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MKL1888:Köhler

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Köhler“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Köhler“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 9 (1887), Seite 921922
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Wiktionary: Köhler
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Köhler. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 9, Seite 921–922. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:K%C3%B6hler (Version vom 04.10.2024)

[921] Köhler, Kohlenbrenner, s. Kohle.

Köhler, Fisch, s. Schellfisch.

Köhler, 1) Christian, Maler, geb. 13. Okt. 1809 zu Werben in der Altmark, ging 1826 mit W. v. Schadow nach Düsseldorf, wurde 1855 Lehrer des Antikensaals und der Malklasse an der Akademie und [922] erhielt den Professortitel. Er starb 30. Jan. 1861 in Montpellier. Seine Bilder zeichnen sich durch treffliche Komposition und Formenschönheit aus; auch als Kolorist nimmt er einen hohen Rang ein. Von seinen meist durch Kupferstich und Lithographie vervielfältigten Bildern sind die bedeutendsten: Rebekka am Brunnen, die Findung Moses’, der Lobgesang der Mirjam, der Triumph Davids, die Braut, Semiramis, Hagar und Ismael, Susanna im Bad, Julie dem entschwundenen Romeo nachsehend, Mignon, die Aussetzung Moses’, Germanias Erwachen (1849), Gretchen am Spinnrad u. a. Auch als Porträtmaler leistete K. Rühmliches, namentlich in Damenbildnissen.

2) Ludwig, Dichter und Novellist, geb. 6. März 1819 zu Meiningen, studierte seit 1840 in Jena und Leipzig schöne Wissenschaften und veröffentlichte damals das Gedicht „Der neue Ahasver“ (Jena 1841) und den Roman „Akademische Welt“ (das. 1843, 2 Bde.). In die burschenschaftlichen Untersuchungen verwickelt, mußte er 1843 Leipzig verlassen, lebte anfangs in Meiningen und siedelte 1844 nach Hildburghausen über, wo er für das Bibliographische Institut litterarisch thätig war und 4. Aug. 1862 starb. Unter seinen spätern Werken sind die Romane: „Thomas Münzer“ (Leipz. 1845, 3 Bde.) und „Johannes Huß“ (das. 1846, 3 Bde.), „Der Prinz aus dem Morgenland“ (Berl. 1847, 3 Bde.), „Fürstenschloß und Bauernhütte“ (das. 1847), „Jürgen Wullenweber“ (Leipz. 1856, 3 Bde.) und „Vom Frühling zum Herbst“ (das. 1856, 3 Bde.), die Novellensammlung „Primavera“ (Jena 1846, 2 Bde.) und „Freie Lieder“ (das. 1847, 2. Aufl. 1849), worin sich K. der sozialen Richtung zuneigte, die hervorragendsten. In seinen letzten Jahren hatte sich K. dem Drama zugewandt und nicht ohne Glück mit den Schauspielen: „Bürger und Edelmann“, „König Mammon“ und „Die Dithmarsen“ debütiert.

3) Louis, Klavierspieler, Komponist und Musikschriftsteller, geb. 5. Sept. 1820 zu Braunschweig, bildete sich als Musiker in Wien aus und lebte seit 1847 in Königsberg, wo er eine von ihm gegründete Musikschule für Klavierspiel und Komposition leitete und 16. Febr. 1886 starb. Von seinen zum Teil höchst wertvollen litterarischen Arbeiten sind zu erwähnen: „Die Melodie der Sprache“ (Leipz. 1853); „Systematische Lehrmethode für Klavierspiel und Musik“ (das. 1856–58, 2 Bde.; 2. Aufl. 1872–83); „Führer durch die Klavierunterrichtslitteratur“ (das. 1859, 7. Aufl. 1882); „Der Klavierunterricht“ (das. 1860, 5. Aufl. 1886); „Harmonie- und Generalbaßlehre“ (3. Aufl., Berl. 1880); „Der Klavierfingersatz“ (Leipz. 1862); „Der Gesangsführer“ (das. 1863); „Die neue Richtung in der Musik“ (das. 1864); „Der Klavierpedalzug“ (Berl. 1882) und „Allgemeine Musiklehre“ (Leipz. 1883). Seine Kompositionen bestehen in Opern, Instrumental-, Klavier- und Gesangstücken; unter ihnen sichern besonders die trefflichen Etüden- und Unterrichtswerke dem Autor einen dauernden Ruf.

4) Reinhold, Litterarhistoriker, geb. 24. Juni 1830 zu Weimar, studierte in Jena, Leipzig und Bonn Philologie und ist seit 1857 Bibliothekar an der großherzoglichen Bibliothek in Weimar. Er schrieb außer zahlreichen Aufsätzen in wissenschaftlichen Zeitschriften: „Über die Dionysiaka des Nonnus von Panopolis“ (Halle 1853); „Dantes Göttliche Komödie und ihre deutschen Übersetzungen“ (Weim. 1865); „Herders Cid und seine französische Quelle“ (Leipz. 1867); ferner gab er heraus: „Alte Bergmannslieder“ (Weim. 1858); „Vier Dialoge von H. Sachs“ (das. 1858); „Kunst über alle Künste, ein bös Weib gut zu machen“ (eine deutsche Bearbeitung von Shakespeares „Taming of the shrew“ von 1672, Berl. 1864); Schillers „Ästhetische Schriften“ (Bd. 10 der historisch-kritischen Ausgabe, Stuttg. 1871) u. a.

5) August, protest. Theolog, geb. 8. Febr. 1835 zu Schmalenberg (Rheinpfalz), studierte seit 1851 in Bonn, Utrecht, Erlangen, habilitierte sich, nachdem er eine wissenschaftliche Reise nach Holland unternommen, 1857 an der theologischen Fakultät der letztgenannten Universität, wurde daselbst 1862 zum außerordentlichen, 1864 in Jena zum ordentlichen Professor der Theologie ernannt, ging 1866 in gleicher Eigenschaft nach Bonn und 1868 nach Erlangen. Unter seinen Schriften sind zu nennen: „Die niederländische reformierte Kirche“ (Erlang. 1856); „Die nachexilischen Propheten“ (das. 1860–65, 4 Abtlgn.); „Lehrbuch der biblischen Geschichte des Alten Testaments“ (das. 1875–85, 2 Bde.).

6) Ulrich, Altertumsforscher, geb. 6. Nov. 1838 zu Klein-Neuhausen im Großherzogtum Weimar, studierte 1858–61 in Jena und Göttingen, lebte dann in Italien, wurde 1865 der preußischen Gesandtschaft in Athen als Sekretär attachiert, ging 1872 als ordentlicher Professor für Altertumskunde nach Straßburg, kehrte 1875 nach Athen zurück, um die Leitung des neubegründeten archäologischen Instituts daselbst zu übernehmen, und ward 1886 ordentlicher Professor in Berlin. Er veröffentlichte: „Urkunden und Untersuchungen zur Geschichte des delisch-attischen Bundes“ (Berl. 1870) und viele Beiträge in Zeitschriften, besonders über Epigraphik. Von seinem Hauptwerk, dem zweiten Bande des „Corpus inscriptionum atticarum“, der die Inschriften vom Archon Eukleides bis auf Augustus enthalten soll, sind bis jetzt 2 Teile (Berl. 1877–83) erschienen.


Ergänzungen und Nachträge
Band 17 (1890), Seite 495
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[495] Köhler, 6) Ulrich, Archäolog, wurde 1889 zum Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Berlin ernannt.