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MKL1888:Hauptmann

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Hauptmann“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Hauptmann“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 8 (1887), Seite 217
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Wiktionary: Hauptmann
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Hauptmann. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 8, Seite 217. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Hauptmann (Version vom 30.09.2024)

[217] Hauptmann, der Vorgesetzte einer Anzahl Männer oder eines Bezirks (Amts-, Kreishauptmann); dann militärischer Offiziersgrad (franz. Capitaine) zwischen den Subaltern- und den Stabsoffizieren, der Stellung nach meist Befehlshaber (Chef) einer Kompanie oder Batterie. Vgl. Offiziere. Über den H. der Landsknechte s. d.

Hauptmann, Moritz, Musiktheoretiker und Komponist, geb. 13. Okt. 1792 zu Dresden, ward für das Baufach bestimmt, entschied sich aber für die Musik und genoß in Gotha Spohrs Unterricht im Violinspiel sowie in der Komposition. 1812 fand er eine Anstellung als Violinist an der Hofkapelle zu Dresden, lebte 1814 und 1815 in Prag und Wien und bekleidete von 1815 bis 1820 ein musikalisches Lehramt in der Familie des russischen Fürsten Repnin, die sich abwechselnd in Petersburg, Moskau, Poltawa und Odessa aufhielt. Im J. 1820 nach Deutschland zurückgekehrt, trat er 1822 als Violinist in die Hofkapelle zu Kassel ein, wo er 20 Jahre hindurch wirkte und sich gleichzeitig als Komponist und als Kompositionslehrer eifrig bethätigte. 1842 wurde er auf Spohrs und Mendelssohns besondere Empfehlung als Nachfolger Weinligs in die Ehrenstelle des Kantors an der Thomasschule zu Leipzig berufen und ein Jahr später als erster Lehrer des Kontrapunktes an dem neugegründeten Konservatorium daselbst angestellt. Eine Zeitlang führte er auch die Redaktion der 1848 eingegangenen Leipziger „Allgemeinen Musikzeitung“. Er starb 3. Jan. 1868 in Leipzig. Viele bedeutende Komponisten sind aus Hauptmanns Schule hervorgegangen. Von seinen Kompositionen, die sich insgemein durch Ebenmaß des architektonischen Aufbaues, durch Reinheit des Satzes und Sanglichkeit der Stimmen auszeichnen, sind vor allen hervorzuheben seine Motetten, ferner zwei Messen, ein Offertorium, ein Salve regina, die Chorlieder für gemischte Stimmen, die dreistimmigen Kanons für Sopranstimmen, die Duette, ferner sechs Sonaten für Klavier und Violine, mehrere Violinduette, Streichquartette und eine Oper: „Mathilde“, die in Kassel wiederholt aufgeführt wurde. Der Schwerpunkt von Hauptmanns Bedeutung liegt jedoch in seinen theoretischen Arbeiten, als deren vorzüglichste „Die Natur der Harmonik und Metrik“ (Leipz. 1853, 2. Aufl. 1873) zu erwähnen ist. In diesem epochemachenden Werk hat H. sein theoretisches System, dessen Kernpunkt die Aufstellung des polaren Gegensatzes zwischen der Durkonsonanz und der Mollkonsonanz bildet, in vollendet philosophischer Form dargelegt, und seine übrigen Schriften, wie die „Erläuterungen zu J. S. Bachs Kunst der Fuge“, „Über die Beantwortung des Fugenthemas“ und andre Abhandlungen in Fachzeitschriften, bieten nur Ergänzungen und Nutzanwendungen zu jenem Werk, das dem Verfasser von seiten der Göttinger Universität das Doktordiplom eintrug. Nach seinem Tod erschienen noch: „Die Lehre von der Harmonik“ (hrsg. von O. Paul, Leipz. 1868) und „Opuscula“, eine Anzahl gesammelter Aufsätze (das. 1874). Hauptmanns Briefe an L. Spohr u. a. wurden herausgegeben von Hiller (Leipz. 1876), Briefe von M. H. an Franz Hauser von Schöne (das. 1871). Vgl. Paul, Moritz H., eine Denkschrift (Leipz. 1862).


Jahres-Supplement 1891–1892
Band 19 (1892), Seite 431432
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[431] Hauptmann, Gerhard, Dramatiker, geb. 15. Nov. 1862 zu Salzbrunn in Schlesien, besuchte die Realschule, trat in die Lehre als Landwirt, kam dann auf die Kunstschule von Breslau, um sich zum Bildhauer auszubilden, verließ aber auch diese Schule, um sich an den Universitäten von Jena und Berlin wissenschaftlichen Studien zu widmen. 1883 lebte er drei Monate in Italien, 1884 in Rom als Bildhauer, später ein Jahr in der Schweiz, und nun wohnt H. als Privatmann in dichterischer Thätigkeit in seiner Heimat. Sein erstes Werk war eine epische Dichtung in Versen: „Promethidenlos“ (Leipz. 1885); von dieser Richtung lenkte ihn die Bekanntschaft mit den Dichtungen Ibsens und der Naturalisten ab, und zu litterarischem Rufe gelangte er durch seine Bühnendichtungen im Geiste des Naturalismus. Hier entfaltete H. eine ungewöhnliche Gestaltungskraft in der Charakteristik und eine seltene Kunst in der lyrischen Stimmung der Szenen, aber eine ebenso auffallende Schwäche in der Erfindung eigentlich dramatischer Handlung, so daß seine Dichtungen wesentlich Novellen in Dramenform sind. Mit seinem ersten „sozialen“ Drama: „Vor Sonnenaufgang“ (Berl. 1889), gelang es ihm noch nicht, die Bühnen zu erobern. Im „Friedensfest, eine Familienkatastrophe“ (das. 1890) hat er den erblichen Säuferwahnsinn (analog den „Gespenstern“ von Ibsen) zum Motiv der Dichtung gewählt. Weit erfolgreicher war H. mit dem Drama „Einsame Menschen“ (Berl. 1891), dessen neurasthenischer Held weniger gefiel als seine prächtigen Eltern vom alten Schlage. In der Komödie „College Crampton“ (Berl. 1892) steht ein verkommener, aber begabter Künstler im Mittelpunkte der Handlung. Hauptmanns letztes Werk: „Die Weber“, Schauspiel [432] aus den 40er Jahren (Berl. 1892), erschien in zwei Fassungen; die Originalausgabe ist im schlesischen Dialekt geschrieben. Er gilt als der Begabteste der neuen Dichtergeneration.