Zum Inhalt springen

MKL1888:Gavarni

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Gavarni“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Gavarni“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 6 (1887), Seite 959
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: [[{{{Wikisource}}}]]
Wikipedia-Logo
Wikipedia: Paul Gavarni
Wiktionary-Logo
Wiktionary:
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Gavarni. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 6, Seite 959. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Gavarni (Version vom 13.02.2024)

[959] Gavarni, Paul (eigentlich Sulpice Guillaume Chevalier), franz. Zeichner, geb. 1801 zu Paris, war zuerst Mechaniker, dann Kostümzeichner und gab im Journal „Les gens du Monde“, später im „Charivari“ eine Reihenfolge von Zeichnungen, hauptsächlich Lithographien in kleinerm Format, von großer Originalität und Frische des Geistes, welche die modernen Pariser Gesellschaftszustände in sittenbildlicher, bisweilen satirischer Auffassung schildern. Andre Darstellungen Gavarnis aus dem Kreis der vornehmern Stände bringen eigentümliche novellistische und komödienartige Szenen mit ergötzlichem Pathos und heiterer Laune zur Anschauung. Die Unterschriften, die in einigen Worten die dargestellte Situation erläutern, verraten eine ausgezeichnete Kenntnis des menschlichen Herzens. Dabei war G. kein Moralprediger; er gab die Welt wieder, wie sie war. Frei von bitterm, sarkastischem Scherz, geißelte er mehr tändelnd und neckend die Gebrechen und Thorheiten des Lebens. Obschon seine Zeichnungen den Eindruck machen, als wären sie nur leicht hingeworfen, sind doch alle Details getreu dem Leben nachgebildet. Ein anhaltendes Naturstudium ermöglichte G., immer Neues zu produzieren. Im J. 1849 machte er eine Reise nach England, wo er das Elend des Londoner Proletariats in vielen Zeichnungen darstellte. Er verlor darüber seine Heiterkeit und konnte sie auch in Frankreich nicht mehr wiederfinden. Die Darstellungen, die er nun von Zeit zu Zeit in der „Illustration“ und einigen andern Journalen veröffentlichte, erfreuten sich nicht mehr der alten Popularität. G. starb in Auteuil bei Paris 23. Nov. 1866. Seine sämtlichen Zeichnungen dürften über 30 Folianten füllen. Eine Auswahl davon in Holzschnitten, mit Text von Jules Janin, Gautier, Balzac, Altaroche u. a., erschien unter dem Titel: „Œuvres choisies de Gavarni“ (Par. 1845–48, 4 Bde.). Eine andre Sammlung führte den Titel: „Perles et parures par G.“ (Par. 1850, 2 Bde.). G. hat viele Prachtwerke illustriert, unter andern Eugen Sues „Juif errant“. Vgl. Duplessis, G., étude (Par. 1876); Goncourt, G. (das. 1879).


Ergänzungen und Nachträge
Band 17 (1890), Seite 363
korrigiert
Indexseite

[363] Gavarni, Paul, franz. Zeichner. Seine Biographie schrieb Forgues (Par. 1888).