MKL1888:Kleist-Retzow

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Kleist-Retzow“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Kleist-Retzow“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 9 (1887), Seite 834
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: [[{{{Wikisource}}}]]
Wiktionary-Logo
Wiktionary:
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Kleist-Retzow. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 9, Seite 834. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Kleist-Retzow (Version vom 03.05.2023)

[834] Kleist-Retzow, Hans Hugo von, konservativer Politiker, geb. 25. Nov. 1814 zu Kiekow bei Belgard in Hinterpommern, ward in Schulpforta erzogen, studierte in Göttingen und Berlin die Rechte, trat sodann als Auskultator in den Staatsjustizdienst, ward 1844 Landrat des Kreises Belgard, trat 1848 an die Spitze der streng konservativen Junkerpartei und war einer der Begründer der „Kreuzzeitung“. 1849–52 gehörte er der reaktionären Partei im Abgeordnetenhaus an, war 1850 auch Mitglied des Staatenhauses in Erfurt und ward 1851 nach dem Sieg der Reaktion zum Oberpräsidenten der Rheinprovinz ernannt, wo er mit der rücksichtslosesten Polizeiwillkür gegen den Liberalismus einschritt und sich zugleich zu dem Hof des Prinzen von Preußen in Koblenz in schroffste Opposition setzte. Nach Einsetzung der Regentschaft 1858 sofort entlassen, zog er sich auf sein Rittergut Kiekow zurück und beteiligte sich, obwohl als Vertreter der Familie v. Kleist ins Herrenhaus berufen, wenig an den öffentlichen Ereignissen zur Zeit der neuen Ära. Erst in der Konfliktszeit trat er wieder hervor und stellte sich nach dem Umschwung in Bismarcks innerer Politik nach 1866 an die Spitze der streng- oder altkonservativen Partei. Besonders die kirchliche Politik der Regierung seit 1871 bekämpfte er im Herrenhaus mit Scharfsinn und rhetorischer Gewandtheit, und in der Generalsynode 1879 war er einer der Führer der Strengkonfessionellen. Nach der Reorganisation der konservativen Partei 1876 stellte er sich an die Spitze des äußersten rechten Flügels der Deutschkonservativen im Reichstag, dem er seit 1877 angehört, und unterschied sich von den Ultramontanen nur durch seinen nie verleugneten preußischen Patriotismus. 1883 ward er zum Wirklichen Geheimen Rat mit dem Prädikat Exzellenz ernannt.