MKL1888:G
[815] G (ge), g, lat. G, g, der weiche oder tönende gutturale Verschlußlaut. Er entsteht nach der gewöhnlichsten Aussprache dadurch, daß der Atem die Stimmbänder in schwingende Bewegung versetzt, aber durch einen von dem hintern oder mittlern Teil der Zunge mit dem weichen oder harten Gaumen gebildeten Verschluß aufgehalten wird, aus dem er dann plötzlich hervorströmt. Unser gewöhnliches g (z. B. in Gans) wird an der Grenze zwischen hartem und weichem Gaumen gebildet. In vielen deutschen Mundarten und in den meisten andern Sprachen ist das g vor i und e palatal, d. h. es wird weiter vorn am harten Gaumen gebildet; manche Sprachen haben auch ein tiefes gutturales g, das ganz hinten am Gaumensegel gebildet wird. Neben dem tönenden g gibt es auch ein tonloses, das sich nur durch die geringere Intensität der Aussprache von dem k unterscheidet; es herrscht z. B. in ganz Süddeutschland, Mitteldeutschland und am Rhein, und hieraus erklärt sich die häufige Verwechselung von g und k in diesen Teilen Deutschlands. Im Auslaut wird das deutsche g in den meisten Gegenden Deutschlands wie k oder wie ch gesprochen, z. B. Berch, Tak (ebenso schon mittelhochdeutsch allgemein tac); das auf n folgende g im Auslaut wird von vielen, wenn nicht den meisten Norddeutschen ebenfalls wie k gesprochen, z. B. junk, Dink. In ganz Süd- und Mitteldeutschland findet sich dagegen die auch in der Bühnensprache und in dem stammverwandten Englischen herrschende Aussprache, wonach diese Wörter einfach mit dem gutturalen Nasal schließen. Im Inlaut zwischen Vokalen, teilweise auch im Anlaut, ist in Norddeutschland die Aussprache des g wie j verbreitet, z. B. liejen, Jott; in Süddeutschland wird im In- und Anlaut das g oft wie ch gesprochen, z. B. chewesen, sâchen (für sagen). Ähnliche Erweichungen des g finden sich vor i und e auch im Italienischen, Französischen und Spanischen; auch das englische g wird in ursprünglich französischen oder lateinischen Wörtern vor e, i, y wie dsch ausgesprochen. Gu lautet im Französischen und Spanischen wie reines g, im Italienischen wie gu. Das ungarische gy, z. B. in Magyaren, klingt wie dj. Geschichtlich betrachtet, geht das deutsche g auf gh zurück; s. Lautverschiebung. – Der Buchstabe g heißt im Semitischen Ghimel („Kamel“), seiner Form wegen; hiervon kommt der griechische Name Gamma her. Von dem griechischen Zeichen stammt das römische C ab; aus letzterm bildeten dann die Römer durch Anfügung eines Querstrichs ihr G, von dem das deutsche G abstammt.
G in römischen Inschriften bedeutet Gajus, Gens etc.; in der Numismatik des Mittelalters s. v. w. Senarius; jetzt auf deutschen Reichsmünzen: Karlsruhe, auf ältern französischen Münzen: Poitiers, auf österreichischen: Nagy-Banya in Oberungarn, auf schweizerischen: Genf. Auf Kurszetteln steht G für „Geld“, d. h. gesucht oder bezahlt (vgl. Geld und Brief); in der Goldschmiedekunst bedeutet es garni (s. d.).
- g, offizielle Abkürzung für Gramm.
- G. B. & I., in England = Great Britain and Ireland.
- G. C. B., in England = Grand Cross of the Bath, (Ritter vom) Grosskreuz des Bathordens.
- G. C. M. G. = Grand Cross of St. Michael and St. George, Großkreuz des St. Michael- und St. Georgsordens.
- G. C. S. I. = Grand Cross of the Star of India, Großkreuz des Sterns von Indien.
- G. P. O. = General Post Office, Generalpostamt.
G, in der Musik Buchstabenname eines der sieben Stammtöne des Tonsystems, nach neuerer Oktaventeilung (von C aus) des fünften, nach älterer (von A aus) [816] des siebenten. G ist einer von den Buchstaben, welche zur Orientierung für die Tonhöhebedeutung vor die Linien als Schlüssel (Claves signatae) gezeichnet werden (Violinschlüssel). Das Schlüssel-G ist das eingestrichene, eine Quinte über dem Schlüssel-C gelegene. Der G-Schlüssel war ursprünglich (im 13. Jahrh.) ein wirkliches g oder G und hat seine heutige Gestalt allmählich angenommen; bei den Franzosen, Italienern etc. heißt der Ton G „sol“ (vgl. Solmisation). – Als Abkürzung ist g. = gauche (linke Hand).