MKL1888:Filariaden

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Filariaden“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 6 (1887), Seite 259
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Filariaden. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 6, Seite 259. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Filariaden (Version vom 18.09.2022)

[259] Filariaden (Filariadae), Familie der Nematoden oder Fadenwürmer, leben als Eingeweidewürmer in allen Gruppen der Wirbeltiere. Am bekanntesten ist der Medina- oder Guineawurm (Filaria medinensis Gm.) des Menschen, doch kennt man bisher nur das Weibchen von etwa 1,5 m Länge und 2 mm Dicke, das im Bindegewebe zwischen den Muskeln oder unter der Haut lebt. Hier erzeugt der Wurm sehr bösartige Geschwüre; reißt man ihn beim Herausziehen ab, so soll er heftige Entzündungen veranlassen. Er wird darum langsam über ein Röllchen gewickelt und so herausgehaspelt. Er findet sich nur in den Tropengegenden der Alten Welt, sucht aber Weiße und Farbige heim. Die Jungen werden mit dem Inhalt des Geschwürs entleert und gelangen in kleine Wasserkrebse (Cyklopiden); was später aus ihnen wird, ist noch nicht ermittelt. Ebenfalls in den heißen Gegenden zeigt sich Filaria Bancrofti Cobb., von der ein Jugendstadium (die F. sanguinis hominis) massenhaft das menschliche Blut, das geschlechtsreife Tier aber den Hodensack bewohnt. Aus dem Blut sollen die Jungen durch die Kapillargefäße der Nieren in die Harnröhrchen geraten und mit dem Urin, welcher alsdann blutig ist (Hämaturie), nach außen entleert werden, um später auf unbekannte Art wieder im Menschen aufzutauchen. Ähnlich verhält es sich mit F. immitis, die im Herzen der ostasiatischen Hunde ihren Sitz hat. Vgl. Leuckart, Allgemeine Naturgeschichte der Parasiten (Leipz. 1879).


Jahres-Supplement 1890–1891
Band 18 (1891), Seite 284
korrigiert
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[284] Filariaden. Der Guineawurm (Filaria medinensis) ist in den Tropenländern der Alten Welt ein bekannter Parasit des Menschen. Besonders häufig ist er an der Goldküste, 1820 wurde er durch Nubier, welche Mehemmed Ali in die ägyptische Armee einreihte, nach Ägypten verschleppt, er ist aber noch heute bei den Eingebornen Unterägyptens nicht allgemein eingebürgert. Dagegen findet sich der Wurm sehr häufig in fleischfressenden Tieren dieser Gegend schmarotzend, besonders bei Hund und Schakal. Während aber beim Menschen sich meist nur Ein Parasit findet, waren bei den Tieren häufiger mehrere, bis fünf, Würmer gleichzeitig vorhanden; dafür scheint das Aufbrechen der Geschwüre nicht mit so schmerzhaften Komplikationen verbunden zu sein wie beim Menschen. In Guinea findet man den Wurm als häufigen Parasiten der Rinder, in Indien beim Pferd.