MKL1888:Galicien

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Galicien“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 6 (1887), Seite 839
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Galicien. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 6, Seite 839. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Galicien (Version vom 09.03.2024)

[839] Galicien (span. Galicia), ehemaliges span. Königreich, umfaßt die nordwestliche Ecke der Halbinsel, grenzt westlich, nordwestlich und nördlich an den Atlantischen Ozean, östlich an Asturien und Leon, südlich an Portugal und zerfällt gegenwärtig in die Provinzen Coruña, Lugo, Orense und Pontevedra (s. diese Artikel). Der Gesamtflächeninhalt beträgt 29,379 qkm (533,6 QM.) mit (1883) 1,881,008 Einw. Die Bevölkerung ist im allgemeinen nicht wohlhabend, am wenigsten der Bauernstand, weil der größte Teil des Grund und Bodens im Besitz einzelner Adligen ist. Erst in neuerer Zeit hat sich infolge des Verkaufs der Kloster- und Kirchengüter die Zahl der ansässigen Bauern einigermaßen vermehrt. Im übrigen geht hier die Parzellierung der Grundstücke ins Unendliche. Da bei der dichten Bevölkerung die Erwerbsquellen des Landes für diese nicht ausreichen, so wandern alljährlich Tausende von Galiciern nach Mittelspanien, den großen Städten des Südens und nach Portugal (besonders nach Lissabon), wo sie als Erntearbeiter, Lastträger (mozos de cordel), Wasserträger (aguadores), Hausknechte, Portiers etc. ihr Brot verdienen. Im allgemeinen sind die Galicier (Gallegos) stark und kräftig gebaut, sehr arbeitsam, mäßig, gutmütig und ehrlich. Sie sind überall beliebt, aber auch häufig wegen ihres plumpen Wesens, ihres Dialekts, ihres Heimwehs und ihrer beschränkten Fassungskraft ein Gegenstand des Spottes. Auch die Frauen, weniger schön als im übrigen Spanien, sind fleißig und kräftig und werden als Ammen sehr gesucht. Männer wie Frauen sind strenggläubig, wenn auch nicht bigott, dabei aber habsüchtig und zu Rach- und Eifersucht geneigt. Das galicische Volk ist durch die Vermischung der Ureinwohner (Galläker, s. d.) mit den Römern, Sueven, Goten, Mauren und Kastilianern, welche sich nacheinander des Landes bemächtigten, entstanden und hat mehr Verwandtschaft mit den Portugiesen als mit den Spaniern, redet auch einen Dialekt, der mehr wie ein verdorbenes Portugiesisch klingt. Die Hauptstadt ist Santiago de Compostela. – Ein besonderes Königreich war G. unter der Herrschaft der Sueven (bis 585), dann von 1060 bis 1071, worauf es wieder an die Krone von Leon und Kastilien kam, der es bereits seit der sehr früh erfolgten Vertreibung der Mauren angehört hatte. Vgl. Spanien.