MKL1888:Geoffroy Saint-Hilaire

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Geoffroy Saint-Hilaire“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 7 (1887), Seite 125
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Geoffroy Saint-Hilaire. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 7, Seite 125. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Geoffroy_Saint-Hilaire (Version vom 02.02.2023)

[125] Geoffroy Saint-Hilaire (spr. schoffrŏa ssängt-ilähr), 1) Etienne, Naturforscher, geb. 15. April 1772 zu Etampes (Seine-et-Oise), war für den geistlichen Stand bestimmt, wurde aber durch Brisson für die Naturwissenschaften gewonnen und erhielt 1793 die Professur der Zoologie am Pariser Pflanzengarten, der zur Zentrallehranstalt für die Naturwissenschaften erhoben worden war, machte 1798 die ägyptische Expedition mit und begründete das Institut von Kairo. 1809 wurde er Professor der Zoologie an der medizinischen Fakultät; 1810 ging er zu wissenschaftlichen Zwecken nach Portugal und brachte aus den dortigen Museen reiche Sammlungen zurück. Zoologie, vergleichende Anatomie u. Philosophie der Naturwissenschaften fanden einen unermüdlichen Forscher an ihm, der mit seinen Bestrebungen mehr der spekulativen deutschen als der materialistischen französischen Schule verwandt war. Die Grundidee, daß es in der Organisation der Pflanzen einen allgemeinen Plan gebe, der bloß in einigen Punkten modifiziert sei, um die Unterschiede der Gattungen herzustellen, eine Ansicht, die G. selbst das Prinzip typischer Einheit in der Organisation nannte, hielt er in allen seinen Werken fest und verteidigte sie mehrere Jahre hindurch mit vieler Schärfe namentlich gegen Cuvier. In den letzten Lebensjahren beschäftigte sich G. mit den organischen Mißbildungen und Mißgeburten und erhob die Lehre von denselben unter dem Namen Teratologie zur Wissenschaft. G. starb 19. Juni 1844. Er schrieb: „Philosophie anatomique“ (Par. 1818, mit Atlas); mit Cuvier: „Histoire naturelle des mammifères“ (das. 1820–42, 7 Bde.); „Sur le principe de l’unité de composition organique“ (das. 1828); „Des monstruosités humaines“ (das. 1822–34); „Cours de l’histoire naturelle des mammifères“ (neue Ausg., das. 1834); „Philosophie zoologique“ (das. 1830); „Études progressives d’un naturaliste“ (das. 1835). Er war auch Mitarbeiter an der „Description de l’Égypte“ und der „Galerie zoologique“. Eine Biographie schrieb sein Sohn Isidore (Par. 1847).

2) Isidore, Naturforscher, Sohn des vorigen, geb. 16. Dez. 1805 zu Paris, studierte Medizin, war erst Gehilfe am zoologischen Museum, dann Professor der Zoologie zu Bordeaux, seit 1841 als Nachfolger seines vom Amt zurückgetretenen Vaters Professor der Zoologie am Musée d’histoire naturelle, 1850 an der Fakultät der Wissenschaften zu Paris und 1844 Generaldirektor der Studien. Er starb 10. Nov. 1861 in Paris. G. schrieb: „Histoire des anomalies de l’organisation chez l’homme et les animaux“ (Par. 1831–37, 3 Bde.); „Études zoologiques“ (das. 1832–36); „Sur l’hermaphroditisme“ (das. 1833); „Essais de zoologie générale“ (das. 1840); „Histoire naturelle des insectes et des mollusques“ (das. 1841, 2 Bde.); „Histoire naturelle générale des règnes organiques“ (das. 1854–62, 3 Bde.); „Domestication et naturalisation des animaux utiles“ (6. Aufl., das. 1861); „Lettres sur les substances alimentaires“ (das. 1856) u. a. Nach den Noten seines Vaters gab er einige Teile der „Description de l’Égypte“ mit Brongniart u. a. heraus. Ferner lieferte er den naturhistorischen Teil zu Dupetit-Thouars’ „Voyage autour du monde“, besorgte eine Ausgabe von Buffons Werken und gab die Biographie seines Vaters heraus (1847). Großes Verdienst erwarb er sich durch Begründung der Akklimatisationsgesellschaft zu Paris.