hart und eignet sich unter anderm vorzüglich zu Schiffbauholz, Eisenbahnschwellen, Wasserbauten etc. Aus der Rinde wird Papier bereitet, auch werden Rinde und Blätter gegen Fieber benutzt, ebenso das ätherische Öl, welches stark desinfizierend wirkt und sich zur Behandlung von Wunden eignet. Es ist ferner empfohlen worden gegen Krankheiten der Atmungsorgane u. Geschlechtskrankheiten, und in Italien hat man einen mit demselben bereiteten Eukalyptuslikör als Präservativ gegen Wechselfieber benutzt. In der Technik dient es zur Firnisfabrikation. Das Öl ist farblos, riecht stark und angenehm aromatisch, rosenartig, brennt auf der Zunge und hinterläßt einen sehr bittern Nachgeschmack. Es hat das spez. Gew. 0,900–0,925, siedet bei 170–175°, löst sich leicht in Alkohol[WS 1], Äther, fetten und ätherischen Ölen und besteht im wesentlichen aus Cymol und einem bei 172–175° siedenden Kohlenwasserstoff (Eukalypten), [898] enthält aber noch geringe Mengen eines leichter siedenden Kohlenwasserstoffs und eines sauerstoffhaltigen Körpers, der zum Cymol in naher Beziehung steht. Durch Destillation über Kali erhält man daraus Eukalyptol C12H20O, welches bei 175° siedet. Ein andres Eukalyptusöl, welches als Oleum Eucalypti australe in den Handel kommt, riecht terpentinartig, spez. Gew. 0,860–8,870, schwer löslich in Alkohol, ist nur zu technischen Zwecken verwendbar. E. gigantea Hook fil., auf Australien und Neuseeland, wird an 65 m hoch, liefert das gesuchte neuholländische Mahagoniholz und in der schwammig-faserigen Rinde ein gutes Material zur Papierfabrikation. E. resinifera Sm., auf Neuseeland, liefert das rote, E. piperita Sm. das blaue Gummiholz, während mehrere andre Arten zu Bauholz und zum Schiffbau Verwendung finden. Ein eigentümliches Erzeugnis bildet die australische Manna, eine zuckerartige Ausschwitzung, die sich von Dezember bis März auf den Blättern von E. viminalis A. Cunningh. bildet, nach dem Trocknen von den Eingebornen gesammelt und als Leckerei verzehrt wird. Eine andre Manna ist der sogen. Lerp, eine krustenartige Masse von gelblicher Farbe, bestehend aus linsengroßen, schüsselförmigen Körperchen, die sich im Wasser zum Teil lösen und einen Rückstand von durchsichtigen, klebrigen Fäden hinterlassen. Diese Masse soll durch eine Heuschreckenart, Tettigoia australis, nach andern durch eine Psylla-Art erzeugt werden und zwar auf den Blättern von E. dumosa A. Cunningh., E. mannifera Mudie und E. resinifera Smith, in Australien und auf Tasmania. Von mehreren Arten dient die Rinde als Gerbmaterial. Fast alle E.-Arten sind reich an einem roten Saft, welcher eingetrocknet das australische Kino des Handels liefert. Dies Kino findet sich beim Fällen der gigantischen Stämme in Hohlräumen des Holzes und stimmt mehr oder weniger mit dem Malabarkino überein. Vgl. Bentley, On the characters, properties and uses of E. globulus (Lond. 1854)[WS 2]; Hamm, Der Fieberheilbaum (2. Aufl., Wien 1878)[WS 3]; Raveret-Watel, L’E., son introduction, sa culture, etc. (2. Aufl., Par. 1876)[WS 4]; Müller, Eucalyptographia (Melbourne 1879)[WS 5]; Schulz, Das Eukalyptusöl (Bonn 1881)[WS 6].

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Akohol
  2. [Robert] Bentley: On the Characters, Properties, and Uses of Eucalyptus globulus and Other Species of Eucalyptus. London 1874 Google
  3. Wilhelm v. Hamm: Der Fieberheilbaum oder Blaugummi-Baum (Eucalyptus globulus). 2. Auflage. Wien 1878 Google
  4. C. Raveret-Wattel: L’Eucalyptus. 2e édition. Paris [1875] Biodiversity Heritage Library
  5. Ferd. von Mueller: Eucalyptographia. A Descriptive Atlas of the Eucalypts of Australia and the Adjoining Islands. Melbourne 1879 Google
  6. Hugo Schulz: Das Eucalyptusöl, pharmakologisch und klinisch dargestellt. Bonn 1881 Google