MKL1888:Geoffroy

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Geoffroy“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Geoffroy“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 7 (1887), Seite 125
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: [[{{{Wikisource}}}]]
Wiktionary-Logo
Wiktionary:
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Geoffroy. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 7, Seite 125. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Geoffroy (Version vom 14.03.2022)

[125] Geoffroy (spr. schoffrŏa), 1) Julien Louis, dramat. Kritiker, mit dem Beinamen „le Terrible“, geb. 1743 zu Rennes, dichtete die unaufgeführte Tragödie „La mort de Caton“, gewann dreimal den von der Universität ausgesetzten Preis in der Beredsamkeit, ward 1776 als Professor der Rhetorik am Collège Mazarin angestellt und leitete bis 1792 die Redaktion der „Année littéraire“ und des „Journal de Monsieur“. Beim Ausbruch der Revolution gab er mit dem Abbé Royou den antirevolutionären „Ami du roi“ heraus, der jedoch bald unterdrückt wurde, während G. selbst flüchten mußte. Nach dem 18. Brumaire nach Paris zurückgekehrt, übernahm er hier 1800 die Redaktion des Feuilletons im „Journal de l’Empire“ (dem spätern „Journal des Débats“), benutzte aber sein Talent und seine Stellung als Kritiker auf die nichtswürdigste Weise, so daß die achtbarsten Schriftsteller, Dichter und Schauspieler sich durch einen regelmäßigen Tribut gegen seine Angriffe zu sichern suchten. Er starb 26. Jan. 1814. Es fehlte ihm nicht an Geist und Witz, und wenn sein Stil oft grob und schwülstig ist, so sind seine Gedanken meist gesund und treffend. Sein „Commentaire sur le théâtre de Racine“ (Par. 1808, 7 Bde.) ist ohne Wert. Eine Sammlung seiner für das „Journal des Débats“ geschriebenen kritischen Aufsätze erschien unter dem Titel: „Cours de littérature dramatique“ (Par. 1819–20, 6 Bde.), ein Auszug daraus als „Manuel dramatique“ (1822).

2) Jean Marie Michel, franz. Schauspieler, geb. 1820 zu Paris, war erst Goldarbeiter, machte dann seine schauspielerische Lehrzeit bei einer Wandertruppe in den Umgebungen von Paris durch und trat 1838 im Théâtre du Gymnase auf. Später ging er nach Nancy, wandte sich von hier wieder an das Gaîtétheater zu Paris, bemühte sich aber vergeblich um ein Engagement und wurde endlich nach Italien verschlagen. 1840 erschien er mit Erfolg in fast sämtlichen Rollen Bouffés auf dem Theater zu Rouen und wurde 1844 am Gymnasetheater engagiert, zu dessen Hauptstützen er gehörte. Von den vielen Stücken, die ihm Erfolge brachten, nennen wir nur die auch in Deutschland bekannten: „Mercadet“ und „Die eine weint, die andre lacht“. Seit 1863 gehörte er dem Theater des Palais Royal an; er starb 6. Sept. 1883 in Paris.