MKL1888:Kleisthĕnes

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Kleisthĕnes“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 9 (1887), Seite 833834
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Kleisthĕnes. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 9, Seite 833–834. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Kleisth%C4%95nes (Version vom 03.05.2023)

[833] Kleisthĕnes (lat. Clisthenes), 1) Tyrann von Sikyon um 600 v. Chr., aus dem Geschlecht der Orthagoriden, unterdrückte die dorischen Einwohner, trat in enge Verbindung mit der Priesterschaft des delphischen Apollon, dessen Besitztum er im ersten Heiligen Krieg (600–590) gegen Krisa und Kirrha mit Erfolg verteidigte, und zu dessen Ehren er die Pythischen Spiele erneuerte, und lud als Sieger zu Olympia (582) alle Hellenen nach Sikyon ein, sich um seine Tochter Agariste zu bewerben. Bei der glänzenden Festfeier verscherzte sich der bisher begünstigte Bewerber Hippokleides aus Athen durch einen unanständigen Tanz die Hand der Agariste, die dem Alkmäoniden Megakles zu teil wurde. K. starb 570.

2) Athener, Sohn des Megakles und der Agariste, Enkel des vorigen, Haupt der Alkmäoniden, gewann durch Wiederaufbau ihres verbrannten Tempels die delphische Priesterschaft dahin, daß sie ihm durch ein Orakel den Beistand der Spartaner zum Sturz der [834] Peisistratiden 510 v. Chr. verschaffte, stellte sich darauf an die Spitze der demokratischen Partei, hob bei der Wiederherstellung der Solonischen Verfassung die frühere Einteilung der Geschlechter auf, führte die Besetzung der Ämter durch das Los und den Ostrakismos oder das Scherbengericht ein und nahm zahlreiche Metöken in die Bürgerschaft auf. Samt seinem Anhang durch Isagoras, den Führer der Aristokraten, mit Hilfe der Spartaner vertrieben, kehrte er schon 508 nach Athen zurück. Wegen eines schimpflichen Vertrags mit dem persischen Satrapen von Sardes, Artaphernes, wurde er indes 505 durch den Ostrakismos verbannt.