MKL1888:Kessel

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Kessel“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 9 (1887), Seite 698699
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Kessel. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 9, Seite 698–699. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Kessel (Version vom 22.11.2022)

[698] Kessel, meist größere und runde metallene Gefäße, je nach dem Zweck, zu welchem sie bestimmt sind, von abweichender Form. Am häufigsten sind die aus Kupfer geschmiedeten, aus Eisen gegossenen und aus Eisenblech getriebenen oder genieteten K. Die schmiedeeisernen K. werden vielfach emailliert, um das Angreifen des Eisens zu vermeiden, auch doppelwandig durch Schweißen hergestellt, zum Zweck des Kochens mit Dampf. Die größten K. benutzt man zur Erzeugung von Wasserdampf (s. Dampfkessel). – K. heißt auch eine von allen Seiten durch Erhöhungen begrenzte Vertiefung des Bodens von rundlicher Gestalt. Die K. unterscheiden sich von den Thalbecken hauptsächlich dadurch, daß sie entweder gar keinen oder doch nur einen einzigen Ausgang haben. – In der Artillerie heißt K. bei Geschützen mit cylindrischer Kammer (Haubitzen und Mörser, s. d.) der halbkugelförmige Teil der Seele zwischen Kammer und Flug. – In der Jägersprache nennt man K. die Vertiefung, welche sich die Sauen in den Boden brechen, um sich darin zu lagern (einzuschieben), auch die Erweiterungen in den Röhren der Baue der Dachse, Füchse, Kaninchen etc., in welchen dieselben Junge bringen; auch eine von Schützen und Treibern umstellte Fläche bei der Treibjagd (s. d.).

Kessel, van, niederländ. Künstlerfamilie, von welcher folgende Mitglieder die bekanntesten sind:

1) Hieronymus, geboren zu Antwerpen, war um 1594 Schüler des Cornel. Floris, ging dann nach Deutschland, wo er in Frankfurt a. M., Augsburg, Straßburg und Köln bis 1620 thätig war. Er soll dann nach seiner Heimat zurückgekehrt und daselbst nach 1626 gestorben sein. Er malte zumeist Porträte, welche von R. Sadeler gestochen worden sind.

2) Theodor, Kupferstecher und Radierer, geboren um 1620 in Holland, ließ sich um 1652 in Antwerpen nieder und radierte und stach daselbst nach Rubens (Jagd des kalydonischen Ebers), van Dyck, Tizian (Karl V.), G. Reni u. a.

3) Jan, der ältere, Sohn von K. 1), geb. 1626 zu Antwerpen, war Schüler von Simon de Vos und Samtbrueghel und malte in der Art des letztern vorzugsweise Vögel, Blumenkränze, Früchte, Insekten. Das Museum zu Antwerpen besitzt von ihm ein Vogelkonzert, das zu Madrid einen Blumenkranz mit Jesus und Johannes in der Mitte, das Belvedere zu Wien eine Wildschweinshetze, einen [699] Bären mit einer Schlange kämpfend und eine Landschaft mit Fuchs und Storch. Er starb 1679.

4) Ferdinand, Sohn des vorigen, geb. 1648 zu Antwerpen, malte in der Art seines Vaters Stillleben, Landschaften und Tierstücke, führte aber auch dekorative Arbeiten für den König Johann Sobieski von Polen (vier Elemente und vier Weltteile) und für den Palast König Wilhelms III. von England zu Breda aus, wohin er 1696 übergesiedelt war. Er starb daselbst 1710. Das Braunschweiger Museum besitzt von ihm einen Hasen mit Gemüse.

5) Jan, der Holländer, geb. 1648 zu Amsterdam, soll Schüler von J. Ruisdael gewesen sein und malte in dessen und Hobbemas Art Wald-, Winter- und Flachlandschaften sowie Ansichten von Amsterdam, die sehr gesucht sind. Er starb 1698.

6) Jan, der jüngere, Sohn von K. 3), geb. 1654 zu Antwerpen, ging 1680 nach Madrid, wo er vorzugsweise als Porträtmaler thätig war, aber auch dekorative Bilder (die Geschichte der Psyche im Alkazar) malte. Er starb daselbst 1708.

7) Niclaas, Neffe von K. 4), geb. 1684 zu Antwerpen, malte Bauerngesellschaften, Kirmesszenen, Soldatenstücke und andre humoristische Genrebilder. Er war eine Zeitlang in Paris thätig und starb 1741 in Antwerpen. Das Museum zu Lille besitzt eine Wachtstube, das zu Braunschweig einen Quacksalber und das Belvedere zu Wien zwei Affenbilder von ihm.