MKL1888:Kohlenstoffchloride
[921] Kohlenstoffchloride, Verbindungen des Kohlenstoffs mit Chlor, entstehen nicht direkt aus den Elementen, sondern nur bei Einwirkung von Chlor auf andre Kohlenstoffverbindungen. So liefert Sumpfgas (Methan CH4) bei Einwirkung von Chlor im Sonnenlicht Kohlenstoffsuperchlorid (Zweifachchlorkohlenstoff, Tetrachlormethan) CCl4, eine farblose, aromatisch chloroformartig riechende Flüssigkeit, welche bei 77° siedet. Derselbe Körper entsteht bei Einwirkung von Chlor auf Methylchlorür oder Chloroform und wurde zur Darstellung von Anilinrot benutzt. Äthan C2H6 und Äthylchlorür liefern bei gleicher Behandlung mit Chlor Kohlenstoffsesquichlorid (Anderthalbchlorkohlenstoff, Carboneum trichloratum) C2Cl6. Letzteres bildet farb- und fast geschmacklose Kristalle, riecht kampferartig, löst sich leicht in Alkohol und Äther, nicht in Wasser, ist schon bei gewöhnlicher Temperatur sehr flüchtig, schmilzt bei 160°, siedet bei 182°. Man hat es als Arzneimittel und anästhetisches Mittel empfohlen. Im glühenden Rohr zerfällt das Sesquichlorid in Chlor und Kohlenstoffchlorid (Tetrachloräthylen) C2Cl4, eine farblose, ätherisch riechende Flüssigkeit, deren Dämpfe bei heller Rotglut Kohlenstoffchlorür (Perchlorbenzol) C6Cl6 als farb- und geschmacklose, dem Walrat ähnlich riechende Nadeln liefern.