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MKL1888:Kolben

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Kolben“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Kolben“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 9 (1887), Seite 930931
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Kolben. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 9, Seite 930–931. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Kolben (Version vom 07.10.2024)

[930] Kolben, s. v. w. Streitkolben (s. d.); am Schafte der Handfeuerwaffen der hintere, nach unten gerichtete, zum bequemern Anschlag verstärkte Teil, bei Pistolen etc. als Handgriff dienend; in der Botanik (spadix) Form des ährenartigen Blütenstandes (s. d.), bei welchem die dicht stehenden Blüten in der verdickten Spindel mehr oder weniger eingesenkt sind; in der Zoologie das noch mit Haut (Bast) bedeckte Geweih des Hirsches (s. Geweih). In der chemischen Technik heißt K. ein kugelförmiges Glasgefäß mit langem, nach dem Ende hin sich erweiterndem Hals, dient bei Destillationen zur Aufnahme des Destillats (s. Abbildung bei Destillation, S. 717), auch zum Erhitzen von Flüssigkeiten, als Sublimiergefäß, zur Entwickelung von Gasen etc. Bisweilen sind die K. auf der Kugel tubuliert, d. h. mit einer zweiten Öffnung versehen, auf welcher ein ganz kurzes Rohr sitzt, welches rechtwinkelig zu dem langen Hals verläuft. Stehkolben (Kochflaschen) haben einen abgeplatteten Boden, so daß sie mit aufwärts gerichtetem Halse stehen. In der Metallurgie s. v. w. Gänze (s. d.).

Kolben, im Maschinenbau Körper, welche sich in einem Hohlraum (Cylinder, Stiefel), dicht anschließend, hin und her bewegen und dazu dienen, entweder von Flüssigkeiten (tropfbaren oder gasförmigen) Bewegung zu empfangen, oder auf dieselben Bewegungen zu übertragen. Das geschieht in der Weise, daß man für den ersten Fall die Flüssigkeit mit Druck hinter den K. treten läßt, wobei er im Cylinder vorwärts geschoben wird (die Weiterübertragung der Bewegung erfolgt durch eine aus dem Cylinder herausragende Stange, Kolbenstange), während man im zweiten Fall den K. an der Stange bewegt und dadurch [931] die Flüssigkeit in Bewegung setzt. Der Form nach unterscheidet man zwei Hauptarten von K.: Scheibenkolben, die aus einer verhältnismäßig dünnen, an den Rändern mit irgend einer Liderung (s. d.) versehenen Scheibe bestehen, und Taucherkolben (Mönchskolben, Plungerkolben), welch letztere man als Kolbenstangen ohne besondern Kolbenkörper ansehen kann, welche durch eine Stopfbüchse des Cylinders abgedichtet werden. Man unterscheidet ferner massive und durchbrochene (oder Ventil-) K. S. auch Dampfmaschine, Pumpe etc.