MKL1888:Kloākentiere

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Kloākentiere“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 9 (1887), Seite 850851
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Kloākentiere. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 9, Seite 850–851. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Klo%C4%81kentiere (Version vom 17.01.2023)

[850] Kloākentiere (Monotremata, hierzu Tafel „Kloakentiere“), die niederste Ordnung der Säugetiere, mit schnabelartig verlängerten Kiefern, haben in manchen Eigentümlichkeiten ihres Baues Ähnlichkeit mit den Vögeln. In der Art ihrer Entwickelung stehen sie den Beuteltieren sehr nahe, auch besitzen sie über den Schambeinen die sogen. Beutelknochen, welche sogar beim Weibchen von Echidna einen Beutel tragen; sie unterscheiden sich aber von ihnen besonders durch das Vorhandensein einer wahren Kloake, indem das erweiterte Ende des Mastdarms, wie bei den Vögeln, die Mündungen der Geschlechts- und Harnwege aufnimmt. Echte Zähne fehlen; das Schnabeltier hat aber jederseits zwei Hornzähne in seinen wie ein Entenschnabel gestalteten Kiefern. Die Füße sind fünfzehig und mit starken Krallen versehen. Das sehr kleine Gehirn ist wenig ausgebildet; ein äußeres Ohr fehlt, die Augen sind klein, die Nasenöffnungen liegen vorn an der Schnauze. Die Blutwärme beträgt beim Schnabeltier nur 25° C., also erheblich weniger als bei den höhern Säugetieren. Das Männchen trägt an den Hinterfüßen einen durchbohrten Sporn, der bei der Begattung zum Festklammern an das Weibchen Verwendung findet. Wie bei den Vögeln ist der linke Eierstock verkümmert.

[Ξ]

Kloakentiere.
Ameisenigel (Echidna hystrix). 1/4. (Art. Ameisenigel.)
Schnabeltier (Ornithorhynchus paradoxus). 1/3. (Art. Schnabeltier.)

[851] Auch werden nicht, wie bei allen übrigen Säugetieren, die Jungen lebend geboren, sondern die K. legen (nach den neuesten Entdeckungen, welche beim Artikel „Ameisenigel“ nicht mehr berücksichtigt werden konnten) gleich den Vögeln Eier. Diese haben eine weiche Schale, sind etwa 2 cm lang und werden im Beutel der Mutter aufbewahrt, bis die Jungen auskriechen. Die Milchdrüsen haben keine hervorragende Zitze, so daß die austretende Milch von den Jungen nicht aufgesogen, sondern abgeleckt wird. – Lebend und zwar in Australien und Vandiemensland sind nur die beiden Gattungen Ornithorhynchus, Schnabeltier (s. d.), und Echidna, Ameisenigel (s. d.), mit einer, resp. zwei Arten, vorhanden; versteinert hat sich eine riesige Echidna in den Knochenhöhlen des Diluviums von Australien gefunden.